Fangboys Abenteuer (German Edition)

wenn man die vielen anderen Dinge betrachtet, die du in deinem Alter hättest anstellen können, ist der Grad der Schande vergleichsweise gering. Naja, wir müssen eingestehen, dass sich in den Teenager-Jahren die wirklich geschmacklosen Anblicke ereignen, und du hast diese Jahre entweder ausgelassen oder sie einfach noch nicht durchlebt – ich bin mir nicht ganz sicher, wie das mit der ganzen im-Eis-eingefroren-Geschichte funktioniert, aber um deine Frage zu beantworten, ja, du machst uns sehr, sehr stolz.«
    »Danke, Dad. Aber was soll ich jetzt machen?«
    »Geh nach Hause! Leute haben dich dort immer noch gern. Sie vermissen dich immer noch.«
    »Leben sie noch?«
    »Naja, die meisten von ihnen. Es ist ja nicht so, dass du in einer post-apokalyptischen Geisterlandschaft aufgewacht bist. Geh zu ihnen!«
    »Das werde ich!«, bestätigte Nathan und war aufgeregter, als er es in den vergangenen elf Jahren jemals gewesen war. »Ich werde jemanden mit einem Auto finden und augenblicklich um eine Mitfahrgelegenheit bitten!«
    »Nein«, widersprach der Geist. »Du musst laufen.«
    »Laufen?«
    »Ja. Es handelt sich hier um eine Reise, die du zu Fuß zurücklegen musst. Eine Zeit für persönliches Wachstum und spirituelle Reflektion.«
    »Ich denke nicht, dass ich davon irgendetwas brauche.«
    Der Geist runzelte die Stirn. »Okay, in Wahrheit werden die Leute etwas überempfindlich reagieren, dir wegen deiner blauen Hautfarbe keine Mitfahrgelegenheit anbieten, und bei deiner Erfolgsgeschichte lässt sich kaum vermeiden, dass du auf einem Tisch geschnallt im Labor eines verrückten Wissenschaftlers endest, dessen Experimente dem Wort ›invasiv‹ eine neue Bedeutung verleihen werden.«
    Nathan sah ein, dass das Szenario realistisch klang.
    »Einverstanden«, meinte er. »Ich werde laufen.«
    »Genieße dabei die Schönheit der Welt! Würdige jedes Blatt! Nein, eigentlich würdigt man Blätter am besten als Ganzes, aber würdige die Sonne, den Mond, die Sterne, den Erdboden, die Berge, die Seesterne, die Kunst pfiffiger Vermarktungsideen, die Felsen … alles, was keinen Schaum vorm Mund hat und versucht, dich zu verzehren, das sollst du würdigen.«
    »Das werde ich«, sagte Nathan. »Ich verspreche es.«
    »Guter Junge. Und jetzt muss ich verschwinden, als wäre ich nie da gewesen, und dich an deiner eigenen Erinnerung und Vernunft zweifelnd zurücklassen. Wenn du aber glaubst, dass du dir das Ganze vielleicht nur eingebildet hast, brauchst du lediglich auf die übermäßig lange Narbe schauen, die ich auf deinem Bein hinterlassen werde, als Beweis, dass diese ganze Begegnung tatsächlich stattgefunden hat.«
    »Wenn ich die Wahl habe, würde ich die Narbe lieber nicht haben wollen.«
    »Oh. Okay, Na schön. Ich hatte monatelang geübt, diese Art Einfluss auf den Körper nehmen zu können, aber egal. Viel Glück bei deiner Reise, mein Sohn! Ich weiß, dass du sicher zu Hause ankommen wirst.«
    Und dann verblasste er, als wäre er nie da gewesen.
    Nathan weinte ein wenig, weil er seine Mutter und seinen Vater so sehr vermisste. Aber er würde schon zurechtkommen. Er würde seine neue Familie und seine neuen Freunde wiedersehen.
    Er fing an zu laufen.
     
    ***
     
    Es gibt manche Geschichten, die eine epische Länge verlangen. Ihre umfangreiche Handlung und Tiefe der Charaktere sind so immens, dass dem Leser jedes Detail mitgeteilt werden muss, damit nicht irgendein entscheidendes Element verloren geht. Diese Geschichten können sich über Tausende von Seiten hinziehen und bis zum Schluss spannend bleiben, und sobald die Geschichte am Ende angekommen ist, ist der Leser enttäuscht, weil er sich wünscht, dass das Erlebnis sogar noch länger dauern sollte, und vielleicht blättert er augenblicklich auf die erste Seite zurück, um wieder von vorne anzufangen.
    Diese besondere Geschichte profitiert jedoch von mancher Komprimierung. Deshalb werden wir den Großteil von Nathan Reise nach Hause weglassen, auch wenn diese höchst ereignisreich und voller Abenteuer war. Einiges davon war offen gestanden überflüssig, da manche Teile bereits erzählt worden sind. Zum Beispiel lief Nathan viel in Wäldern herum, was sich nicht besonders von dem früheren Abschnitt unterschied, in dem er ein Jahr im Wald verschwunden war. Außerdem gab es eine weitere Verfolgungsjagd auf einem Pferd. Die Umstände, die dazu führten, dass er sein Misstrauen gegenüber Pferden überwand, waren zwar ziemlich interessant, und die Verfolgungsjagd an