Fang schon mal ohne mich an - Phillips, C: Fang schon mal ohne mich an
Tresen.
Sonya wandte sich um und nickte dem Wirt zu, bevor sie Molly erneut ansah. „Ich muss meine Bestellung abholen.“
„Ich würde dich vorher gerne jemandem vorstellen. Dads neuem Anwalt, Daniel Hunter.“ Molly deutet auf Hunter und winkte ihn zu sich. Er reichte dem Kellner seine Kreditkarte und kam dann auf sie zu.
Eigentlich hatte Molly das Essen bezahlen wollen, aber dann würde sie es einfach das nächste Mal übernehmen. Hunter hatte seine Lederjacke lässig über die Schulter geworfen. Er hielt sie nur mit einem Finger. Ein Lächeln huschte über Mollys Lippen, als sie sich wieder einmal seines guten Aussehens und seiner tröstlichen Anwesenheit bewusst wurde.
„Sonya Markham, das ist Daniel Hunter, der Anwalt, der Vater vertreten wird.“
Sonyas Gesicht nahm einen Augenblick lang den Ausdruck von Dankbarkeit an. „Ich bin froh, dass Sie da sind.“ Sie gab Hunter die Hand. „Ich schwöre Ihnen, dass Frank meinen Mann auf keinen Fall umgebracht hat, egal, was die Polizei sagt.“ Ihre Stimme versagte.
„Sie haben mein tiefstes Mitgefühl“, sagte Hunter. „Ich werde tun, was ich kann, um diese Angelegenheit für Sie und Ihre Familie so einfach wie möglich zu machen.“
Molly durchfuhr eine angenehme Wärme bei seinen mitfühlenden Worten. Er fand instinktiv die richtigen Worte und wusste, was zu tun war, dachte sie. Sie war so stolz auf ihn, dass sie wegen des Froschs in ihrem Hals kaum sprechen konnte.
Dennoch zwang sie sich, sich auf Sonya zu konzentrieren. „Du weißt, wenn es irgendetwas gibt, was ich für dich tun …“ Molly stoppte mitten im Satz.
Wieder einmal fiel es ihr schwer, die richtigen tröstlichen Worte zu finden. Sie wusste nicht, wie man mit jemandem umging, der in tiefer Trauer war. Sie versuchte einfach, Sonya ihre Hilfe anzubieten, so gut sie konnte.
Sonya beugte sich zu ihr und umarmte sie impulsiv, bevor sie sie wieder losließ. „Ich weiß. Aber wie ich schon sagte, deine Familie war wunderbar zu mir. Dank Edna haben wir jeden Abend ein frisch gekochtes Essen, und Robin ruft oft sogar von der Uni aus an, und wenn Jessie nicht wäre, dann bezweifle ich, dass Seth einen Schultag überstehen würde. Und dein Vater, nun, er ist mein Fels in der Brandung.“
Sie schien sich diesmal wegen Hunter absichtlich zu wiederholen.
Einmal mehr erschien bei der Erwähnung von Mollys Vater ein Leuchten in Sonyas Augen, und es war nicht nur Dankbarkeit, weshalb Molly beunruhigt von einem Fuß auf den anderen trat. „Euch beide verbindet eine so lange und ungewöhnliche Freundschaft“, sagte sie.
„Ich werde mit Ihnen über die Mordnacht sprechen müssen“, unterbrach Hunter barsch.
„Ich verstehe. Sagen Sie mir einfach, wann.“ Sonya schob sich eine Haarsträhne hinter das Ohr.
„Morgen wäre gut.“
„Gut, dann morgen.“ Sonya schaute plötzlich auf ihre Uhr. „Ich muss wirklich gehen. Zu meinem Wagen“, sagte sie nervös. „Ich bin schon spät dran für …“ Sie zögerte und zupfte an ihren Haaren. „Ich komme zu spät nach Hause. Ich muss Seth sein Essen bringen.“
Molly erinnerte sich an Hunters Bärenhunger vor noch nicht allzu langer Zeit und konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. „Ja, ich habe ein grundlegendes Verständnis dafür, wie ungeduldig Männer werden können, wenn sie hungrig sind“, sagte sie lachend und stieß Hunter leicht in die Rippen.
Er verdrehte die Augen, lachte aber auch leise.
„Es war schön, Sie kennenzulernen, Mr. Hunter“, sagte Sonya.
„Ganz meinerseits.“
„Wir sehen uns dann morgen. Ab 10.00 Uhr passt es mir jederzeit.“ Sie bezahlte rasch, nahm ihre Pizza und eilte zur Tür.
„Sie wirkt nett“, sagte Hunter.
„Sie ist nett“, bestätigte Molly. „Und mein Vater vergöttert sie. Sie stand heute Abend ein bisschen neben sich, aber ich denke, dass das unter den gegebenen Umständen normal ist.“
„Das ist es vermutlich. Können wir gehen, oder musst du immer noch …“
„Gib mir noch eine Sekunde“, sagte Molly zu Hunter und verschwand in Richtung Toilette.
Im Vorraum wusch sie sich die Hände mit einer himbeerfarbenen Flüssigseife, die einen sehr fruchtigen Duft in dem kleinen Raum verbreitete. Danach ging sie zum Fensterbrett, auf dem die Papierhandtücher lagen, trocknete sich ihre Hände und schaute durch das Fenster auf den hinteren Parkplatz.
Weil die Sonne unterging, waren die Straßenlaternen angegangen und tauchten den Parkplatz punktuell in ein weiches Licht. Molly war, als ob
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