Fang schon mal ohne mich an - Phillips, C: Fang schon mal ohne mich an
dringender beschäftigt und in seinen eigenen Fall eingebunden werden musste. Dafür hatte er vollstes Verständnis.
„Kein Problem. Was glauben Sie?“
Hunter schüttelte den Kopf. „Es gibt zurzeit noch keine Gewissheit. Ich frage mich bloß, ob Atlantic City für Paul Markham mehr bedeutet hat als ein kleiner Zwischenstop während seiner zahlreichen Geschäftsreisen. Und falls ja, ob er nur wegen des Glücksspiels dort war. Schuldete er Ihnen mehr Geld als die Summe, die er bereits verloren hatte? Ich suche nach weiteren Verdächtigen, damit die Schöffen einen vernünftigen Grund haben, an Ihrer Schuld zu zweifeln. Oder, was vielleicht noch wichtiger ist, damit wir den Richter überzeugen können, die Anklage gegen Sie aus Mangel an Beweisen fallen zu lassen.“
„Ich weiß das alles sehr zu schätzen“, sagte Frank.
„Ich tue nur meine Arbeit, Sir.“
„Wie geht es Molly dabei? Ich meine nicht die starke Fassade, die sie mir gegenüber aufsetzt, sondern wie geht es ihr wirklich?“, fragte er mit einer Stimme, die sehr besorgt klang.
Hunter schätzte Franks Gefühle für seine Tochter. Molly hatte alles gefunden, wonach sie in einer Familie immer gesucht hatte, und Hunter hätte sich kaum mehr für sie freuen können. „Sie ist stark. Und sie wird das alles gut verkraften“, versicherte er dem anderen Mann.
„Es ist nicht fair, wissen Sie. Da geschieht etwas so Schreckliches, und dann müssen die Menschen, die ich liebe, diese Last tragen.“
Hunter nickte. Er hatte schon von vielen Menschen, die er verteidigt hatte, Ähnliches gehört. Aber diesmal spürte Hunter eine größere Verbindung zur betroffenen Partei, und das Ergebnis lag ihm noch mehr am Herzen. Er war nicht länger in der Lage, das, was um ihn herum geschah, leidenschaftslos zu betrachten. Stattdessen war er oft beunruhigt und wünschte sich, er hätte eine so enge Familienbindung, wie Molly sie hier gefunden hatte.
Doch so etwas kannte er natürlich nicht. Inzwischen akzeptierte er seine Vergangenheit, obwohl Molly glaubte, dass er noch immer keinen Frieden damit geschlossen hatte. Unglücklicherweise befreite ihn das aber nicht von gelegentlichen Anflügen des Bedauerns. Seit er sah, wie verwurzelt Molly in ihrem Leben war, kamen seine eigenen Bedürfnisse auch wieder an die Oberfläche. Es war vor allem schwieriger geworden, sie zu unterdrücken.
„Zigarre?“, fragte der General und zog zwei Havannas aus seiner Hemdentasche.
Hunter hob die Brauen. „Ist es dafür nicht noch ein bisschen zu früh?“
Frank lachte. „In diesem Haus rauche ich, wann immer sich eine Gelegenheit dazu bietet, seit meine Mutter auf einer rauchfreien Umgebung für ihren Vogel besteht.“
Hunter zuckte zusammen. Er konnte die Gefühle des Generals nachvollziehen. „Sie sind nicht der Herr im Haus?“
„Sie begreifen schnell.“ Er bot ihm noch einmal eine Zigarre an, und Hunter griff zu.
„Es ist schwer, mit so vielen Frauen in einem Haus zu wohnen, oder?“
„Wenn du noch weißt, was gut für dich ist, dann beantwortest du diese Frage besser nicht.“
Die beiden Männer drehten sich um und sahen, dass Edna mit besagtem Vogel auf der Schulter in der Verandatür stand.
„Manchmal weiß ich nicht, ob sie eher aussieht wie Columbo oder wie einer der Piraten aus der Karibik.“
Weder das eine noch das andere klang wie eine schmeichelhafte Beschreibung, dachte Hunter.
„Ich bin immer noch deine Mutter, also sei brav. Hunter, möchten Sie einen Kaffee?“, fragte der Kommandeur.
„Nein, danke. Ich hatte schon eine Tasse.“
„Und wie wäre es mit einer weiteren, bevor Sie wegfahren? Molly schenkt sich gerade eine ein, und es ist ein langer Weg bis Atlantic City. Vor allem mit Molly hinterm Steuer.“
Hunter hatte noch nicht richtig darüber nachgedacht, wie sie dorthin kommen würden, aber er stellte fest, dass sein Motorrad nicht sehr komfortabel für so eine lange Reise war. „Ich bin sicher, dass sie mich fahren lassen wird.“
„Da seien Sie sich mal nicht zu sicher. Dieses Mädchen ist meine Enkelin, und genau wie ich, möchte sie immer alles unter Kontrolle haben.“
Das klang tatsächlich nach Molly. „Ich glaube, ein Kaffee vor der Fahrt wäre schön“, erklärte er dem Kommandeur, bevor er sich sofort wieder an den General wandte. „Hoffentlich haben wir gute Nachrichten, wenn wir wieder zurückkommen.“
„Amen“, erwiderte der General trocken.
Zum ersten Mal seit einer langen Zeit freute sich Hunter darauf, mit
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