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Fangjagd

Fangjagd

Titel: Fangjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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Zürich etabliert.“
    „In Zürich? Nicht in Bern?“ erkundigte Seidler sich.
    „Nein, ganz bestimmt in Zürich.“
    „Wer ist eigentlich dein Chef?“ fragte er beiläufig.
    „Ich habe schon zuviel von meiner Arbeit gesprochen…“
    „Sein Name ließe sich leicht feststellen“, fuhr Seidler lächelnd fort. „Ich brauche nur in die Bank zu kommen und mir den letzten Geschäftsbericht geben zu lassen.
    Wahrscheinlich genügt sogar ein kurzer Anruf. Das weißt du natürlich so gut wie ich, nicht wahr?“
    „Wahrscheinlich hast du recht“, stimmte sie widerstrebend zu. „Außerdem habe ich keinen Grund, dir den Namen zu verheimlichen. Ich bin Dr. Max Nagels Sekretärin.“ Erika machte eine Pause. „Bezeichnet
Terminal
als Anglizismus einen Bahnhof? Das wäre die im Augenblick umlaufende Version.“
    „Richtig!“ bestätigte er. „Mehr weiß ich leider auch nicht.“
    „Einen Bahnhof – keinen
Flughafen
?“ fragte Erika weiter.
    „Wie du weißt, haben wir hier in Basel einen eigenen Flughafen.“ „Nein, nein, mit Flughäfen hat dieser Ausdruck nichts zu tun!“ versicherte er ihr.
    Seidler stand auf und tupfte sich die Lippen mit der Serviette ab. Er erbot sich, das Geschirr abzuräumen, aber Erika schüttelte den Kopf, trat dicht an ihn heran, schlang ihm die Arme um den Hals und drängte sich gegen ihn.
    Während sie sich küßten, tasteten seine Hände nach den Knöpfen ihrer auf dem Rücken geknöpften Bluse.
    „Eine letzte Frage zu diesem Goldklub“, flüsterte er. „Hat er irgendwas mit Barrengold zu tun?“
    „Nein, das ist nur ein Phantasiename“, antwortete Erika.
    „Du weißt ja, wie reich die Züricher Bankiers sind. Der Name paßt einfach gut zu ihnen.“
    Er öffnete die beiden obersten Knöpfe, schob seine Hand unter den dünnen Blusenstoff und erwartete, auf den Hakenverschluß ihres Büstenhalters zu stoßen. Aber seine tastenden Finger berührten nur warme Haut. Seidler öffnete zwei weitere Knöpfe und merkte, daß Erika unter ihrer Bluse nackt war. Sie hatte den Büstenhalter ausgezogen, während er im Schneeregen vom Bahnhof zum Münsterplatz unterwegs gewesen war.
    Sie hatten Spaß im Bett, doch als Erika sich danach mit geschlossenen Augen an ihn kuschelte, begann er, sich große Sorgen zu machen. War Basel möglicherweise der ungeeignetste Zufluchtsort, den er sich hatte aussuchen können? War er in die Höhle des Löwen geraten? Er würde untergetaucht bleiben müssen. Außerdem würde er die Zeitungen aus Genf, Bern und Zürich sowie die Lokalpresse lesen. Vielleicht ergab sich irgendein Hinweis auf eine Möglichkeit, der vor seinem inneren Auge stehenden Schreckensvision zu entrinnen.

8
    London, 13. Februar 1984. 6°C.
    Um 10 Uhr herrschte in Tweeds Arbeitszimmer eine Atmosphäre nervöser Spannung und entsetzter Verwirrung. Außer Tweed waren dort anwesend sein Vorgesetzter Howard, der soeben von einem Wochenende auf dem Land zurückgekehrt war; Monica, das „späte Mädchen“ unbestimmbaren Alters, das Tweeds unentbehrliche rechte Hand war und Mason, den Tweed anscheinend aus einer Laune heraus nach London zitiert hatte.
    Der „Gegenstand“, den Mason von Franz Oswald gekauft und mitgebracht hatte, lag jetzt in Tweeds Stahlschrank.
    Keiner von ihnen hatte
dieses
Ding ständig vor Augen haben wollen. Howard, der seinen für Wochenenden auf dem Lande reservierten, kleinkarierten Anzug trug, war stinkwütend. Er war der Überzeugung, Tweed habe seine Abwesenheit dazu genutzt, alle möglichen gefährlichen Vorhaben anzuleiern. Noch schlimmer war für ihn alles dadurch geworden, daß Tweed soeben aus der Downing Street zurückgekommen war, wo er über eine Stunde lang unter vier Augen mit der Premierministerin gesprochen hatte.
    „Haben Sie sie um diese Vollmacht gebeten?“ erkundigte Howard sich eisig.
    Tweed warf einen Blick auf das Schreiben mit dem Briefkopf der Premierministerin, das er absichtlich auf seinem Schreibtisch liegengelassen hatte. Es erteilte Tweed alle Vollmachten für Ermittlungen, die er für erforderlich hielt. In einem Postskriptum wurde ihm sogar das Recht eingeräumt, die Premierministerin jederzeit aufzusuchen, falls sich neue Aspekte ergaben.
    „Nein“, antwortete Tweed, der wie die anderen stand und mit dem Taschentuch seine Brille putzte. „Das ist ihre Idee gewesen. Ich habe natürlich nicht widersprochen…“
    „Natürlich nicht!“ stimmte Howard sarkastisch zu. „Was haben Sie als nächstes vor, nachdem Sie den ganzen Laden

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