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Fangjagd

Fangjagd

Titel: Fangjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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stand.
    „Ich hab’ gebadet“, sagte Nancy, während sie sich eine Zigarette anzündete. „Hat der Spaziergang Spaß gemacht? Du bist eine Ewigkeit unterwegs gewesen…“
    „Nicht besonders. Wie war das Bad?“
    „Auch nicht besonders.“ Sie schüttelte den Kopf. „Was ist eigentlich los mit uns, Bob?“
    „Ich sehe zwei Gründe. Der Portier hat mir einen davon erklärt: Heute herrscht Föhn. Davon wird man müde und nervös. Ja, ich weiß – man spürt gar keinen Wind, aber er macht die Menschen trotzdem verrückt. Und die Selbstmordquote steigt…“
    „Entzückend! Und der zweite Grund?“
    „Ich spüre, daß diese Sache mit der Klinik Bern sich einer Krise, einem Höhepunkt nähert. Das macht uns erst recht nervös.“
    Der neutrale Dienstwagen mit zwei Zivilbeamten der Bundespolizei fuhr langsam die Aaraustraße in Richtung Kirchenfeldbrücke entlang. Der Fluss strömte links von den beiden jenseits der Straße talabwärts. Leupin saß am Steuer, Sautter hatte auf dem Beifahrersitz Platz genommen. Sie waren die beiden Beamten, die Beck zum Hauptbahnhof entsandt hatte, um sie nach Lee Foley Ausschau halten zu lassen.
    Plötzlich bemerkte Sautter etwas Ungewöhnliches an einer der Schleusen.
    „Langsam, Jean!“ sagte er. „Dort drüben an der Schleuse hängt was!“
    „Ich sehe nichts“, antwortete Leupin, aber er bremste und hielt auf der Brücke.
    „Gib mir das Nachtglas …“
    Leupin wartete geduldig, obwohl er von der ins Auto strömenden kalten Luft eine Gänsehaut bekam, während sein Kollege aus dem heruntergekurbelten Fenster spähte. Dann ließ Sautter das Fernglas sinken und nickte ihm ernst zu.
    „Komm, wir fahren auf die andere Seite, wo der Steg über die Schleusen beginnt“, forderte er Leupin auf.
    Während die beiden Kriminalbeamten die Aare überquerten, wurde Masons Leiche, deren Kopf bereits über ein Dutzend Verletzungen aufwies, immer wieder gegen die Schleuse geworfen.

18
    16. Februar.
    Das Hauptquartier des Schweizer Militärischen Nachrichtendienstes in Bern befindet sich in dem großen quadratischen Gebäude – dem Bundeshaus Ost, das man vor sich hat, wenn man das Hotel Bellevue Palace verlässt und sich nach links wendet.
    Newman betrat die große Eingangshalle hinter den Glastüren, blieb am Empfang stehen und legte seinen Reisepass auf die Theke. Während sein Ausweis geprüft wurde, sprach er rasch und selbstbewusst.
    „Bitte teilen Sie Hauptmann Lachenal mit, daß ich ihn sprechen möchte. Er kennt mich gut. Ich habe leider nicht allzu viel Zeit…“
    „Sie werden erwartet, Herr Newman. Mein Kollege bringt Sie zu Hauptmann Lachenal hinauf.“
    Newman ließ sich seine Verblüffung nicht anmerken. Er folgte dem Pförtner die breite Marmortreppe in den ersten Stock hinauf. Lachenal hatte sein Büro noch immer auf der Rückseite des Gebäudes mit Blick über die Aare und den jenseits des Flusses aufragenden Bantiger Hubel.
    „Willkommen in Bern, Bob!“ begrüßte Lachenal ihn auf Französisch. „Sie kommen zu einem interessanten Zeitpunkt, der uns bestimmt die Ehre Ihres Besuches verschafft.“
    Lachenal war Mitte Dreißig, das schwarze Haar des schlanken Mannes war zurück gekämmt, wodurch seine imponierende Stirn betont wurde. Er trat hinter seinem Schreibtisch hervor, um dem Besucher die Hand zu schütteln. Mit seiner langen Nase, seiner befehlsgewohnten Art, seiner Größe und seiner Zurückhaltung erinnerte er Newman an Charles de Gaulle. Der intellektuelle Schweizer war einer der besten Kenner der sowjetischen Roten Armee im Westen.
    „Sie haben mich erwartet“, stellte Newman fest. „Weshalb, Rene?“
    „Immer noch derselbe alte Bob, der stets geradewegs zur Sache kommt! Nehmen Sie Platz, mein Freund, damit wir in Ruhe miteinander reden können. Ich habe natürlich erfahren, daß Sie in Bern sind und im Bellevue Palace wohnen. War’s da nicht ganz natürlich, einen Besuch von Ihnen zu erwarten? Ist Ihre Frage damit beantwortet?“
    „Nein. Ich bin mit meiner Verlobten hier, deren Großvater in der Klinik Bern liegt. Weshalb sollte mich das zu einem Besuch bei Ihnen veranlassen?“
    „Ah, die Klinik Bern …“
    Newman, der in dem Sessel vor Lachenals Schreibtisch saß, betrachtete sein Gegenüber. Der Schweizer trug diesmal Zivil, einen eleganten blauen Nadelstreifenanzug mit blau gestreiftem Hemd und einfarbig blauer Krawatte. Newmans Blick fiel auf die hinter der Tür auf einem Kleiderbügel hängende Uniform mit den Dienstgradabzeichen

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