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Fantastik AG

Fantastik AG

Titel: Fantastik AG Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Oldenburg
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Einzige, den man hinter Glas ausgestellt hatte.
    In der großen Halle gab es unzählige Vitrinen, in denen verschiedene
Bewohner der Fernen Länder in ihren natürlichen Habitaten präsentiert wurden.
    Theodor sah Zwerge, Feen, Einhörner, Kobolde und er sah – den
Professor.
    Der Dozent stand in einer Märchenwalddekoration aus Plastikblumen
und Gummibäumen und focht offenbar einen simulierten Kampf mit einer Harpyie
aus.
    Gerade hatte ein Kind, das mit seinen Eltern vor der Vitrine stand,
per Knopfdruck die Sequenz aktiviert:
    Der Zauberstab des Professors begann elektrisch zu blinken, er
bewegte seinen Arm marionettenhaft und schleuderte eine rötlich glühende, an
einem deutlich sichtbaren Faden gezogene Kunststofffeuerkugel in Richtung der
Harpyie, deren Flügel daraufhin mit einem mäßig beeindruckenden Flammeneffekt
zu brennen anfingen.
    Der Student konnte nur erahnen, wie sehr seinen Dozenten diese aus
wissenschaftlicher Sicht unverantwortliche Vorstellung seelisch mitnehmen
musste.
    Das können Sie wohl sagen, sagte die
Stimme Professor Welks in seinem Kopf.
    Professor!, rief der Student in Gedanken. Was ist passiert?
Wo sind wir hier?
    Das ist doch offensichtlich. Der
Freizeitpark ist eröffnet worden. All diese Leute da draußen kommen aus der
Wirklichkeit.
    Aber dann ist ja das Tor …, begann Theodor.
    Ja. Das Tor zwischen den Welten steht offen.
Hören Sie. Wir haben nicht viel Zeit. Ich werde den Bann von Ihnen nehmen, der
Sie daran hindert, sich zu bewegen. In dieser extrem antimagischen Umgebung
werde ich dabei wahrscheinlich einen psychosomagischen Schock erleiden. Es ist
schon schwer genug, einen einfachen Zauber wie Quorms Hervorragenden
Telekommunikator aufrechtzuerhalten. Aber kümmern Sie sich nicht um mich. Sie
müssen Königin Hymnia finden und befreien. Das ist unsere einzige Hoffnung.
    Aber …
    Von diesem Zeitpunkt an gibt es keine Abers
mehr. Also: Sind Sie bereit?
    Nein, dachte der Student, aber das macht wohl keinen
Unterschied.
    Eine gute Verwendung des Wortes ›aber‹, an
die ich gar nicht gedacht hatte. Gut. Ich zähle bis drei. Eins … Zwei … es kann
übrigens sein, dass Sie ein kleines bisschen von dem Schock abbekommen, wenn
ich den Zauber wirke. Drei!
    Â»Er sieht richtig echt aus«, sagte die junge Frau. Sie
trug ein Original-Ferne-Länder-Merchandising- T -Shirt,
auf dem Max Danger im Kampf mit Smirfel, dem Blut- und Todesgott abgebildet war.
»Meinst du, er ist ausgestopft?«
    Ihr männlicher Begleiter lachte.
    Â»Ach Quatsch. Der ist aus Plastik. Sieh dir doch die Schrumpfköpfe
an: totales Plastik.«
    Â»Aber sein Blick wirkt irgendwie
lebendig«, meinte die junge Frau. »Ich glaub sogar, eben hat er die Pupillen
bewegt.«
    Â»Ja klar. Und gleich zerschlägt er das Glas mit seiner
Gummiknochenkeule und springt brüllend …«
    Das Glas der Vitrine zerbarst.
    Seine Keule schwingend und einen barbarischen Urlaut ausstoßend –
Wuuuooooaahhrrr –, sprang der Grauenvolle Steintroll aus seinem gläsernen
Gefängnis.
    Touristen schrien und fielen in Ohnmacht. Panik breitete sich aus.
    Schnaufend, mit den Augen rollend, stand Theodor in der Halle, bis
er sich einigermaßen von dem Magieschock erholt hatte.
    Das war ein › kleines bisschen‹ gewesen ?
    Wie musste es dann erst den Professor erwischt haben?
    Theodor spie die künstlichen Grauenhafter-Steintroll-Hauer aus, die
man ihm in den Mund gesetzt hatte und bahnte sich einen Weg durch die
hysterische Menschenmenge zur Vitrine seines Dozenten hinüber.
    Reglos, mit geschlossenen Augen lag Professor Welk hinter dem Glas.
    Â»Oh nein!«
    Theodor schlug gegen die Scheibe.
    Â»Professor!«, rief er.
    Â»Stehen bleiben!«
    Der Student blickte sich um. Wachleute strömten in die Halle, und
entsetzt erkannte Theodor die finsteren Schattengesichter unter ihren
Uniformmützen.
    Â»Verdammt!«
    Er hatte keine Wahl, als den Professor fürs Erste zu verlassen.
Später würde er zurückkehren.
    Theodor rannte zum anderen Ausgang der Halle, aber auch von dort
kamen jetzt die Überwacher.
    Langsam kreisten sie ihn von allen Seiten ein.
    Â»Unterwerfung
ist der einzig gangbare Weg«, knisterten ihre dünnen Schwarmstimmen, »füge
dich dem Unvermeidbaren.«
    Die Überwacher kamen näher und näher. Jetzt konnte ihn nur noch ein
Wunder retten.
    Ein Wunder oder eine

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