Fan Man
Mann, steig an der Lower East Side aus der U-Bahn, Mann, kletter die Treppen rauf, lande mal wieder auf der Straße, Mann, bei Cooper Union und St. Mark’s Place, wieder bei meinen Leuten, Mann. Fühl den Schmutz und Dreck, Mann, der mir in die Augen weht und riech den Gestank von Pisse und Scheiße und Kotze und alten Bierdosen, Mann, bis zur Nase. Wir sind wieder da, Mann, wo wir hingehören.
St. Mark’s Place, Mann, mit einem Hippie-Laden am andern, Mann, da werd ich EIN PAAR FANS VERKAUFEN! Geh rein in diesen unheimlich irren psychedelischen Laden, Mann, mit rotierenden Leuchten krieg ich Kopfschmerzen von und Weihrauch tränen mir die Augen, wie wunderbar, Mann. Rüber zum Tresen, Mann, wo der Geschäftsführer sitzt, mit nem hohen Seidenhut auf.
»Hör mal, Mann, was du brauchst, um das Geschäft anzukurbeln, ist einer von diesen Fans, Mann, sieh mal.«
Fisch Fan raus, Klick-den-Schalter, nichts passiert. »Die Batterien sind am Ende, Mann, und er ist voll Wasser, aber auf jeden Fall, Mann, kapierste – für Typen zum Kopfkühlen gedacht.«
»Was soll das Ding kosten?«
»Ich kauf sie ein für einen Dollar und fünfundneunzig Cent und ich verkauf sie für ein Dollar und fünfundneunzig Cent. Man fragt mich, warum. Ich sags dir, Mann – das sind heilige Gegenstände, sie machen Musik, einen kleinen Summton, und deshalb kann ich mir damit keinen Gewinn erlauben.«
»Ich geb dir eineinhalb Dollar.«
»Wahnsinn, Mann, das is sogar noch besser für mein Ego, ich verlier Geld an dem Handel.«
»Wieviel haste dabei?«
»Nur diesen einen, Mann, und ich würd ihn dir lassen, wenn es nicht mein einziges Muster wär. Allerdings erwart ich jeden Augenblick ne Riesensendung, Mann.«
»Ich nehm ein Dutzend.«
»Fabelhaft, Mann. Wieviel willst du für diesen batteriebetriebenen Spezialrückenkratzer im Schaufenster, Mann?«
»Kostet dich nen Dollar und fünfundneunzig Cent.«
»Ein notwendiger Gegenstand, Mann, hol ihn raus.«
Und jetzt hab ich noch einen Kauf getätigt und in meinem bereits unglaublich schweren Beutel noch einen wertvollen kostbaren Gegenstand untergebracht, einen batteriebetriebenen Rückenkratzer mit nem langen Griff, Mann, und ner kleinen Plastikhand am Ende, die hin und her vibriert. Aufs dritte Auge angewendet kurbelt sie Visionen an, Mann. Ich werd ihn als Chakramasseur verkaufen und so wird er ein heiliger Gegenstand sein, für den ich nicht mehr als einen Dollar und fünfundneunzig Cent nehmen kann. Noch so ein Horse-Badorties-Plan, Mann, mit dem ich kein Geld verdienen kann. Raus aus dem Laden, Mann, bevor du zu nem Heiligen wirst.
Quer über die Second Avenue, Mann, und die Straße runter zur First Avenue und weiter runter – zum Tompkins Square Park, Mann. Und hörst du, Mann, da is der Saxophonspieler und blästn paar Noten auf ner Parkbank mit nem Posaunisten, Mann, und die Posaune klingt wien Elefant, der durchn Urwald kommt, Mann, und das Saxophon klingt wien unheimlicher prähistorischer Vogel. Mann, das sind Musiker.
Ich muß das aufs Band nehmen, Mann, es ist wesentlich, klingt wie Tiere, die sich ums Wasserloch versammeln, wild, wunderbar, ne ziemliche Menge sammelt sich drum herum, Mann, und ich bau meine zwei Bandgeräte auf, und jetzt, Mann, nehm ich auch aus meinem Beutel mein unheimlich irres Instrument, Mann, meine Mondlaute. Sie hat einen runden dünnen Resonanzkörper, Mann, und vier Saiten, die zu einer Brücke hinaufführen, die wie der Hals einer Schlange geformt ist, mit nem Drachenkopf oben drauf. Die Saiten werden mit vier riesigen Holzstöpseln festgezogen, Mann, die wie Ohren aussehen. Es ist das unheimlichste verdammte Instrument, das ich je gesehn hab, Mann, und wenn man es spielt, klingt es, als würden hundert Chinesen erwürgt. Die unglaubliche Mondlaute ist gestimmt, Mann, zu Saxophon und Posaune. Saxophonlächeln und die Posaune rollt die Augen und lächelt auch, Mann, und jetzt, Mann, wolln wir maln bißchen Musik machen.
Mondlautenrhythmen, Mann, macht dich verrückt. Kniffliges Plinke-plinke, Mann, all diese Chinesentypen, Mann, in den Mondlautensaiten, tanzen und springen schreiend umher, Mann, plinky-plink.
Es isn seltsamer Ton, Mann, wie ihn nie jemand im Tompkins Square Park je gehört hat. Er ist so wahnsinnig, Mann, er macht mich verrückt, wenn ich ihn spiele, aber gleichzeitig ist er auch so vollendet schön, Mann, weil ich ein Meister aller der Menschheit bekannten Ouvertüren und Finale Rhythmen Formen bin, und in Augenblicken wie
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