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Fangjagd

Fangjagd

Titel: Fangjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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im geringsten benommen zu wirken.
    „Was tun sie dir hier an, Jesse?“ erkundigte sie sich besorgt.
    „Viel schlimmer ist, was sie den anderen antun! Ich wollte nie hierher. Dieser Schweinehund Chase hat mich mit einer Spritze betäubt, nachdem ich in Tucson vom Pferd gefallen war. Ich bin mit einem Lear Jet hierher verfrachtet worden, ohne mich dagegen wehren zu können.“
    „Was hast du damit gemeint, als du sagtest, was sie den anderen antun?“
    „Den anderen Patienten. Das muss aufhören! Sie machen irgendwelche Versuche mit ihnen. Ich halte die Ohren offen und höre, was die anderen reden, wenn sie glauben, ich sei nicht bei Bewusstsein. Die Patienten überleben diese Versuche nicht. Die meisten von ihnen sind ohnehin todkrank – aber das ist noch längst kein Grund, sie zu ermorden…“
    „Natürlich nicht! Weißt du das ganz bestimmt, Jesse? Wie fühlst du dich?“
    „Mir geht’s ganz ordentlich. Solange ich hier bin, hast du einen Informanten in der Klinik. Um mich brauchst du dir keine Sorgen zu machen.“
    „Ich mache mir aber welche“, flüsterte sie.
    „Nancy…“ Newman hatte seinen Platz am Fenster verlassen und kam um das Krankenbett herum. „Vielleicht wär’s besser, wenn wir an einem Tag wiederkommen, an dem dein Großvater wach ist…“
    Sie sah zu ihm auf und runzelte verblüfft die Stirn, als Newman plötzlich den rechten Zeigefinger auf die Lippen legte, um Novak und sie zum Schweigen zu ermahnen. Jesse lag mit geschlossenen Augen bewegungslos in seinem Bett.
    Newman beugte sich übers Kopfende des Krankenbetts und horchte angespannt. Nein, er hatte sich nicht getäuscht. Sein scharfes Ohr hatte das leise Surren irgendeines Gerätes entdeckt.
    Lee Foley war in sicherer Entfernung hinter Newman geblieben, bis dieser in die zur Klinik Bern führende Zufahrt abgebogen war. Er selber war hügelaufwärts in Richtung Wald weitergefahren.
    Je höher der Porsche die Bergstraße hinauf kletterte, desto deutlicher konnte Foley die Klinikgebäude überblicken. Am Waldrand wendete er an einer geeigneten Stelle und parkte unter den verschneiten Fichten. Auf dem Notsitz hinter ihm lag ein starkes Fernglas in einem Lederköcher. Foley zog es heraus, stieg mit dem Glas in der Hand aus und bezog, halb hinter einem mächtigen Baumstamm verborgen, Stellung.
    Der Amerikaner setzte das Fernglas an die Augen, regulierte die Scharfeinstellung und nahm das Klinikgelände in Augenschein. Schon nach wenigen Minuten hatte er sich die Anordnung der Gebäude eingeprägt, die eigentliche Klinik, den merkwürdigen Übergang zu den Laboratorien und den angrenzenden verschachtelten Laborkomplex. Foley ignorierte den eisigen Ostwind, der sein kantiges Gesicht rötete, und machte sich auf längere Wartezeit gefasst, indem er einen Schluck Whisky aus seiner Taschenflasche trank.
    Lee Foley war nicht der einzige Beobachter, der sich an diesem kalten Februarnachmittag für die Klinik Bern interessierte. Die Person auf dem Motorrad, die mit weitem Sicherheitsabstand hinter Foley geblieben war, entschied sich für eine andere Route.
    Das Motorrad bog in die zur Klinik führende Zufahrtsstraße ab, die schon Newman benützt hatte. Anstatt jedoch am Tor des Klinikgeländes zu halten, röhrte die Maschine so schnell daran vorbei, daß die wieder freigelassenen Dobermänner das Tor zu spät erreichten und ihr lediglich in ohnmächtiger Wut nachkläffen konnten.
    Die Gestalt auf dem Motorrad fuhr in Richtung Thun weiter und bog dann in einen Feldweg ein. Der steil bergauf führende Weg war schwierig zu bewältigen, aber die meisterhaft gefahrene Geländemaschine kletterte höher und höher, bis an eine Stelle hinter einem verschneiten Hügel, die von der Klinik aus nicht mehr einzusehen war. Dort hielt die Person an, bockte die Maschine auf und nahm den Sturzhelm ab. Eine tizianrote Mähne quoll darunter hervor, fiel bis auf die Schultern herab und wurde vom Wind nach hinten geweht. Die Motorradfahrerin öffnete den Tankrucksack und nahm eine Kamera mit Teleobjektiv heraus. Ihre schwarzen Lederjeans, in denen lange, schlanke Beine steckten, spannten sich, als die Rothaarige den Hügel erstieg. Von diesem Beobachtungspunkt aus lagen die Gebäude der Klinik Bern gut einsehbar unter ihr.
    Sie ging in die Hocke, um nicht gesehen zu werden, hob ihre Kamera und richtete sie auf den Laborkomplex, den eigenartig igluförmigen Tunnel, der die Verbindung zum Hauptgebäude herstellte, und den Klinikbau selbst. Der Verschluss der

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