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Family Job

Family Job

Titel: Family Job Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allan Guthrie
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hören.«
    »Sag mir, was da nicht stimmt, Tommy, bitte.«
    »Das brauchst du nicht zu wissen. Vertrau mir einfach.«
    »Ich versuch’s ja. Hilf mir ein bisschen.«
    »Bitte, Mum. Ich kann’s nicht brauchen, dass die Polizei nach mir sucht, glaub mir.«
    »Hast du Ärger mit der Polizei?«
    Smith nickte.
    »Ja«, sagte Tommy. »’n bisschen. Aber das gibt sich wieder. Nichts Ernstes.«
    Stille. »Aber wenn du dich verstecken musst …«
    »Für ’ne Weile.«
    »Und es ist nichts Ernstes?«
    »Nicht am Telefon, Mum.«
    »Wieder der Tabak? Tommy, ich hab gedacht …«
    »Damit hat’s nichts zu tun.«
    »Sag’s mir«, beharrte sie. »Ich kann ein Geheimnis für mich behalten.«
    »Ich hab kein … ich kann’s dir nicht sagen.«
    Pause. »Kann ich irgendwas für dich tun?«
    Smith beugte sich vor und flüsterte ihm etwas ins Ohr.
    »Sag den Jungs«, sagte Tommy, »dass ich für ’ne Weile ins Ausland muss. Dass sie mich nicht erreichen können. Mach ihnen keine Angst.«
    »Natürlich nicht.«
    Smith flüsterte noch etwas.
    Tommy drehte sich zu ihm um und sah ihn an. »Und Phil darf auch nichts davon wissen.«
    »Er weiß nichts davon?«
    »Kein Wort zu ihm, Mum.«
    »In Ordnung.«
    »Okay. Bye, Mum.«
    Smith nahm ihm das Telefon ab, sachte, damit Tommy nicht protestierte, und legte auf. »Sehr gut«, sagte Smith. »Du bist der geborene Lügner.« Er tippte auf den Tasten herum, wählte. Nach ein paar Sekunden sagte er: »Phil, was macht der Kopf? Hör gut zu. Wenn ich höre, dass du rumschnüffelst und deinen Bruder zu finden versuchst, dann bring ich ihn um. Verstanden?«
    Phil musste geantwortet haben, denn Smith sagte: »Ja, das heißt, dass er lebt. Bist du ganz von selbst draufgekommen. Sehr intelligent. Jetzt sei still, und hör zu. Jemand wird sich zu gegebener Zeit bei dir melden. Benimm dich einfach bis dahin, und schnüffle nicht rum, und sag kein Wort zu niemand. Eure Familie denkt, Tommy ist im Ausland. Lass sie in dem Glauben, oder Tommy stirbt.«
    In dieser Nacht hatte Tommy kein Auge zugemacht. Er fror, und er hatte Angst, und dauernd war ihm die Kette im Weg. Schlimmer noch, etwas steckte ihm im Oberarm von seinem fehlgeschlagenen Fluchtversuch am Abend zuvor. Er hätte sich die Wunde gern angeschaut, doch er hatte keine Lampe, und an den Lichtschalter kam er nicht ran.
    Er wartete, bis es draußen hell wurde. Sah, dass ein Stück Glas in seinem Arm steckte. Pulte vorsichtig ein bisschen herum, bekam es aber nicht zu fassen.
    Am Morgen warf er den Eimer gegen das Fenster und zerbrach eine Fensterscheibe. Er rief um Hilfe.
    Smith erschien mit Maske, Slippern, Katana . »Hier ist weit und breit kein Mensch«, sagte er. Er verließ das Zimmer mit dem Eimer, kam zurück, angezogen und mit einer Knarre im Hosenbund. Er hatte Schaufel und Kehrbesen dabei, eine Rolle Klebeband und einen neuen Eimer, einen aus blauem Plastik mit weißem Henkel. Er klebte ein Stück Pappe über das Loch.
    Bevor er ging, fragte Tommy: »Kann ich meine Klamotten wiederhaben?«
    »Nein«, sagte Smith.
    »Würden Sie mir helfen, das Stück Glas aus meinem Arm zu holen?«, sagte Tommy.
    Smith schaute ihn an. »Hast du versucht, irgendwelche Glasstücke aus meinem Sohn zu holen?«
    Zwei Tage später sah die Wunde gar nicht gut aus. Es war Tommy am Vortag gelungen, das Glas herauszupfriemeln und -zupfen, aber die Wunde brauchte mehr als ein paar Güsse mit kaltem Wasser. Hätte ordentlich gesäubert, genäht, verbunden werden müssen. Smith hatte keine Lust, ihn ins nächste Krankenhaus zu bringen oder die Krankenschwester zu spielen. Das hatte er deutlich gemacht, bevor er Tommy aufgefordert hatte, ihm die Glasscherbe zu geben.
    Gestern schien weit zurückzuliegen.
    Smith kam ins Zimmer geplatzt. »Morgen«, sagte er. »Willst du heute Frühstück?«
    Tommy schüttelte seine Decke ab. »Mein Arm tut sauweh«, sagte er. »Sie müssen ihn von jemand untersuchen lassen.«
    »Nein«, sagte Smith und wandte den Kopf ab. »Deck dich zu.«
    Wer hätte gedacht, dass Smith so prüde war?
    Tommy zog die Decke wieder um sich. »Wenn die Wunde sich entzündet, kann ich an Blutvergiftung sterben.«
    »Ist mir scheißegal.«
    »Dann wär’s vorbei mit Ihrem Spaß.«
    Tommy verließ sich darauf, dass er lebend für Smith mehr wert war als tot. Smith hatte Phil gegenüber angedeutet, dass Tommy am Leben bleiben würde, bis sich jemand bei Phil melden würde. Es ergab Sinn, dass Smith ihn leben ließ, bis er auch den letzten Penny aus ihm

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