Fang schon mal ohne mich an - Phillips, C: Fang schon mal ohne mich an
die ich begangen habe, nicht kaputt gemacht haben.“
„Das war nicht nur Glück“, sagte Molly und rückte näher. Ihr Knie war hinter der Mittelkonsole verkantet. „Du hast dich selbst da herausgezogen, wo ein anderer, der weniger stark ist, zusammengebrochen wäre oder den falschen Weg eingeschlagen hätte. Schenke dir endlich selbst die Anerkennung, die du verdient hast.“ Sie platzierte einen Kuss auf seine Wange.
Aufgewühlt von ihrem Mitgefühl und ihrer Unterstützung und ängstlicher denn je, dass er die einzige Frau, die er je geliebt hatte, verlieren könnte, schüttelte er den Kopf. „Ich würde immer noch behaupten, dass Glück im Spiel war. Aber Seth hat ein paar Menschen auf seiner Seite, und wir müssen ihn holen und ihn davon überzeugen, dass wir das alles irgendwie regeln können.“
Molly rückte wieder auf ihre Seite. „Da hast du recht. Und er hat nicht nur Freunde und Familie, die sich um ihn kümmern, er hat außerdem den verdammt besten Strafverteidiger, den es je gab, auf seiner Seite.“
Hunter schaute ihr in die Augen und lachte über ihre kämpferische Entschlossenheit. „Dann lass ihn uns suchen und nach Hause bringen.“
Stunden später saß Seth im Kreise seiner Familie zu Hause und erzählte seine schmerzliche Geschichte. Hunter befand sich immer noch in einer Art Schockzustand wegen dieser Wendung der Ereignisse. Er hatte nie in Betracht gezogen, dass Seth verdächtig sein könnte, und sein Herz litt nun mit dem Jungen. Dennoch freute er sich für Molly, denn Frank würde endlich frei sein. Hunter war entschlossen, Seth durch den juristischen Prozess hindurch zu begleiten. Er würde alles in seiner Macht Stehende tun, um einen Vergleich, die Basis für eine ordentliche Zukunft für den Teenager, zu erreichen.
Zusammen mit Molly hatte Hunter Seth im hinteren Teil der Kirche in einer Kirchenbank gefunden. Offensichtlich war er zur Beichte gegangen, und der Priester hatte ihm zugehört und ihm die Absolution erteilt. Nachdem er dem Jungen geraten hatte, zurück nach Hause zu gehen, hatte er ihm erlaubt, in der Kirche zu bleiben, um nachzudenken. Hunter hatte sich neben Seth in die Kirchenbank gesetzt, einen Arm um seine Schultern gelegt, väterlich auf ihn eingeredet und ihn dringend darum gebeten, nach Hause zurückzukehren.
Aber er hatte sich dem Jungen auch auf eine Art geöffnet, wie er es nie zuvor, außer bei Molly, getan hatte. Hunter hatte über sein Leben gesprochen, seine Fehler, seine Kehrtwende und die Dinge, die Seth im Gegensatz zu ihm besaß. Die Familie konnte Seths Leben verändern, wenn er es zuließ, versprach ihm Hunter.
Was er Seth verschwieg, war, wie schlecht die Dinge aussehen würden, wenn Hunter keinen Freispruch für ihn erreichen würde. Hunter hatte den Jugendarrest erlebt, aber da war er schon abgehärtet durch das System. Seth, der einen sanfteren Lebensstil gewohnt war, würde diese Art der Bestrafung nicht überleben. Und wenn man in Betracht zog, wie brutal sein Vater war, dann sollte er das nicht erleben müssen. Hunter betrachtete es als seine Aufgabe, für Gerechtigkeit in Seths Fall zu sorgen.
Dennoch war Hunter sehr vorsichtig. Er versprach Seth weder Straffreiheit noch, dass die Sache kein Nachspiel haben würde. Hunter versicherte dem Jungen nur, dass er für diesen Fehler an der einzigen dafür relevanten Stelle bezahlen würde: in seinem Herzen. Aber Hunter erklärte ihm auch, dass Seth seinen Schmerz und seine Schuldgefühle irgendwann überwinden und anschließend stärker sein würde. Und er konnte mit der Unterstützung und der Vergebung seiner Familie rechnen.
Zu Hause fand Seth den Beweis für Hunters Worte. Nach dem Schock und dem Unglauben, den Seths Geständnis hervorgerufen hatte, vergaben ihm die beiden Familien nicht nur, sondern sie waren immer um ihn herum, um ihn zu unterstützen.
Hunter hatte in dieser Sache schon vorgearbeitet. Als erste Amtshandlung musste er mit dem Staatsanwalt über Seths Geständnis verhandeln. Sobald Seth ein offizielles Geständnis abgelegt hätte, würde die Anklage gegen den General fallen gelassen. Seth würde angeklagt werden, aber mit ein wenig Glück würde es Hunter gelingen, die Sache in Seths Sinne zu regeln. Natürlich würden Sonya, Seth und der General Paul Markhams Gewalttaten bezeugen müssen, aber Hunter bezweifelte, dass das ein Problem darstellte.
Sobald die Vereinbarungen getroffen wären, könnte Hunter sich auf die Dinge konzentrieren, die er bis jetzt auf die lange
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