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Family Job

Family Job

Titel: Family Job Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allan Guthrie
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achtgeben«, sagte Mum.
    »Ich weiß.«
    »Bist du sicher, dass dir nichts fehlt?«
    Er versuchte, in seine Stimme ein wenig Begeisterung hineinzulegen. »Absolut. Mach dir keine Sorgen.«
    »Wie soll ich mir keine Sorgen machen?«
    »Ich weiß.« Pause. »Ich weiß.«
    »Kommst du nach Hause?«
    Er warf einen Blick auf Smith. »Wenn es wieder sicher ist.«
    »Und wann ist das?«
    Nur mit Mühe hinderte er seine Stimme daran, zu brechen. »Bald.«
    Smith ließ das Essen auf Tommys Bett fallen – Knabberzeug, wie immer. Seit seiner Geiselnahme hatte Tommy außer zwei Suppendosen und gelegentlich einem Teller gebackene Bohnen nichts Gesundes zu essen bekommen. Smith steckte die Hand in eine Tüte Chips. Tommy wusste, dass er gleich etwas sagen würde, auch wenn er sein Gesicht unter der Skimaske nicht sehen konnte. Es hatte etwas damit zu tun, wie sein Körper mit einem Mal ruckartig innehielt.
    »Keinen Hunger?«, fragte Smith. »Ich nehm’s gern, wenn du’s nicht willst.«
    Tommy starrte auf das Zeug, das sich in einer Falte der zerknüllten Decke um ihn sammelte. Genau genommen, machte ihn nicht mal der Gedanke an ein großes saftiges Steak an. Inzwischen bildete sich kaum noch eine Falte an seinem Bauch, wenn er sich vorbeugte. Nicht dass er je so fett gewesen war wie sein Bruder, aber er hatte ein bisschen angesetzt. Die Zeiten ändern sich.
    Die Decke stank. Oder vielleicht war es auch sein Arm. Oder der Eimer. Obwohl er in letzter Zeit nichts darin zu deponieren hatte.
    Tommy schaute auf den Bildschirm des Laptops. »Kann ich zu Hause anrufen?«
    »Leck mich, und iss was.«
    »Lassen Sie mich meine Mutter anrufen. Ich will mit Jordan sprechen.«
    »Iss.«
    »Wenn ich was esse, lassen Sie mich dann anrufen?«
    »Okay.«
    Tommy griff nach einem Schokoriegel.Wickelte ihn aus. Seine Finger waren geschwollen und empfindlich. Er biss in den Riegel. Kaute zweimal, schluckte. Biss noch mal ab. Aß ihn mit dem dritten Biss auf. Leckte sich die oberen Vorderzähne, brachte sie aber nicht dazu, dass sie nicht mehr pochten.
    »Kann ich jetzt telefonieren?«
    »Nein«, sagte Smith. »Ich finde, du hast schon genug geredet.«
    Nacht. Das Licht war aus. Der Computerbildschirm war dunkel. Er war auch eingeschlafen.
    Die Stille dröhnte in Tommys Ohren. Seine Haut kribbelte überall, ihm war schwindlig, seine Lider waren bleischwer, seine Augäpfel pochten, aber er konnte nicht schlafen. Wollte auch nicht.
    Stellte sich die Frage, die er sich schon hundertmal gestellt hatte, seit Smith den Laptop angeschlossen hatte.
    Was sollte die Live-Videokamera in Frasers Wohnzimmer?
    »Lochkamera«, hatte Smith erklärt, als das Bild endlich stand.»Hab sie eingebaut,als er weg war.Auf dem Kaminsims guckt sie durch ’ne Lücke zwischen zwei Bilderrahmen. Schwer zu sehen, selbst wenn man weiß, dass sie da ist. Hatte ’n bisschen Angst, dass Fraser abstaubt, aber so ’n Putzteufel scheint er nicht zu sein.«
    Das Farbbild war so deutlich, dass man sogar das Teppichmuster erkennen konnte. Das gleiche wie bei Fraser.
    Das Zimmer war im Augenblick leer.
    Wie ausgestorben. »Wie ’ne Babykamera«, sagte Smith. »Schon mal von gehört?«
    Tommy sagte nichts.
    »Man sollte denken, dass die ’n Vermögen kosten.« Smith hielt inne. »Weniger als ’n Tausender, die da. Egal, ich hab ja ’n Vermögen, weißt du noch?«
    Tommy waren die fünfzig Riesen, die Smith ihm gestohlen hatte, scheißegal. Sie waren ihm gegönnt.
    »Batteriebetrieben«, fuhr Smith fort. »Die halten viel länger, als sie müssen. Drahtlos natürlich. Und irgend ’ne geile Software schickt alles an ’ne Website, wo ich’s in Echtzeit abspielen kann. Ruckelt ’n bisschen. Aber für meine Zwecke reicht’s.«
    »Was soll das alles?«, fragte Tommy. »Wofür ist das? Sagen Sie’s mir.«
    »Nur Geduld«, sagte Smith.
    Bis er Fraser sah, hatte er nicht geglaubt, dass die Kamera im Haus seines Sohnes installiert war. Hatte gedacht, das Bild sei getürkt. Aber als Fraser ins Bild spazierte, wusste Tommy, dass es echt war. Es gab keinen Ton, und Tommy sah zu, wie sein Sohn stumm aus dem Bild verschwand.
    Tommys Hand bewegte sich in Richtung Bildschirm, fasste ins Leere, fiel schlaff an seine Seite.
    Ein paar Minuten später kam Fraser zurück und rieb sich die Nase,als hätte er gerade Koks geschnupft.Tommy musste gegen seinen Willen lächeln.
    Smith raschelte mit der Chipstüte.
    Tommy wandte den Blick vom Monitor ab. Er blinzelte wiederholt, seine Augen brannten. Auf

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