Fangonia (German Edition)
Ware. Diese sollte dann weiter veredelt werden, bis auch sie ihren Platz in der Knospe zugewiesen bekam.
So ging es nun schon den ganzen Tag. Hin und her flog die kleine Fee. Wie sehr sehnte sie sich nach einer Pause. Ihre winzigen Hände und Flügel klebten. Doch noch immer standen sieben Schalen auf dem Tisch, als sich zwei große, freudig strahlende Gesichter über die violette Blüte beugten.
Erschrocken ließ Esmeralda die Schale fallen, die sie soeben vom Tisch hochgehoben hatte. Der goldbraune Inhalt ergoss sich langsam über den Blütenboden. Die andere Fee rollte mit den Augen.
„Nicht schon wieder, Esmeralda! Langsam frage ich mich echt, wo du deinen Kopf hast!“
Dann erblickte sie Dina und Joe. Bevor sie Zeit hatte, sich richtig zu erschrecken, kamen die drei kleinen Feen angeflogen.
„Prinzessin Gwendolyn, Prinzessin Gwendolyn… Wir haben Besuch!“, riefen sie durcheinander.
Jede wollte die seltene Nachricht als erste überbringen. „Hallo!“, riefen die Kinder dem erstaunten kleinen Gesichtchen zu.
„Nun mach schon, Joe“, Muschelstaub zupfte aufgeregt an Joes Hosenbein. „Heb mich hoch!“
Joe bückte sich und ließ das Kerlchen auf seiner Schulter sitzen.
„Ein Sandling, was für ein seltener Anblick! Aber wie ist das denn möglich? Wie seid ihr denn über den S… Ach ist ja auch egal. Ich freue mich sehr über deine Anwesenheit!“ Gwendolyn war eine echte Prinzessin und kleidete ihre Überraschung in Höflichkeit. „Nur, warum hast du diese beiden Riesen mitgebracht?“, zischte sie ihm hinter vorgehaltener Hand zu. Dina und Joe hörten es trotzdem.
„Wir sind keine Riesen, wir sind…“
„Prinzessin Gwendolyn, wenn du ein paar Minuten Zeit hättest“, schnitt Muschelstaub ihnen das Wort ab, „Ich muss mit dir unter vier Augen reden. Es ist wichtig.“ Gloris Tonfall lag in seiner Stimme.
„Natürlich, ich komme gleich runter. Esmeralda, Doriella, kümmert euch solange um... um unsere anderen Gäste.“
Mit einem skeptischen Blick auf Dina und Joe flog Gwendolyn von der Blüte hinab zu Muschelstaub. Joe klopfte sich den Sand, den der Wicht hinterlassen hatte, von der Schulter.
„Was ist mit uns, Prinzessin Gwendolyn? Was sollen wir tun?“ Annabelle und Lilli wollten nicht so zurückgelassen werden. Auch sie waren wichtig.
„Seid ihr denn schon fertig mit eurer Wiese?“, fragte Gwendolyn.
Die beiden tauschten einen verlegenen Blick aus.
„Aha. Dann wisst ihr ja, was ihr zu tun habt.“, verabschiedete die Prinzessin die beiden Feen, die sich zögernd davon machten.
„Kommt, ihr beiden, ihr habt sicher Hunger“, winkte Esmeralda die Kinder zu sich.
Und ob sie Hunger hatten. Hoffentlich gab es hier etwas Besseres als Würmer zu essen. Zwar hätte Dina gerne dem Gespräch von Gwendolyn und Muschelstaub gelauscht, aber die Aussicht, sich mit Esmeralda und Doriella – zwei echten, leibhaftigen Feen – zu unterhalten gefiel ihr. Sie folgen den beiden zu einem Teil der Wiese, an dem nur rote Blumen wuchsen.
Zwischen den Blumenblättern ließen sie sich auf Geheiß der zarten Wesen auf den Boden nieder.
„Was meinst du, was es wohl gibt, Dina?“, fragte Joe aufgeregt, während die beiden kleinen Gastgeberinnen davon flogen, um mit mehreren Schalen beladen zurückzukommen, die sie den Kindern reichten.
„Mh, lecker…“, riefen sie entzückt, als sie von dem goldgelben Inhalt kosteten. „Honig!“
Geheimnisse
„ S timmt es, dass ihr euch unsichtbar machen könnt?“, fragte Dina, nachdem sie und Joe sämtliche Schalen mit der süßen Leckerei geleert hatten. Alles wollte sie über die kleinen Flügelwesen erfahren.
„Wer erzählt denn so etwas?“, lachte Esmeralda. Ihre Müdigkeit war vollends verflogen. „Nein, unsichtbar machen können wir uns nicht. Trotzdem kann nicht jeder uns sehen. Nur der, der es wirklich möchte.“
„Was macht ihr denn den ganzen Tag auf den Wiesen?“, wollte Joe wissen.
„Wir pflegen die Blumen, überprüfen die Bienenstöcke, spielen mit den Hummeln… Halt das, was jeder Gärtner so macht! Aber ihr könnt es euch ja selber ansehen.“
Damit erhoben sich Doriella und Esmeralda in die Luft. Dina und Joe folgten ihnen durch das hohe Gras bis zu einer weiten offenen Fläche. Ganz klar handelte es sich um ein frisch angelegtes Blumenbeet. Die Pflanzen waren noch jung und klein, sodass Dina und Joe einen freien Blick auf das geschäftige Treiben hatten.
Hunderte von kleinen geflügelten Feen wirbelten über das
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