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Fangjagd

Fangjagd

Titel: Fangjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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und rechts. Seine Hände waren schon nach kurzer Zeit starr vor Kälte.
    „Interessant!“ meinte der Engländer.
    „Was denn?“ fragte Beck scharf.
    „Hier, überzeugen Sie sich selbst. Nagy ist an der einzigen Stelle abgestürzt, an dem keine Mauervorsprünge seinen Fall hätten aufhalten können. Er wäre natürlich schwer verletzt gewesen – aber möglicherweise hätte er überlebt, wenn er nicht ausgerechnet dort über die Mauer gefallen wäre…“
    Newman sah sich auf der in vier große Rasenflächen unterteilten Plattform um. Kahle, gestutzte Bäume ragten in den jetzt mondhellen Nachthimmel auf. Hinter ihnen erhob sich bedrohlich massiv der Turm des Münsters. Newman vergrub die Hände in den Manteltaschen und marschierte auf den zum Münsterplatz hinausführenden Ausgang zu. Beck folgte ihm wortlos.
    Unter dem Tor blieb der Engländer einen Augenblick stehen und sah sich auf dem gepflasterten Platz um. Die Laube auf der anderen Seite der hier abzweigenden Münstergasse wirkte wie ein verlassener Tunnel aus Licht und Schatten. Newman überquerte den Platz, betrat die Arkade und folgte ihr bis zum Finstergäßchen, das die Verbindung zur Marktgasse herstellt.
    Er sah auf seine Armbanduhr. Fünf Minuten. So lange hatte er gebraucht, um von der Stelle, wo Nagy in die Tiefe gestürzt war, bis hierher zu gehen.
    Der Dienstwagen, den Beck vorausgeschickt hatte, parkte am Bordstein. Newman stieg wortlos ein, und Beck nahm neben ihm Platz. Er beugte sich nach vorn, um dem Fahrer eine kurze Anweisung zu geben.
    „Nicht zum Haupteingang, Straub. Fahren Sie einen kleinen Umweg und setzen Sie uns am Nebeneingang ab.“
    „Warum?“ fragte Newman, nachdem der Schweizer die Trennscheibe zwischen ihnen und dem Fahrer geschlossen hatte.
    „Weil zu befürchten ist, daß der Haupteingang überwacht wird.
    Ich glaube nicht, daß jemand Sie beim Verlassen des Gebäudes erkannt hat, aber ich möchte auch nicht, daß Sie beim Zurückkommen gesehen werden – nicht einmal in dieser Aufmachung…“ Beck wurde wieder ernst. „Kennen Sie den armen Teufel, der dort zu Tode gestürzt ist?“
    „Julius Nagy“, antwortete Newman prompt. „Ich habe vor allem seinen Trachtenhut wiedererkannt. Nagy hat ihn getragen, als er mich in Genf beschattet hat.“
    Soviel musste er schon zugeben, denn er war sicher, daß Beck mit Chefinspektor Tripet von der Súrete in Genf telefoniert hatte. Der Berner warf ihm einen forschenden Blick zu.
    „Aber wie haben Sie ihn in Genf identifiziert?“
    „Bei meinem letzten Aufenthalt in der Schweiz hat Nagy für mich gearbeitet. Der arme Kerl hätte einen besseren Tod verdient gehabt! Er ist durch sein Schicksal als Ungarflüchtling aus der Bahn geworfen worden und hat seitdem davon gelebt, Leuten wie mir Informationen zu verkaufen. Er hat auch Verbindungen zur Unterwelt gehabt.“
    „Hier in Bern, meinen Sie?“
    „Richtig! Deshalb hat’s mich gewundert, daß er jetzt in Genf arbeitete …“
    „Das war meine Schuld“, sagte Beck prompt. „Ich habe ihn als im Kanton Bern unerwünscht abschieben lassen. Dass er so enden musste, tut mir natürlich auch leid. Ich möchte nur wissen, weshalb er das Risiko auf sich genommen hat, hierher zurückzukommen.“
    Newman weigerte sich erneut, sich in ein Gespräch verwickeln zu lassen. Sie hatten das Gebäude in der Nähe der Talstation der Marzilibahn schon fast erreicht, als Beck eine Bemerkung machte und den Engländer dabei aufmerksam beobachtete.
    „Ich gehöre vermutlich zu den ganz wenigen Menschen hierzulande, die wissen, daß Sie soeben den zweiten Mord innerhalb weniger Wochen gesehen haben.“
    „Wer weiß das sonst noch?“
    „Der Mörder …“
    Die Stimmung änderte sich schlagartig, sobald sie Becks Dienstzimmer betraten. Die zuvor fast greifbare Feindseligkeit Newman gegenüber war völlig verflogen. Eine kleine, drahtige Frau Mitte Fünfzig kam mit einem Tablett herein, auf dem eine Thermoskanne, zwei Kaffeetassen, zwei Cognacschwenker und eine Flasche Remy Martin standen.
    „Gisela Maag, meine Assistentin“, stellte Beck die Grauhaarige vor. „Und zugleich meine engste Vertraute. Sollte ich einmal nicht da sein, können Sie ihr unbesorgt sagen, was sie mir ausrichten soll.“
    „Sie kümmern sich ja geradezu rührend um uns“, sagte Newman und gab ihr die Hand. „Vielen Dank!“
    „Nichts zu danken, Mr. Newman.“ Sie nickte ihrem Chef zu.
    „Ich bin nebenan, falls du mich brauchst.“
    „Sie macht mehr Überstunden als

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