Fan Man
Sekretärinnen und Angestellten sind auf der Straße, Mann, hetzen dahin. Alles ergießt sich in die U-Bahn, Mann, und Vizepräsident Badorties muß mit dem Rest der arbeitenden Klasse in die Dunkelheit runtersteigen.
Geh durchs Drehkreuz, steh auf dem Bahnsteig, und da kommt der unmöglich überfüllte Wagen, in den keiner mehr reingeht, sie hängen schon aus den Fenstern. Er hält und noch hundert steigen ein und ich bin einer von ihnen, Mann, und mein Schirm ist noch einer, und wir sind drin, stehn wie Einsen zusammengequetscht im Wagen.
Es ist mitten im Sommer und wir sind in die Untergrundbahn gepackt gestopft gekeilt und es ist absolut keine Luft da zum Atmen, Mann. Und ich kann nich an meinen Fan ran, Mann, krieg den Arm nich hoch.
Wir fahren, fahren, fünfhundert Leute in diesem Wagen, Mann, alle sauer, hassen den Boss, drehn durch, fallen tot um, werden regelrecht ohnmächtig aber von der Masse aufrecht gehalten.
Murmel murmel jemand umbringen teuflische Energien sammeln sich in diesem Tunnel, ausgelöst von unzähligen Arbeitern jeden Tag. Mach den Boss kalt tot schmeiß ihn vorn U-Bahnwagen furz Schweiß widerlich. Kann diese U-Bahn nicht ausstehn, Mann, sie überlädt das Gehirn, Mann, aber ich komm nicht raus, selbst wenn die Türen aufgehn, steck ich zu sehr in der Mitte drin und mein Schirm hängt an nem Haltegriff fest. Les die U-Bahnreklamen, Leute steigen aus, es wird etwas leerer, les die U-Bahnreklamen, lassen Sie Ihre Hämorrhoiden schrumpfen, kleine Raten leih unnötig Geld wenn du mußt, unsere Familie macht diese Soße seit Generationen aus Stenographen. Du hast nen weiten Weg hinter dir, Baby. NEN WEITEN WEG! Mein Gott, Mann, wo bin ich, muß inzwischen auf der Lower East Side sein, Mann. Sieht mir nicht … bekannt aus, Mann, als ich aus der U-Bahn steige.
Die U-Bahntreppe rauf, Mann, geh rauf, mal sehn wo ich bin. Ich bin auf den Brooklyn-Höhen, Mann, da unten ist das Meer. Ein wilder Wind bläst und die Sonne fällt grade ins Meer. Das Wasser ist golden und der Schlepper zieht durch das Gold.
Ich bin wieder mit dir auf der Höhe, Mann.
17
Der Elephantentanz
Ich sitz auf ner Parkbank, Mann, auf den Klippen der Brooklyn-Höhen, seh aufs Wasser hinaus. Wie friedlich, Mann, ich muß hier weg. Brooklyn is am Ende von Nirgendwo. Na gut, Mann, ich bin runter von der Bank und geh. Blei liegt auf meinem Gehirn, Mann. Es ist fast unmöglich zu funktionieren, mit einlaufenden japanisch-chinesischen Schuhen und meinem Kopf verdreht drauf. Trag Beutel und Schirm, latsch durch die Straße. Horse Badorties fällt auseinander geht weiter. Als ich ein kleiner Junge war, Mann, hab ich mir immern Loch im Van Cortlandt Park gegraben und bin reingekrochen, jeden Tag.
Was seh ich denn da, Mann, nen Spielzeugladen. Muß ich rein, Mann, und mich umsehn. Ich bin in dem Laden, Mann, nem kleinen alten Brooklyn-Spielzeugladen, und ich kauf nicht eine, sondern zwei Spieldosen, Mann.
»Vielen Dank, der Herr, und Ihr Wechselgeld.«
Raus aus dem Laden, Mann, bevor ich noch mehr kauf. Was für ein wunderbarer Kauf. Kleine Spieldose, du bist meine kleine Steel Band, Mann. Spielt dieselben Noten immer wieder, perfekter Einklang. Laß mich jetzt die Dose mit diesem japanischen Schlüssel aufziehn – steckt scheints fest, Mann. Das Scheißding ist schon festgeklemmt. Bin noch keine fünf Meter ausm Laden raus und die Spieldose klemmt. Ich kann sie nicht zurückbringen, Mann, das wär gegen die Spielregeln. Typisch meine Spieldose, Mann. Gut daß ich noch ne andre hab.
Diese andre tuts, Mann, die beiden kleinen Figuren oben auf der Dose tanzen rum, rum und rum und die kleinen Steel-Band-Musikanten spielen plinke-plinke. Dieses Spielzeug, Mann, wird mir viele Stunden musikalischen Vergnügens bereiten.
Booooooiiiiinnnnnnnnggggggggggg!
Was ist das für ein Geräusch Boooooiiiiinnnnnnnggggg, Mann, wie ne zerbrochne Feder. Es is ne zerbrochne Sprungfeder, Mann. Was fürn tollen Handel ich grade gemacht hab, Mann. Zwei japanische Spieldosen dies nicht tun. Vier Figuren warten auf die Musik. Ein vollendeter Augenblick, Mann. Ewiges Nicht-Spiel. Warten auf den Tanz. Das ist Nirwana-Musik, Mann. Völlige Stille.
Hier is wieder der U-Bahneingang, Mann. So viel Zeit meines Lebens verbring ich unter der Erde. »Eine Marke bitte.« Zeig der Marken-Frau ne Grimasse, seh ihre Augen rausquellen und geh durchs Drehkreuz und hier kommt der Zug und ich bin drin und fahr den ganzen Weg zur Lower East Side zurück.
Hier bin ich,
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