Fangonia (German Edition)
verbrannt? Was war das für ein Schatz, den sie sich wiederholen wollten? Welchen Zauber hatte Gwen damals ausgesprochen? Was war, wenn sie nicht mit Muschelstaub gehen würde?
Ach, was kümmert dich das eigentlich, Dina. Du gehst mit Joe sowieso nur bis auf den grünen Berg mit. Dann seht ihr hoffentlich Land und kehrt wieder um. Sie schnippte einen Grashüpfer von ihrem T-Shirt. Steck deine Nase nicht in Dinge, die dich nichts angehen.
~ ~ ~
Es war noch früh am morgen, als das glockenhelle, perlende Lachen der Feen sie weckte.
„Dina, Joe, kommt mit! Wir wollen euch unsere Arbeit zeigen!“
Auf ihren strahlenden winzigen Gesichtern leuchteten überall rote Pünktchen.
„Was ist denn mit euch passiert?“, fragte Joe erschrocken. „Schick, nicht?“, freuten sich die Feen, die Joes Überraschung falsch deuteten.
„Sie hat schließlich auch welche!“ Lilli drückte ihr winziges Zeigefingerchen auf Dinas Sommersprossen und betrachtete sie mit neidvollem Blick.
Wie Perlenketten hing der Morgentau an den Grashalmen, als Dina und Joe bei Tagesanbruch durch die Wiesen strichen. Überall neigten die Blumen die Köpfe. Ihre Blüten waren fest geschlossen. Sie schliefen noch.
„Hier ist unser Feld!“ Annabelle, Lilli und Doriella präsentierte stolz ein riesiges, dicht bewachsenes Blumenbeet. „Passt auf!“
Als die Sonne ihr erstes schwaches Licht auf das Feld warf, flog Lilli zu einer der geschlossenen Blüten. Sie hauchte sie sanft an. Dann kitzelte sie die Knospe mit ihren Flügelchen. Erst vorsichtig, dann immer stärker. Die Blume zuckte, kicherte, wand sich – bis sie vor Lachen platzte und eine herrliche weiße Blüte zum Vorschein kam.
„Oh“, staunten die Kinder.
Annabelle flog die nächste Blüte an.
„Schöne Blume“, säuselte sie, „du bist so eine schöne Blume!“
Dann kitzelte auch sie die Knospe mit ihren zarten Flügelchen, bis die Blume sich vor Lachen schüttelte und eine wunderbare blaue Blüte preisgab.
„Schööön“, Dina war begeistert.
„Jetzt ich!“, rief Doriella. Sie suchte lange nach einer geeigneten Knospe, um ihr Talent vorzuführen. Als sie eine gefunden hatte, drückte sie ihr einen dicken Kuss auf das geschlossene Blütenblatt. Nach dem Kitzeln blühte die Blume in einem strahlenden Rot.
„Los, helft uns! Es ist ganz leicht.“, luden die Feen Dina und Joe ein, nachdem sie sich ausgiebig in deren Lob und Bewunderung gesonnt hatten.
„Wir müssen uns beeilen. Das Feld muss blühen, bevor die Sonne hoch am Himmel steht.“
Gespannt trat Dina zu einer Knospe und wisperte ihr etwas zu. Dann kitzelte sie sie mit ihrem Zeigefinger, bis die Blume lachte. Die Blüte schien Sonnengelb. Dina strahlte. Joe versuchte es auch. Seine Blüte leuchtete in kräftigem Lila.
Die nächsten zwei Stunden verbrachten die Kinder damit, kreuz und quer durch das Beet zu hüpfen und einer Blüte nach der anderen durch Kitzeln die gewünschte Farbe zu entlocken. Immer doller trieben sie es, immer kräftiger, märchenhafter wurden die Farben. Die Luft war erfüllt vom frohen Lachen der Feen, dem Lachen der Kinder und dem Lachen der Blumen. Als die letzte Blüte sich entfaltet hatte, drückte Dina Joe einen Kuss auf die Wange und kitzelte ihn hinterm Ohr. Er lief dunkelrot an.
„Es klappt nicht nur bei Blumen!“, rief Dina.
Alle lachten.
Erschöpft, aber beglückt ließen sie sich ins hohe Gras fallen, als Esmeralda angeflogen kam.
„Hier seid ihr also. Muschelstaub sucht schon eine ganze Weile nach euch“, schimpfte sie. „Beeilt euch!“
Die Baumfalle
M uschelstaub und Prinzessin Gwendolyn waren bereits fertig zum Aufbruch, als die Kinder angerannt kamen.
„Es geht weiter!“, rief Muschelstaub ihnen zu. „Gwendolyn wird uns von jetzt an begleiten.“
Die Prinzessin neigte wohlwollend das hübsche Köpfchen.
Annabelle, Lilli und Doriella winkten ihnen zum Abschied. Gerade hatten sie sich umgedreht, als Esmeralda mit einigen Schälchen angeflogen kam. „Hier, nehmt die mit… Zur Wegzehrung.“
Dankbar nahmen sie den Honig an.
Der Weg führte durch viele weitere bunte Blumenfelder. Eines hob sich jedoch von den anderen ab. Es passte nicht in diese üppige, grüne, blühende Landschaft. Staksig und strohig ragten die Blumenstängel aus der trockenen Erde. Traurig, grau, hingen die welken Blüten hinunter. Das Feld schien schon lange nicht mehr bearbeitet worden zu sein. Unkraut wucherte hässlich zwischen den Blumengerippen.
„Was ist denn hier
Weitere Kostenlose Bücher