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Fangjagd

Fangjagd

Titel: Fangjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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Kampf um die Oberherrschaft verwickelt sind. Eine der beiden Gruppen versucht möglicherweise, mich vor ihren Karren zu spannen, damit ich dazu beitrage, die andere zu entmachten – zum Beispiel durch eine sensationelle Titelstory im
Spiegel
oder einem anderen Nachrichtenmagazin. Die im Untergrund arbeitende Gruppe ist sehr mächtig, ich glaube, daß sie viele Millionen Franken zur Verfügung hat. Geld bedeutet Macht – und die Möglichkeit, staatliche Sicherheitsorgane zu beeinflussen. Andererseits…“
    Newman sprach nicht weiter. Als Nancy sich umdrehte, hockte er schweigend im Sessel und starrte nachdenklich in seine Kaffeetasse. Sie ging zu ihm und legte ihm einen Arm um die Schultern.
    „Was hast du, Bob?“
    „Mir ist eben eingefallen, daß ich vielleicht etwas übersehen habe. Was ist, wenn wir’s mit Patrioten zu tun haben? Mit Männern, die der aufrichtigen Überzeugung sind, ihr Land schützen zu müssen, und vor nichts zurückschrecken, um ihr selbst gestecktes Ziel zu erreichen?“
    „Und was wäre, wenn du damit recht hättest?“
    „Das würde alles noch schlimmer, noch gefährlicher machen“, antwortete Newman. Er stellte seine Tasse weg, stand auf und ging mit auf dem Rücken verschränkten Armen im Zimmer auf und ab. „Ich habe leider recht, Nancy. Wir dürfen niemand mehr trauen. Wir sind ganz auf uns allein gestellt. Es gibt nur zwei Männer, die uns weiterhelfen könnten …“
    „Waldo Novak?“
    „Richtig. Und Manfred Seidler, nach dem bereits die Polizei fahndet. Ich muss es irgendwie schaffen, ihn vorher zu treffen“.
    Newman blieb stehen. „Du fährst auf keinen Fall allein in die Klinik Bern, verstanden? Mein Bekannter, der Nachrichtendienstoffizier, ist förmlich erstarrt, als ich sie erwähnt habe. Wir besuchen sie also nur gemeinsam. Und wenn ich allein unterwegs bin – wie heute Abend, wenn ich mich mit Novak treffe, bleibst du bitte hier im Hotel. Am besten im Restaurant, in der Bar oder im Hallenbad, wo du unter Leuten bist…“
    „Ich komme mir wie eine Gefangene vor“, wandte Nancy ein.
    Newman nahm sie bei den Armen und zog sie an sich. Nancy stand unbeweglich, als sie seinen Gesichtsausdruck sah.
    „Noch etwas, auf das du vorbereitet sein solltest. Unter Umständen müssen wir die Schweiz heimlich und auf dem schnellsten Weg verlassen. Ich kenne einige Stellen, wo man die Grenze verhältnismäßig leicht passieren kann…“
    „Ich verlasse die Schweiz nicht ohne Jesse!“
    „Dann müssen wir versuchen, ihn mitzunehmen. Mir gefällt nicht, was er von Experimenten in der Klinik erzählt hat. Weiß der Teufel, was dort vor sich geht! Soldaten als Wachposten.
    Dobermänner. Das ist einfach nicht normal“.
    „Hör zu, Bob, ich hab’ mich inzwischen für den hier im Hotel stattfindenden Empfang anlässlich des Ärztekongresses interessiert. Der Portier hat mich in der vorläufigen Gästeliste blättern lassen. Einer der Gäste ist Professor Armand Grange.
    Warum warten wir nicht, bis er zu uns kommt?“
    Nancy rieb sich die Oberarme, als Newman sie losließ. Sein Griff war so kräftig gewesen, daß sie fürchtete, blaue Flecken zu haben. Sie hatte Newman noch nie so besorgt und zugleich entschlossen erlebt. Er trat ans Fenster. Nancy hatte recht gehabt: Das Wetter wurde besser, und die Aussicht war phantastisch. Die Nebelschwaden hatten sich zu einem weißen Meer zusammengeschlossen, aus dem der Bantiger Hubel wie eine unwirkliche Insel herausragte.
    „Vielleicht gar keine schlechte Idee“, meinte Newman nachdenklich. „Heute Abend ist Novak an der Reihe. Danach rede ich sobald wie möglich mit Seidler. Dann müssten wir eigentlich genug wissen…“
    Auch in London war der Himmel an diesem Nachmittag grau und wolkenverhangen, aber hier zog kein Nebel vom Fluss herauf. In Tweeds Dienstzimmer am Park Crescent überprüfte Monica den Inhalt eines Umschlages, bevor sie ihn Tweed gab, der mit dem Handkoffer beschäftigt war, den er stets gepackt im Büro stehen hatte, um jederzeit reisebereit zu sein.
    „Hier sind Ihre Flugtickets nach Genf“, sagte sie. „Der Rückflug ist für morgen gebucht. Falls jemand auf dem Flughafen Cointrin nachfragt, muss er glauben, es handele sich nur um einen Kurzbesuch. Haben Sie den Zettel mit den Abfahrtszeiten der Züge nach Bern?“
    „In meiner Brieftasche…“
    Tweed sah auf, als Howard hereinkam – wie immer, ohne anzuklopfen. Er ließ die Kofferschlösser zuschnappen und stellte den Koffer neben seinen Schreibtisch.

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