Fantasie in Rot: Erotischer Roman (German Edition)
und die Kellnerin hatten ihn vom Besuch im Krankenhaus abgelenkt, aber nur ganz kurz. Jedes Mal, wenn er glaubte, er wäre den Gedanken losgeworden, tauchte er wieder auf. Immer wieder erinnerte er sich an die rasende Fahrt zu Dads Wohnung im Dunkeln und an die noch rasendere Fahrt ins Krankenhaus, während vom Rücksitz furchtbare röchelnde Laute kamen und Elaine immer wieder sagte: »Halt durch, Dad, wir sind gleich da. Halt durch.« Davy hasste Krankenhäuser, hatte sie immer gehasst, seitdem er in seiner Kindheit verletzt worden war.
»Hör mal zu, Davy«, sagte Nick mit fester Stimme, worauf Davy aufsah. Nick hatte die leuchtendsten Augen, die er kannte, und wenn er in sie hineinschaute, fühlte er sich immer beschützt – sie umschlossen ihn wie eine Umarmung. »Sicher, das heute Morgen war schon erschreckend, aber jetzt ist alles okay. Dad wird ein paar Medikamente einnehmen, und dann geht’s ihm wieder besser. Ich möchte, dass du nicht mehr nachdenkst, okay? Denk an schönere Dinge. Ich verlass mich darauf, weißt du.«
Nein, er wusste es nicht. »Was meinst du damit?«
»Ich verlasse mich irgendwie darauf, dass du glücklich wirst. Wenn du nicht glücklich bist, bin ich es auch nicht.«
Du bist sowieso nicht glücklich, Nick , dachte er, sagte das aber nicht, weil Nick das für sein Geheimnis hielt. Die Worte seines Bruders brachten ihn allerdings dazu, dass er sich wichtig fühlte, denn wenn er ihn glücklich machen konnte, dann wollte er das auch. Er versuchte, die Gedanken an den heutigen Morgen zu verdrängen und an Schöneres zu denken, so wie Nick gesagt hatte. An die dunkelhaarige Kellnerin und ihre Lippen wie helle Wolken. Daisy Maria Ramirez und ihre zierlichen Finger.
Die Kellnerin traf mit zwei Gläsern und einem Krug Cola ein. Sie beugte sich über den Tisch, um die Speisekarten hinter den Serviettenhalter zu stecken, und wieder fielen ihm ihre Rundungen auf, wie eine lebende Landschaft vor seinen Augen.
Als sie gegangen war, sagte er leise: »Findest du sie hübsch?« Vielleicht konnte er ein Gespräch beginnen, das ihm irgendwie mit Daisy weiterhalf.
Nick blickte ihr nach. »Sie ist nett anzuschauen. Warum?«
»War nur eine Frage.«
Hin und wieder hatte Nick das Thema Frauen zur Sprache gebracht und ihm gesagt, wenn er Fragen habe, könne er ihn alles fragen – aber bislang hatte er das nie getan, und plötzlich war es ihm zu peinlich.
»Bist du sicher?«, fragte Nick.
Das war die Gesprächseröffnung – aber er brachte es einfach nicht über sich, sie aufzugreifen. »Ja«, sagte er, dann schenkte er die Cola in ihre Gläser.
»Hör zu, nachdem wir gegessen haben, fahren wir runter zur Sand-Key-Brücke, wenn du möchtest.« In der Nähe der Brücke tummelten sich Delfine, vor allem am frühen Abend.
»Cool.« Davy lächelte. Endlich ging ihm nicht mehr im Kopf herum, was er im Krankenhaus erlebt hatte, und außerdem: Gespräche über Delfine fielen ihm sowieso leichter als Gespräche über Frauen.
Lauren lag am Abend wach im Bett, konnte nicht einschlafen, denn eine höchste detaillierte Fantasie wollte ihr nicht aus dem Kopf gehen. Sie versuchte so zu tun, als wäre der Mann in ihrer Fantasie derselbe hübsche Bursche, als besäße er dieselben vagen Gesichtszüge wie die Männer in all ihren anderen Fantasien, aber das war gelogen. Er hatte Nicks Gesicht. Und wenn sie ehrlich mit sich war, war diese besondere Fantasie wohl ihrem kleinen Rendezvous am Strand entsprungen.
Seufzend schob sie die Bettdecke zur Seite und ging im Dunkeln den Flur hinunter in ihr Büro, wo sie die Schreibtischlampe anknipste. Sie zog das rote Buch aus dem Regal, griff nach einem Füllfederhalter mit blauer Tinte und setzte sich in den Sessel, in dem sie es sich immer bequem machte, wenn sie etwas schrieb.
Einerseits widerstrebte es ihr, dies hier aufzuschreiben, denn es ging ja nicht nur um sexuelle Fantasien; es ging auch um ihn, was bedeutete, dass sie eine dauerhafte Aufzeichnung über ihn schuf, was sie bis jetzt als Schwärmerei angesehen hatte, die von nichts anderem abhing als von ihren Gedanken , ihrer Vorstellungskraft . Doch vielleicht würde es ja helfen, sich von den Gedanken an Nick Armstrong zu befreien. Schreib deine Fantasien auf, dann musst du nicht immer daran denken.
Ich liege auf einem Privatstrand mit makellos weißem Sand und hohen Palmen, an den hunderte Muscheln angespült werden. Seegras, die Dünen schützend, weht in der Brise. Ich liege im Sand, ein farbenfroher
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