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Fangonia (German Edition)

Fangonia (German Edition)

Titel: Fangonia (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Talbiersky
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Feld, tätschelten eine Knospe hier, streichelten eine Blüte dort. Vor einer blassgelben Blüte schwebte eine kleine Fee und sang ihr aus Leibeskräften vor, bis sie dottergelb war. Die Kinder staunten.
    „Das ist unser Blumenkindergarten. Die jungen Blumen bedürfen besonderer Pflege und benötigen die volle Aufmerksamkeit.“, erklärte Doriella. „Die älteren Felder sind um diese Tageszeit sich selbst überlassen. Erst gegen Abend helfen wir den Blüten sich zusammenzufalten. Die meiste Arbeit jedoch fällt morgens an. Ihr werdet sehen! Kommt mit, ich zeige euch jetzt meinen Lieblingsplatz!“
    Eilig flog die kleine Fee davon, sodass Dina und Joe Mühe hatten, hinterherzukommen.
    Mit einem seligen Seufzer ließ sich Doriella auf ein Gänseblümchen sinken, das sein Köpfchen würdevoll zu einer Pfütze neigte.
    „Ist das nicht ein wunderbarer See?“, schwärmte das Feenmädchen. „Ach, ich könnte den ganzen Tag hier sitzen.“
    Sie schloss die Augen. Einen Moment lang schon dachten die Kinder, die der matschigen Pfütze wenig abgewinnen konnten, sie wäre eingeschlafen.
    „Ihr seid also nicht aus Fangonia?“, fragte sie plötzlich. „Was gibt es denn außerhalb von Fangonia? Bitte erzählt mit davon!“
    Mühsam versuchten Dina und Joe ihr das Festland zu erklären.
    „Ich hab eine Idee, ich zeig ihr die Karte“, rief Dina auf einmal. „Wo ist mein Rucksack? Oh nein, ich habe ihn bei dem Honig liegen lassen. Wartet hier, ich hole ihn, ich bin gleich wieder da!“
    Damit lief sie durch das hohe Gras, vorbei an dem Feenfeld, zurück zu dem Platz, an dem sie gespeist hatten.

    ~ ~ ~

    Sie fand ihren Rucksack zwischen den leeren Schälchen. Gerade wollte sie wieder gehen, da hörte sie leise Stimmen miteinander flüstern.
    „…das ist aber gefährlich!“
    Dina duckte sich. Man belauscht keine fremden Gespräche, Dina, schäm dich , schalt sie sich selbst. Es nützte nichts. Die Neugier siegte. Vorsichtig schob sie das hohe Gras beiseite.
    Muschelstaub saß mit angezogenen Beinchen auf einem grauen Stein. Gwendolyn schwebte mit sorgevoller Miene vor ihm her.
    „Ja, es ist gefährlich. Aber wir brauchen dich, Gwen. Du hast den Zauber damals doch ausgesprochen. Nur du kannst ihn wieder herstellen.“
    „Gibt es denn keine andere Erklärung dafür? Es muss doch anders zu lösen sein.“
    „Nein, wie du siehst, sind die Grenzen undicht. Was ist, wenn das Feuer es merkt? Gwen, wir sind nicht mehr sicher!“
    „Und deswegen gehen wir direkt zum Feuer?“, zischte Gwen sarkastisch.
    „Weil es die Abmachung hat, hast du das vergessen? Und, Gwen“, Muschelstaub flüsterte jetzt so leise, dass Dina kaum hören konnte, was er sagte, „du weißt, was das Feuer noch bewacht! Ich will es mir wiederholen. Deinen Schatz hat es doch auch! Willst du ihn nicht wiederhaben?“ Gwendolyn biss sich auf die Lippe. Sie schien hin und her gerissen.
    „Glaub mir, Gwen, ich habe auch keine große Lust dazu. Solche Sachen sind eigentlich nichts für mich. Aber sie hat mir die Aufgabe erteilt. Ich möchte nicht zum Gespött der Sandlinge werden. Ich muss es wenigstens versuchen. Mit dir oder allein… Aber lieber mit dir.“
    „Ich werde darüber nachdenken. Aber erzähl, wie geht es Glori, deiner Mutter? Ich habe sie seit damals nicht mehr gesehen. Eine nette Frau...“
    Mit angehaltenem Atem hatte Dina das Gespräch verfolgt. Jetzt zog sie sich langsam zurück. Sie konnte nicht länger bleiben, die anderen würden schon längst auf sie warten. Muschelstaub will zum Feuer! Es bewacht die Abmachung, und – den Schatz! Was für einen Schatz? Dinas Gedanken überschlugen sich, während sie sich den Weg durch die dichten Blumen bahnte.
    „Da bist du ja endlich, Dina. Wo warst du so lange?“ Joe saß im Gras neben der Pfütze. Eine bunte Blumenkette hing um seinen Hals. Doriella hatte sie für ihn geknüpft.
    „Ich, ähm, ich hatte mich verlaufen. Hier ist die Karte.“ Teilnahmslos verfolgte sie, wie Joe der kleinen Fee beibrachte, die Karte zu lesen, und ihr das Dorf zeigte.

Gartenarbeit

    D ina konnte lange nicht schlafen. Unruhig wälzte sie sich auf dem Grasbett hin und her. Neben ihr hörte sie Joes ruhige Atemzüge. Das Gespräch zwischen Muschelstaub und Gwendolyn ging ihr nicht aus dem Kopf. Es ergab alles keinen Sinn. Wieso fürchtete sich Muschelstaub so sehr vor dem Feuer? Wieso bewachte es die Abmachung. Und wie konnte man etwas, dass das Feuer einmal gestohlen hatte, zurückholen? War es denn nicht

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