Fantastik AG
nachdem sie sich in ihr Gästequartier zurückgezogen hatten,
klärte ihn der Professor darüber auf, wovon das Gespräch mit dem König
gehandelt hatte.
»Auf keinen Fall!«, rief der Student entsetzt.
»Denken Sie an die Möglichkeiten, die sich uns dabei erschlieÃen!«,
schwärmte der Professor.
»Das tue ich!«, entgegnete der Student. »Und Sie sind alle
grauenhaft!«
»Eine einmalige Gelegenheit!«
»Das ist der Tod immer!«
»Werden Sie nicht pathetisch. Wo ist Ihr Forschergeist?«
»Suizid ist kein Phänomen, dem ich mich durch Selbstversuche
anzunähern wünsche.«
»Sie müssen ja nicht gegen ihn kämpfen.«
»Wenn Sie dem Drachen das Gleiche in Bezug auf mich erklären
könnten â¦Â«
Der Professor schwieg. Plötzlich flackerte es listig in seinen
Augen.
»Haben Sie eigentlich alle ihre Scheine zusammen?«
»Was? Was hat denn das hier jetzt damit â¦Â«
Ein qualifizierter Teilnahmenachweis!, dachte Theodor,
während sie in Begleitung einer Gruppe von Zwergen unter Anführung des Königs
durch die Gänge schritten, ich bekomme einen qualifizierten Teilnahmenachweis
für die Teilnahme an meinem eigenen Tod.
Er betrachtete die schwere, an der Spitze wie eine Säge gezahnte
Lanze, die sie ihm in einer feierlichen Zeremonie überreicht hatten â drei
Zwerge waren nötig gewesen, um die Waffe
überhaupt anheben zu können â, und fragte den König: »Es sind sicher
schon viele Drachen erfolgreich mit dieser Lanze getötet worden?«
Professor Welk übersetzte, und der König antwortete auf Zwergisch.
Nachdem sie eine Zeit lang schweigend weitergegangen waren und der
Professor nicht geneigt schien, die Ãbersetzung von sich aus zu liefern, fragte
Theodor: »Und, was hat er gesagt?«
»Wenn es Sie wirklich so sehr interessiert â er sagte: âºViele haben
bei dem tapferen Versuch heldenmütig ihr Leben gelassen.â¹Â«
»Sehr inspirierend«, bemerkte der Student.
Am oberen Ende der GroÃen Treppe verabschiedeten sie sich von ihren
zwergischen Begleitern. Der König schüttelte Theodor die Hand mit einem warmen
Lächeln, das zu besagen schien: Im Falle des sehr wahrscheinlichen Ablebens
des Studenten wird sich das Königreich Zeherkzal der Witwe und der Waisen
annehmen. Da weder Witwe noch Waisen tatsächlich vorhanden waren, war das
Lächeln des Königs, eines ökonomisch denkenden Zwergs, ein umso wärmeres.
Es zeigte sich, dass die GroÃe Treppe eine Wendeltreppe
war. Nach der ungefähr fünfhundertsten Umdrehung machte Theodor Bekanntschaft
mit einem Phänomen namens GroÃes Unwohlsein .
Er lehnte sich schnaufend gegen die Wand und kämpfte mit dem
Schwindelgefühl.
»Kommen Sie«, sagte der Professor aufmunternd, »wir haben schon
fast ein Viertel geschafft.« Sein wissenschaftlicher Eifer schien keine
körperlichen Grenzen zu kennen.
Mit einem resignativen Seufzer folgte der Student seinem Dozenten,
um dessen spitzen Hut die schimmernde Aura von Grumins Einfachem
Lichtzauber tanzte.
»Worum ging
es eigentlich bei der Zeremonie im Thronsaal?«
»Nur um das Ãbliche«, antwortete Professor Welk, »der Segen der
Götter wurde herabbeschworen auf die tapferen Helden und so weiter. Der König
hielt eine sehr bewegende Rede, die mit den Worten schloss: âºIch hoffe, ihr
macht kurzen Prozess mit dem verdammten Biest, das sich unsere Schätze gekrallt
hat.â¹Â«
»Aber«, warf der Student ein, »ich meine, wir werden doch nicht
wirklich mit ihm kämpfen, oder?«
»Nein, natürlich nicht.«
Der Student atmete auf.
Der Professor fuhr fort: »Gegen einen Drachen kämpfen! Sie sind
ohnehin selten genug in den Fernen Ländern. Wahre Wunder der Schöpfung!
Wussten Sie, dass Kroumul, der alte Wurm siebzehn
Städte einäscherte, bevor er von Ruk, dem Kurzsichtigen, unter fragwürdigen
Umständen erlegt wurde? Faszinierende Geschöpfe, Drachen! Nein, kämpfen
werden wir nur im äuÃersten Notfall.«
Theodor versuchte sich einen äuÃersten Notfall vorzustellen, der ihn
dazu bewegen konnte, mit einem Drachen zu kämpfen. Vermutlich, wenn er vor die
Alternative gestellt wäre, entweder von einem Drachen gefressen zu werden oder gegen ihn zu kämpfen , was aber im
Endeffekt nur Umschreibungen ein und desselben Vorgangs waren. Der
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