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Fantastik AG

Fantastik AG

Titel: Fantastik AG Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Oldenburg
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langen Echos.
    Nervenzersetzende Stille folgte.
    Jede Sekunde erwartete Theodor, das entsetzliche Fauchen des
Drachenfeuers zu hören.
    Dann sprach der Drache.
    Â 
    Protokoll
des stud. phant. Theodor Welk, Fortsetzung.
    Der
Drache sagte (ich zitiere aus meinen Notizen): »Ich bin ein Drache! Ich
kann Feuer speien! Ich werde euch alle vernichten!« Dann fügte er noch
hinzu: »Har Har Har!« (Dies steht keineswegs für ein tatsächliches Lachen,
er sagte wortwörtlich: »Har Har Har«.)
    Die
Stimme des Drachen klang seltsam blechern, als käme sie aus einem übersteuerten
Lautsprecher.
    Ich
hörte, wie sich Prof. Welk räusperte. Er sagte: »Na ja …
wie gesagt … ich kam in der Absicht, ein Gespräch mit Euch zu
führen, o weiser Wurm. Mich würde – um einen Anfang zu machen – insbesondere
interessieren …«
    Der Professor
kam nicht dazu, auszusprechen, was ihn insbesondere interessierte, denn er
wurde von dem Drachen unterbrochen, der da sagte:
    Â»Ich
bin ein Drache! Ich kann Feuer speien! Ich werde euch alle vernichten! Har
Har Har!«
    Er
sagte dies mit exakt der selben Betonung wie beim ersten Mal.
    Worauf Prof. Welk nichts zu antworten wusste als:
»Ja … ähm … so so.«
    Was der
Drache zum Anlass nahm, für den Fall, dass in dieser Hinsicht noch
Klärungsbedarf bestünde, zu wiederholen: »Ich bin ein Drache! Ich kann Feuer
speien!« Etc.
    An
diesem Punkt begann ich darüber nachzudenken, dass Drachentöter doch eigentlich
ein schöner und sinnvoller Beruf sei.
    Irgendetwas scheint mit seinem Gehirn nicht ganz in
Ordnung zu sein, dachte Professor Welk. Das heißt, sofern er überhaupt eins
hat.
    Ein Dialog wollte nicht recht
entstehen. Der Drache wiederholte unablässig seinen wie auswendig gelernt
klingenden Spruch und rollte dabei in einer irrsinnigen Weise mit den Augen.
Die Augen waren überhaupt furchtbar. Nicht furchtbar in dem Sinn, wie man es bei Drachen erwarten
würde, sondern furchtbar , weil sie keinem lebenden Wesen zu gehören
schienen. Professor Welk hatte mehrmals vergeblich versucht,
Blickkontakt herzustellen. Das Problem war: Der Drache schien gar nicht zu sehen . Seine Augen waren wie zwei Fenster, durch die man
von außen in kalte, finstere Leere blickte. Oder, fiel dem Professor ein
ebenfalls passender Vergleich ein, sie waren wie die Plastikaugen von billig gemachten Spielzeugtieren, bei denen zwei sinnlos hinter
durchsichtigem Kunststoff kullernde schwarze Plastikscheiben die Pupillen
darstellen sollen.
    Zwischendurch hatte der Drache seinen Text vorübergehend geändert
und ein Rätsel gestellt: »Was ist groß, kann Feuer speien und hat
Schuppen?«
    Drachen hatten traditionell eine Vorliebe für Rätsel. Frolpar, das
Große Ärgernis, hatte jahrhundertelang am Pass des
Erwarteten Todes auf der Lauer gelegen und jeden Wanderer gefressen, der
ein von ihm, Frolpar, gestelltes Rätsel nicht zu lösen vermochte. Meistens fraß
er sie auch im gegenteiligen Fall, was das ZKPRFL (»Zentrales Komitee zur Pflege der Rätselkultur in den Fernen Ländern«)
dazu veranlasste, den Drachen öffentlich wegen unsportlichen Verhaltens zu
rügen. Die bedauernswerte Gesandtschaft, die vom ZKPRFL zum Pass des Erwarteten Todes geschickt wurde, um
Frolpar diese Botschaft zu überbringen, wurde von ihm vor die nicht unlösbare
Aufgabe gestellt, folgendes Rätsel zu knacken: ›Was ist reichlich
unverschämt, schmeckt besonders knusprig gebraten und kommt gerade recht zur
Mittagszeit?‹
    Â»Was ist groß, kann Feuer speien
und hat Schuppen?«, wiederholte der Professor und kratzte sich theatralisch
am Kopf. »Hm, das ist eine harte Nuss. Was könnte damit nur gemeint sein? Ist
es vielleicht – ein Zirkusartist mit pflegebedürftiger Kopfhaut, der in seiner
Kindheit an einem Versuchsprogramm für Wachstumshormone teilgenommen hat?«
    Auf diese sarkastische Antwort folgten einige Augenblicke der
Stille. Es soll nicht unterstellt werden, dass der Drache nachdachte .
Zumindest hörte das Augenrollen kurzfristig auf. Professor Welk hielt den Atem
an. Der Drache klappte den Kiefer auf und zu, wobei ein surrendes Geräusch
erklang.
    Dann hielt er es für angebracht, seine Zuhörer davon in Kenntnis zu
setzen, dass er 1.) ein Drache sei, 2.) Feuer speien könne und 3.) sie alle
vernichten werde.
    Â»Na schön«, sagte der

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