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Fangonia (German Edition)

Fangonia (German Edition)

Titel: Fangonia (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Talbiersky
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Fragen beantworten sollte.
    Dieser Traum führte sie zurück in die Vergangenheit und zeigte ihr was damals geschehen war…

Gloris Sieg

    E s war eine sternklare Nacht. Ein Kobold kauerte hinter einer großen Sanddüne, abseits von dem hektischen Treiben am Strand. Dort gab es zu viele Augen. Es war ihm gelungen, sich von seinen Kumpanen fortzustehlen. Sie durften nichts wissen von seinem Geheimnis.
    Vorsichtig schob er seine Hand in die innere Rocktasche und hob behutsam ein winziges, blauhaariges Wesen heraus. Die kleine Fee schüttelte ihre Flügelchen, die sie so lange hatte still halten müssen.
    „Sind wir allein?“, fragte sie.
    „Ja, ich habe mich vergewissert.“
    Noch einmal drehte er sich in alle Richtungen. Nein, niemand war ihm gefolgt. Alle waren am Strand und warteten aufgeregt auf das Ereignis. Die Meeresbrise wehte das Gezeter der Wunderwesen zu ihnen hinüber. Die Düne dämpfte den Lärm ein wenig. Das ging nun schon seit Wochen so. Ständig gerieten die unterschiedlichen Kreaturen aneinander und stritten sich. Es musste etwas geschehen! Und es würde etwas geschehen!
    „Du weißt, dass uns nicht viel Zeit bleibt. Sie werden mich gleich rufen!“, wisperte die kleine Fee.
    „Ich weiß.“
    „Du weißt auch, dass dann alles anders sein wird? Dass wir uns nicht mehr treffen können? Vielleicht ist es heute das letzte Mal, Willi! Wir beide, wir haben keine Zukunft.“
    Der Gedanke ließ die kleine Fee erschaudern.
    „Trotzdem“, rief der Kobold bestimmt. „Nimm ihn an, Winnie. Tu es für mich. Selbst wenn wir uns nie wieder sehen. Ich werde dich niemals vergessen, zumindest werde ich es versuchen – du weißt, ich bin nur ein Kobold. Aber du, du sollst dich auf jeden Fall an mich erinnern.“
    In seiner Hand lag ein kleiner goldener Reif, den er zuvor von seinem Knopfloch gelöst hatte. Unschlüssig blickt die Fee auf den Ring. „Ach Willi!“, seufzte sie dann und gab ihm ihre kleine Hand. Der Reif glitt geschmeidig über ihr Handgelenk. „Was machen wir nur für dumme Sachen
    Ein Klingeln ertönte. „Da, sie rufen mich!“, fuhr Winnie auf. „Weißt du was, ich höre einfach nicht hin. Ich muss es ja nicht tun.“
    Die kleine Fee schwebte vor Aufregung hin und her.
    „Doch, meine Liebe. Du musst, und das weißt du auch. Geh.“
    „Was ist mit dir?“
    „Ich komme nach. Es wäre nicht gut, wenn sie uns zusammen sähen. Du weißt ja: Feen und Kobolde…“
    Sie nickte und warf ihm einen letzten langen Blick zu. Dann verschwand sie hinter der Düne.

    ~ ~ ~

    Ein Sandling blies in ein Muschelhorn und entlockte ihm einen dunkelwarmen Ton. Das war das Zeichen. Der Lärm am Strand legte sich, als vier Wesen die höchste Düne des Strandes bestiegen. Seesternlichter wiesen den Weg.
    Der Hauptmann der Riesen lief voran. Seinen weiten Schritten folgte der Zwergenmonarch, dahinter der Koboldkönig. Den Schluss bildete die kleine Sandlingsdame. Die Höchsten aus jedem Stamm hatten ihre Konferenz beendet. Gleich würden sie das Ergebnis verkünden. Ein Ergebnis, das über ihre Zukunft entscheiden sollte. Der Riese setzte sich das Sandlingsfrauchen auf die Schulter, sodass sie alle vom Strand aus sehen konnten. Glori räusperte sich.
    „Liebe Bürger von Fangonia und die, die es werden möchten. Jeder weiß, wie unerträglich die letzten Wochen für uns alle gewesen sind. Wir können nicht gemeinsam an diesem Strand leben. Das dürfte jedem klar geworden sein. Nach eingehender Besprechung, Diskussion und Konferenz sind wir nun zu einer Übereinkunft gekommen. Endlich.“
    Sie hielt ein blassgelbes Papier in die Höhe. Feingliedrig zeichnete sich die Schrift in silbrig-schwarzer Farbe darauf ab. Ein Raunen ging durch die aufgeregt lauschende Menge.
    „Ich werde jetzt Punkt für Punkt die Abmachung vorlesen. Wenn alle damit einverstanden sind, besiegeln wir den Vertrag mit dem, was jedem Volk von uns am Wertvollsten ist, damit der Feenzauber wirken kann und der Vertrag in Kraft gesetzt wird.“
    Glori wandte sich dem Grüppchen Feen zu, die in der Nähe schwebten, und gab ihnen zu verstehen, Prinzessin Gwendolyn zu rufen. Laut klingelten sie nach ihr.
    Wo steckte die kleine Fee nur wieder? Auch während der Konferenz war sie immer wieder verschwunden. Da, nach einer Weile tauchte sie auf.
    „Verzeihung“, rief sie den Obersten der Völker zu. Sie nahm ihren Platz ein, aber in Gedanken war sie ganz woanders.
    „Also gut.“ Glori räusperte sich noch einmal.
    Und das stand auf der

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