Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fangjagd

Fangjagd

Titel: Fangjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
Vom Netzwerk:
bist du bis morgen früh mit deinen Nachforschungen beschäftigt?“
    „Tut mir leid, ich kann noch nicht sagen, wann ich zurückkomme…“
    Newman hängte ein und wählte Blanches Nummer. Sie meldete sich nach dem zweiten Klingeln. Ihre Stimme klang aufgeregt, als sie hörte, wer der Anrufer war.
    „Bob! Ich bin froh, daß du anrufst – ich hab’ die Aufnahmen bereits! Mein Freund hat Überstunden im Labor gemacht, um die Filme zu entwickeln und die Vergrößerungen zu machen.
    Trotz des schlechten Lichts sind sie erstaunlich gut geworden.
    Alle drei Aufnahmen. Kommst du vorbei?“
    „Ich bin in zehn Minuten bei dir.“
    Bei seinem zweiten Besuch in der Wohnung in der Junkerngasse führte Blanche ihn in ihr kleines, behaglich eingerichtetes Wohnzimmer, das nur durch Tischlampen beleuchtet wurde. Auf dem Couchtisch standen zwei hochstielige alte Weingläser. Blanche trug jetzt zu einem engen, dunkelbraunen Rock einen schwarzen Pullover aus flauschiger Merinowolle, der ihre Figur betonte, ohne sie flittchenhaft wirken zu lassen. Der Pullover hatte einen Schalkragen, von dem sie wusste, daß er Newman gefiel. Ihre tizianrote Mähne leuchtete im Lampenlicht.
    „Wahrscheinlich habe ich Manfred Seidler aufgespürt“, verkündete sie triumphierend, „aber darüber reden wir später.
    Hast du schon gegessen? Ich muß nur noch den Montrachet aus dem Kühlschrank holen.“
    „Danke, ich möchte nichts essen. Ich kann nicht lange bleiben…“
    Sie verschwand in der Küche. Newman setzte sich in eine Sofaecke und betrachtete das in einem Silberrahmen unter der Tischlampe stehende Photo eines ernst dreinblickenden Schweizer Offiziers. Während er es noch anstarrte, kam Blanche zurück und schenkte aus der bereits entkorkten Weinflasche die beiden Gläser voll.
    „Dein Stiefvater?“
    „Ja. Wir sehen uns allerdings nur selten. Wir haben einfach nicht die gleiche Wellenlänge. Cheers!“
    Blanche setzte sich neben ihn und schlug ihre Beine übereinander. Sie trug hauchdünne, schwarze Nylons. Unter einem Arm hatte sie einen großen, auf der Rückseite mit Pappe verstärkten Umschlag, den sie jetzt zwischen sich und ein Kissen steckte. Newman bemerkte, daß er sich erst zum zweitenmal an diesem Tag entspannte und wohl fühlte. Beim ersten mal war er in einem anderen Zimmer dieser Wohnung gewesen.
    „Manfred Seidler ist möglicherweise in Basel“, sagte Blanche und stellte ihr Glas auf den Couchtisch zurück. „Seitdem du gegangen bist, habe ich fast nur telefoniert – ich bin nur kurz weg gewesen, um die Photos abzuholen. Ich hatte schon fast aufgegeben, aber dann habe ich mit einer Freundin in Basel gesprochen, die dort in einer Bank arbeitet. Sie hat eine Kollegin namens Erika Stahel. Diese Erika hat gelegentlich bedauernde Andeutungen gemacht, daß sie ihren Freund Manfred nur sieht, wenn er in Basel ist, was nicht oft der Fall zu sein scheint. Freund Manfred ist offenbar viel unterwegs…“
    „Manfred ist ein häufiger Name“, wandte Newman ein.
    „Er ist einige Jahre älter als Erika. Vor kurzem hat er ihr ein Geschenk aus Wien mitgebracht. Eine Eule aus Bleikristall, weil sie Eulen liebt. Deshalb hat meine Freundin von seiner Reise gehört. Erika hat ihr die Eule gezeigt, weil sie ihr so gut gefallen hat“. Blanche machte eine kurze Pause. „Erika hat einen sehr guten Job“, fügte sie hinzu.
    „Was ist ein sehr guter Job?“
    „Chefsekretärin bei Dr. Max Nagel. Er ist der Vorsitzende des Vorstands ihrer Bank.“
    Newman hatte Mühe, seine Überraschung zu verbergen. Er trank hastig einen weiteren Schluck. Blanche beobachtete ihn aufmerksam. Sie streifte ihre Pantöffelchen ab und nahm die Beine aufs Sofa. Dann griff sie nach dem Umschlag und sprach weiter.
    „Vielleicht ist’s der falsche Manfred. Aber Erika achtet anscheinend sorgfältig darauf, nie seinen Nachnamen zu nennen. Das könnte natürlich einfach bedeuten, daß er verheiratet ist. Und das wäre wiederum eine Erklärung dafür, daß seine Freundin sich mit Informationen über ihn, seinen Namen und seinen Beruf zurückhält. Ich habe übrigens Erika Stahels Telefonnummer, falls du sie brauchst.“
    „Wo hast du die so schnell herbekommen?“
    „Ich hab’ natürlich meine Freundin gebeten, sie während unseres Gesprächs im dortigen Telefonbuch nach zuschlagen.
    Hier ist ein Zettel mit der Nummer und ihrer Adresse. Ich habe ungefähr dreißig Leute angerufen, bevor ich auf jemand gestoßen bin, der etwas mit dem Namen Manfred anfangen

Weitere Kostenlose Bücher