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Fangboys Abenteuer (German Edition)

Fangboys Abenteuer (German Edition)

Titel: Fangboys Abenteuer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Strand
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Leichen zur Verfügung haben«, erwiderte Kleft. »Schau zu und lerne, Junge, schau zu und lerne!«
    Die nächsten paar Minuten boten Nathan einen so unschönen Anblick, dass er sich sicher war, er würde für den Rest seines Lebens Bilder vor Augen haben, die ihm wahrscheinlich in unangebrachten Momenten wie seiner Hochzeit oder bei einer öffentlichen Rede erscheinen. Was für eine Sauerei sie da veranstalteten! Nathan stand da und japste nach Luft, und diese Räuber taten ihm schrecklich leid, auch wenn sie bereits tot waren.
    »Du schneidest zu tief«, sagte Kleft zu seinem Kutscher. »So gibt man kein Beispiel ab.«
    »Du hast das bessere Messer.«
    »Gibst du jetzt im Ernst dem Messer die Schuld? Ich könnte ihn mit einer Glasscherbe zerschneiden und die Arbeit geschickter erledigen als das, was du hier demonstrierst.«
    »Ist das so? Beweise es!«
    »Das werde ich!« Kleft stand auf und lief zur Kutsche hinüber. Er kletterte hinein und kam mit einer größtenteils leeren Flasche Wein heraus. Er trank den letzten Schluck, dann zerbrach er sie am Rad der Kutsche. Er wählte eine der größten Scherben aus, ging wieder zur Leiche des Räubers und setzte seine Arbeit fort.
    »Siehst du?«, fragte er.
    »Naja, natürlich, wenn du da schneidest, ist es möglich, das alles mit einer Glasscherbe zu tun, aber ich würde gerne sehen, wie du ihn dort mit der gleichen Genauigkeit zerschneidest.«
    »Was sagst du dazu?«
    »Meine Güte!«
    »Schämst du dich jetzt?«
    »Okay, okay, deine Fähigkeiten übertreffen meine. Aber kannst du das auch mit einem Ast?«
    »Nein, ich kann es nicht mit einem Ast! Was für Albernheiten schlägst du denn vor?«
    »Wie wär’s mit einem spitzen Stein?«
    »Du solltest weniger Zeit damit verbringen, seltsame Gegenstände vorzuschlagen, mit denen man einen Mann häuten könnte, und mehr Zeit damit, diesen Mann zu häuten.« Kleft schnaubte höhnisch. »Ein spitzer Stein. Was für ein Unsinn!«
    »Also kannst du es damit nicht, eh?«
    »Ich schlage dir ein Geschäft vor. Wenn du es kannst, lasse ich dich den ganzen Rückweg bequem in der Kutsche verbringen, und ich fahre die Kutsche. Wie klingt das?«
    Der Kutscher strahlte über das ganze Gesicht, so sehr ein derartiges Skelettgesicht strahlen konnte. »Das wäre erfreulich! Lass mich mal schauen …« Er fing prompt an, sich am Boden umzusehen, dann hob er einen Stein auf. »Hier ist einer. Nein, warte, der da scheint spitzer zu sein.« Er fuhr mit dem Zeigefinger an der Kante des Steins entlang. »Perfekt!«
    »Damit wirst du nicht einmal unter seinen Fingernägeln sauber machen können.«
    »Du wirst schon sehen! Oh, ich werde zwei Tage lang nach Süden in einem derartigen Luxus reisen!« Dem Kutscher schien schwindelig zu sein, als er sich mit dem Stein an die Arbeit machte.
    »Der Stein bringt nichts«, sagte Kleft.
    »Er bringt einiges. Schau hin, da!«
    »Schlampig.«
    »Was meinst du mit schlampig?«
    Der Kutscher, es muss gesagt werden, wusste genau, was Professor Kleft mit ›schlampig‹ meinte. Der Stein, so spitz er auch sein mochte, leistete haarsträubende Arbeit. Für diese Aufgabe war er als Werkzeug einfach ungeeignet. Aber der Kutscher hatte jahrelang davon geträumt, in der Kutsche zu fahren und über seine eigenen Abenteuer zu schreiben, während Kleft sich mit dem Wind und der Kälte und dem unbequemen Sitz und dem Gestank der Pferde auseinandersetzen musste, und er war noch nicht bereit, diesen Traum aufzugeben.
    Professor Kleft hingegen dachte, dass die Arbeit mit dem spitzen Stein nach einer Menge Spaß aussah, und er wünschte sich irgendwie, er hätte die Idee nicht ins Lächerliche gezogen.
    In der Zwischenzeit hatte Nathan seine Meinung über den Horror, den er miterlebte, geändert. So verstörend die Aktivitäten seiner beiden Geiselnehmer auch waren, er wusste die Tatsache, dass sie den Räuberleichen so viel und ihm so wenig Aufmerksamkeit schenkten, zu schätzen. In der Tat so wenig Aufmerksamkeit, dass Nathan mehrere Schritte auf die Kutsche zugehen konnte, ohne von ihnen bemerkt zu werden.
    Der erste Schritt war ein zaghafter gewesen, er legte nur eine kleine Strecke zurück, winzig genug, sodass Nathan erklären konnte, er hätte nur sein Bein ausgestreckt, falls er erwischt wurde. Die nächsten paar Schritte waren weniger zaghaft, und seine Entschuldigung mit dem Beinstrecken hätte die Glaubwürdigkeit durch und durch überstrapaziert, aber Kleft und sein Kutscher waren immer noch zu vertieft in

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