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Fangjagd

Fangjagd

Titel: Fangjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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sehr guten Ruf. Ihre Sicherheitsvorkehrungen sind auch ziemlich streng. Sie sind wohl wegen einer Story hier?“
    „Nein, auf Urlaub. Tut mir leid, aber ich muss jetzt weiter.
    Meine Verlobte wartet auf mich. Ich bin den ganzen Abend lang unterwegs gewesen …“
    „Freut mich, daß Sie mir bei einem Drink Gesellschaft geleistet haben – vor allem nach dem ersten, den Sie von mir bekommen haben. Aber ich will Sie nicht länger aufhalten. Vielleicht sehen wir uns beim Frühstück. Halten Sie sich von den dunklen Gässchen fern…“
    Mason sah Newman, der sich zwischen den Tischchen hindurch zum Ausgang schlängelte, nach, bis er die Bar verlassen hatte. Dann stand er ebenfalls auf und schlenderte hinaus, wobei sein Blick rechts und links über die anderen Gäste glitt.
    „Wer seid Ihr, Fremder?“ erkundigte Nancy sich, als Newman in ihr gemeinsames Hotelzimmer kam. Sie hob eine Hand, als müsse sie ihre Augen vor einem unerträglich hellen Licht schützen. Diese Geste irritierte Newman sehr. Er zog seine Jacke aus und warf sie mit seinem Mantel, den er über dem Arm getragen hatte, aufs Bett.
    „Du solltest die Zimmertür abschließen“, erklärte er ihr.
    „Kaum ist der große Herr wieder da, nörgelt er auch schon wieder an mir herum!“
    „Hör zu, Nancy, wir sind hier in einem großen Hotel, in dem viel Betrieb herrscht. Wenn ich dich hier überfallen wollte, würde ich nicht durch die Hotelhalle gehen, wo mich um diese Zeit der Portier aufhalten könnte. Ich würde durchs Cafe hereinkommen und die wenigen Stufen zum Lift hinaufgehen.
    Ich mache mir nur Sorgen um deine Sicherheit…“
    „Hast du dich gut amüsiert. Deine Jacke stinkt nach Alkohol.
    Hat sie in der Aufregung ihren Drink verschüttet?“
    „In der Bar hat mir ein Mann versehentlich seinen Whisky über die Jacke gegossen und hat mich daraufhin zu einem Drink eingeladen, um sich zu entschuldigen. Du brauchst mir also nicht erst zu erzählen, daß ich eine Fahne habe. Ansonsten habe ich einen verdammt anstrengenden und scheußlichen Abend hinter mir.“
    „Du Ärmster!“ meinte Nancy sarkastisch. „War’s denn wirklich so schlimm?“
    „Ein Mann, der mich zuvor beschattet hatte, ein Mann, der schon mehrmals ähnliche Aufträge für mich übernommen hatte, ein netter, hilfloser Mann ist zu Tode gekommen. Er ist über die Begrenzungsmauer der Plattform am Münster gefallen und unten auf dem Dach eines Autos gelandet. Wahrscheinlich hat ihn jemand über die Brüstung gestoßen. Du kannst dir vorstellen, wie er nach einem Sturz aus dreißig Meter Höhe ausgesehen hat…“
    „Mein Gott, mußt du das so deutlich beschreiben? Da kommt einem ja das Abendessen hoch!“
    „Du hast wenigstens ein Abendessen gekriegt. Ich hab’ mit zwei Wurstsemmeln vorlieb nehmen müssen.“
    „Zimmerservice!“ sagten beide wie aus einem Mund.
    Newman dachte unwillkürlich daran, wie Blanche sich danach erkundigt hatte, ob er schon gegessen habe. Er nahm seine Krawatte ab und knöpfte den Kragen auf, ohne den Versuch zu machen, telefonisch einen Imbiss zu bestellen. Er hatte einfach nicht mehr die Energie dazu. Und Nancy dachte nicht daran, es für ihn zu tun.
    „Wer ist also heute abend umgekommen?“ wollte sie wissen.
    „Julius Nagy, der Mann, den du gar nicht bemerkt hast, als er in Genf an unserem Fenster vorbeigegangen ist, während wir im Hotelrestaurant gefrühstückt haben.“
    „Ah, jetzt erinnere ich mich wieder!“ Nancys Tonfall ließ erkennen, daß der Mann sie nicht sonderlich interessierte.
    „Du hast ihn als Treibgut bezeichnet, nicht wahr? Eine gescheiterte Existenz…“
    „Aber ich hab’s mitfühlend gemeint. Manchmal könnte man fast glauben, du kämst aus New York. Dort werden die Menschen auch einfach in Gewinner und Verlierer eingeteilt.
    Der arme Kerl ist 1956 aus Ungarn in den Westen geflüchtet und hat sich hier mehr schlecht als recht durchgeschlagen. Er hätte einen besseren Nachruf verdient.“
    „Ich hab’ Gesellschaft beim Abendessen gehabt“, berichtete Nancy, um das Thema zu wechseln. „Ein Landsmann von dir.
    Sehr höflich und zuvorkommend. Ein ehemaliger Offizier, glaub’ ich. Wir haben uns ausgezeichnet unterhalten.“
    „Irgendein bärbeißiger alter Colonel über siebzig?“ fragte Newman betont gleichmütig.
    „Nein! Anfang Dreißig und ausgesprochen gutaussehend. Eine elegante Erscheinung mit einem Bärtchen. Er übertreibt zwar ein bißchen mit seinem Oxford-Akzent, aber ansonsten ist er sehr

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