Fantasie in Rot: Erotischer Roman (German Edition)
hereinspaziert, und schon schmeichelte sie sich bei ihm ein. »Und ich weiß auch nicht, was du in ihm siehst.«
Oder was ich in ihm sehe, um genau zu sein.
In Wahrheit wusste sie es aber doch. Monet. Das Meer. Zärtliche Berührungen und eine unaussprechliche Emotion in seinem Blick. So wenig das auch war, es war das, weswegen sie sich an ihre Gefühle für ihn klammerte.
Der Vorwurf, den er soeben geäußert hatte, machte sie ganz verwirrt.
Sie hatte das Gespräch in der Absicht begonnen, ruhiger und unbeeindruckter zu wirken. Sie konnte es kaum fassen, dass sie so kühn gewesen war, ihn zu fragen, warum er sie hasste, aber am Wochenende hatte sie keine Zeit gehabt, die Geschehnisse noch einmal zu überdenken, und es war die einzige natürliche Schlussfolgerung gewesen. Nur hatte sie eben nicht damit gerechnet, dass er der Nick war, den sie aus ihren Kindertagen kannte. Der Nick, in den sie verknallt gewesen war.
Er war sogar, wie sie sich erinnerte, der erste, der allererste Junge gewesen, der ihr weibliches Interesse oder Bewusstsein erregt hatte, so kindisch die Zuneigung auch gewesen war.
Sie erinnerte sich an das von der Firma veranstaltete Picknick, bei dem sie allein auf einem alten Karussell gespielt hatte und ungeschickt in den Schmutz gefallen war. Johns ältester Sohn war mit einem alten Basketball unterm Arm herübergekommen, um nachzuschauen, ob sie sich etwas getan habe, ob sie Hilfe brauchte, um wieder zu ihrer Mama zu kommen. Sie hatte sich nichts getan, hatte sich aber ungeheuer geschämt, vor allem, als er ihr den Schmutz hinten auf ihren roten Shorts abgeklopft hatte. »Du solltest vorsichtiger sein«, hatte er sie ermahnt, dann war er zu einem leeren Basketballplatz geschlendert und hatte begonnen, Bälle zu werfen.
»Darf ich zuschauen?«, hatte sie gefragt, als sie sich ihm von hinten näherte.
Achselzuckend hatte er geantwortet. »Na klar.«
Sie setzte sich im Schneidersitz auf den Rasen neben dem Betonfeld und schaute schweigend seinen Bewegungen zu; jedes Mal, wenn er zu einem Sprungwurf ansetzte, zeigte sein schlaksiger Jungenkörper die ersten Ansätze von Muskeln unter der glatten, sonnengebräunten Haut. Sie fand ihn göttlich.
Den restlichen Tag folgte sie ihm in einiger Entfernung, und als das Picknick mit einem Softballspiel für die Erwachsenen endete, spielte Nick mit. Immer wenn er vortrat, um zu schlagen, sah sie ihm mit kindlicher Bewunderung zu.
Sie atmete tief durch. Unfassbar, dass sie neulich mit diesem Mann geschlafen hatte. Es war flüchtiger Sex gewesen. Zwischen Fremden. Auch wenn sie nicht im strengen Sinne Fremde waren, wie sie geglaubt hatte. Und sie hatte auch nicht gewollt, dass sie am Ende als Fremde auseinandergingen. Gegen ihren Willen wollte sie nun so viel mehr von ihm – sexuell, emotional.
Sie verspürte die seltsame Regung, nach draußen zu gehen und ihm zu sagen, dass ihr leidtue, was immer zwischen ihren Vätern geschehen war, und sie ging tatsächlich halb zur Tür, wo sie stehen blieb. Aber sie tat es dann doch nicht, sie wollte nicht einmal wissen, ob es irgendetwas zu bedauern gab. Außerdem war er ein Idiot. Ein Idiot, der immer noch ihrem Herzen wehtat, wenn sie an ihn dachte, aber trotzdem ein Idiot. Selbst als er dastand und ihre Bäume stutzte, hatte sie ihn begehrt, dieselbe Fülle gefühlt wie in dem Moment, als sie ihn in sich hatte. Sie wollte dieselbe Leidenschaft erleben, dieselbe Glut, die er in ihr entfachte, ohne dass er es überhaupt versucht hatte. Was für eine Art Trottel war sie eigentlich?
Monet .
Offensichtlich war sie die Art von Trottel, die zu viel in die einmalige Erwähnung eines impressionistischen Malers hineinlegte.
Ich mag es, wie diese Maler alles nehmen und es schöner machen, als es wirklich ist .
Gegen ihren Willen stellte die Erinnerung an seine Worte ein wenig von ihrem Glauben an seine innere Güte wieder her. Diese Güte musste doch in ihm sein. Oder?
Lauren ging zum Telefon über dem Tresen und wählte die Büronummer ihres Vaters. Den Hörer ans Ohr gedrückt, drehte sie sich um und lehnte sich gegen den Spülstein.
»Henry Ash«, meldete er sich.
»Hallo, Dad.«
»Lauren, Liebes. Was verschafft mir die Ehre? Suchst du mal wieder nach einem Lunch-Partner?«
Ein Blick auf die Küchenuhr zeigte, dass es fast zwölf war. »Hm, nein. Ich habe nur über etwas nachgedacht, das lange zurückliegt, und ich hatte gehofft, du könntest es aufklären.«
»Worum geht’s?«
»Erinnerst du dich noch an
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