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Fangonia (German Edition)

Fangonia (German Edition)

Titel: Fangonia (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Talbiersky
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sind noch mehr von euch auf den Bäumen?“ Jetzt war Wilbur aber neugierig. So etwas wie Dina, hatte er in seinem ganzen Leben noch nie gesehen. Glaubte er zumindest.
    Was würde er in dieser Nacht noch alles von den Schabernack treibenden Bäumen schütteln?
    Mit derselben Prozedur, die er an Dinas Eiche angewendet hatte, befreite er Joe und Muschelstaub von zwei großen Birken.
    „Ein Sandling“, rief er erstaunt. „Lange ist es her!“ – Die Nacht wurde immer interessanter.
    „Kommt alle mit, ich führe euch in die Wurzelstadt. Die Jungs werden Augen machen!“
    „Halt!“, rief Dina. „Es fehlt doch noch jemand!“
    Sie wies auf das große dunkelgrüne Blatt an ihrer Eiche, in dem es aufgeregt zuckte. Wilbur pflückte es von dem tief hängenden Ast und faltete es gespannt auseinander.
    Eine kleine Fee purzelte in seine Hand.
    „Gwendolyn“ – der Kobold erstarrte. Gwendolyn blinzelte ihn verdutzt aus ihren großen, veilchenblauen Augen an. „Hallo, Wilbur“, sagte sie langsam.

    Das Neumond-Fest

    „ D ie Grenzen sind offen? Seid ihr sicher? Natürlich, sonst wärt ihr ja schließlich nicht hier. Aber… Wie lange wisst ihr das schon?“
    „Ich erst seit gestern“, rief Gwendolyn schnell, die den leicht unsicheren, fast kritischen Blick des Kobolds bemerkte. Hektisch flog sie vor der kleinen Gruppe von Nachtwanderern her. Nervös und aufgekratzt. Hatte sie vergessen, dass sie eine Prinzessin war? Ihre Haltung ließ sehr zu wünschen übrig.
    Der Weg führte steil bergan. Während sie liefen, erklärte Muschelstaub Wilbur, was alles in den letzten Tagen passiert war.
    „Donnerwetter. Das ist kaum zu glauben. König Knox wird das sicherlich interessieren. Wir sind da.“
    Wilbur blieb stehen.
    Da war eine großzügige Lichtung, die umsäumt war von dicken, alten Bäumen. Gewaltige Wurzeln schlugen sie in den moosigen Grund. Sie standen hier bestimmt schon tausende von Jahren, schätzte Dina.
    „Wartet hier.“, wies Wilbur sie an.
    Dann lief er auf eine dicke Wurzel zu – und verschwand in ihr. Dina und Joe schauten sich verdutzt an. Da war tatsächlich eine Tür in der Wurzel,   eine kleine Holztür mit Guckloch!
    Ein lautes Gähnen schallte zu ihnen hinüber. Wilbur hatte seine schlafenden Freunde geweckt.
    „Hört auf zu motzen! Es ist eh gleich soweit“, schalt er sie, als sie anfingen, ihn übel zu beschimpfen. Er hatte ihre Nachtruhe gestört.
    „Wir haben fast Mitternacht! Und ihr werdet es gleich bereuen, was ihr da sagt! Wartet nur ab!“
    Wilbur erschien wieder draußen vor der Wurzel. Er stellte sich mitten auf die Lichtung und blies in eine kleine Flöte, die er aus einer Tasche seines grünen Rocks zog. Ein kräftiger, heller Ton ertönte durch den Wald.
    Die Bäume regten sich. Überall wurden Wurzeltüren aufgestoßen und kleine rothaarige Wesen sammelten sich schlaftrunken auf dem großen Moosfleck. Ein grünes Lämpchen nach dem anderen trug dazu bei, die finstere Nacht zu erhellen.
    „Was ist los, Wilbur, wir haben doch noch fünf Minuten! Wer erlaubt dir, das Fest früher einzuläuten? Weiß der König davon?“
    Viele gähnten entsetzlich und äußerten lautstark ihren Unmut. Nichts ärgerte Kobolde mehr, als früher wie nötig aus ihren Träumen gerissen zu werden.
    „Aus dem Weg, macht Platz!“ Ein Kobold bahnte sich zielstrebig und rücksichtslos den Weg durch die Menge. Vor Wilbur blieb er stehen. Das Licht strahlte ihn an, sodass Dina ihn genauer betrachten konnte.
    Wie die anderen Kobolde hatte auch er rote Haare, die bestimmt noch nie einen Kamm gesehen hatten. Seine flaschengrünen Augen funkelten bedrohlich im Glühwürmchenschein. Schief hing ein Kranz aus Blättern und Zweigen über seinen großen, spitz zulaufenden Koboldohren. Das musste der König sein. Die Krone erinnerte Dina an ein Bild, das sie mal im Geschichtsunterricht gesehen hatte. Wie hatte die Lehrerin sie noch mal genannt… Lorbeerkranz?
    „Was der Henker hat das zu bedeuten, Wilbur? Deine Späße gehen allmählich zu weit!“, wütend stemmte der König seine Arme in die Hüfte. Er war ganz in Grün gekleidet, wie die meisten Kobolde hier.
    „Verzeih, König Knox. Aber ich habe wichtige Neuigkeiten.“
    „Neuigkeiten? Was für Neuigkeiten? Erzähl schon!“
    Die Menge drängte sich dichter um Wilbur und Knox. Wilbur genoss jetzt die volle Aufmerksamkeit. Er setzte ein wichtiges Gesicht auf. Er wusste, dass er sie jetzt alle am Haken hatte.
    Nichts liebten Kobolde mehr als Geheimnisse. Und

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