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Fantastik AG

Fantastik AG

Titel: Fantastik AG Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Oldenburg
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Professor mit vor Zorn bebender Stimme und
ballte seine Gnomenfäuste. »Ich habe es im Guten versucht. Herr … Welk«, rief
er, ohne den Blick von dem Drachen abzuwenden, »wären Sie so freundlich,
herzukommen. Und bringen Sie die Lanze mit.«
    Unerwartet
schien sich ein Ereignis anzukündigen. Unter ohrenbetäubendem Lärm richtete
sich der Drache auf. Seine gewaltigen, fledermausartigen Schwingen entfalteten
sich quietschend, während er, auf den Hinterbeinen stehend, seinen
Schlangenhals in die Finsternis unter der Hallendecke stieß.
    Der Professor sah undeutlich, wie sich etwa zwanzig Meter über ihm
riesige Kiefer wie in einem schlecht synchronisierten Film bewegten.
    Der Drache brüllte:
    Â»Sterbt, Sterbliche!«
    Und er spie Feuer.
    Theodor hörte das Fauchen aus der Halle und roch …
brennende Autoreifen? Der Professor schrie etwas, das in dem Lärm unterging.
    Der Student nahm allen verfügbaren Mut (eine recht übersichtliche
Portion) zusammen und trat vor das Tor. In seinem späteren Leben bezog er sich
auf die folgenden Ereignisse stets unter der Bezeichnung: Diese
traumatisierende Drachengeschichte, gefolgt von einem tiefen leidenden Seufzer
und der Weigerung, weiter darüber zu sprechen.
    Ihm direkt gegenüber erhob sich der Drache. Seine Schwingen öffneten
und schlossen sich wie in Krämpfen, sein langer Hals zuckte wild hin und her
und – das war das Schlimmste – sein Kopf brannte und schien zu schmelzen . Zwischen den züngelnden Flammen glaubte der
Student nackte, metallisch glänzende Schädelknochen zu erkennen.
    Der Gestank von verbranntem Gummi hing ölig und beißend in der Luft. Dicker schwarzer Rauch trieb
durch die Halle.
    Theodors Blick wanderte nach unten und fiel auf seinen Dozenten, der
wie gebannt vor dem schwankenden Ungetüm stand.
    Â»Laufen Sie, Professor«, schrie der Student, »er fällt!«
    Entsetzt beobachtete Theodor, wie der Professor plötzlich die Arme
in die Höhe riss, dann wie von einer unsichtbaren Faust getroffen zu Boden
stürzte und reglos liegen blieb.
    Â»Stehen Sie auf! Der Drache zerquetscht Sie!«
    Professor Welk stand nicht auf. Theodor verharrte wie gelähmt auf
der Torschwelle und sah zu, wie sich das unabwendbare Schicksal vollzog.
    Seine Finger krümmten sich um den metallenen Schaft der
Zwergenlanze, und wie zufällig fiel sein Blick auf die Waffe. Im flackernden
Licht der Flammen sah er die kunstvollen goldenen Einlegearbeiten, die den
Schaft entlangliefen und Szenen aus der ruhmreichen Geschichte zwergischer
Drachenbekämpfung zeigten. Bramor, der Tapfere, tritt ganz allein Hrunkamorul, dem Schröcklichen Lindwurm, entgegen. (Wobei ganz allein bedeutete, dass bei diesem Kampf die
Verluste auf zwergischer Seite in Grenzen gehalten werden konnten. Es gab nur
ein Opfer namens Bramor, der Tapfere.) Filfin, der Kleine Happen, fordert
Grogolosch, den Schlinger, heraus …
    Theodor sah zu der regungslos auf dem Hallenboden liegenden Gestalt
seines Dozenten hinüber. Er blickte auf zu dem Drachen, dessen Hals wie eine
brennende Fackel hin und her peitschte.
    Dann traf er die mutigste Entscheidung seines Lebens.
    Theodor Welk, Student der Phantastik im 27. Semester, holte tief
Luft. Und dann rannte er in die Halle.
    Beißender Rauch drang in seine Lungen ein und nahm ihm den Atem.
Hustend lief er weiter auf den Professor zu und versuchte, möglichst wenig an
die außer Kontrolle geratenen, fauchenden und tobenden zweihundert Tonnen
Drache direkt vor ihm zu denken.
    Als er bei der kleinen Gestalt angekommen war, kniete er neben ihr
nieder.
    Â»Professor«, keuchte er atemlos.
»Sie müssen aufstehen.« Er schüttelte den leblosen Körper und drehte ihn auf
den Rücken. Das Gesicht seines Dozenten war bleich, die Augen geschlossen.
    Theodor hob den für seine muskulösen Trollarme federleichten Gnom
auf die Schulter und rannte los.
    Hinter ihm machte der Drache einen unsicheren Schritt vorwärts und
stürzte.
    Als Theodor das Tor erreichte, schlug der Drache auf dem Boden auf.
Sein Sturz ließ die Erde erbeben. Wo sich vor höchstens drei Sekunden noch der
um sein und seines Professors Leben rennende Student befunden hatte, lag jetzt
der riesige von Flammen umzüngelte, ausdruckslos grinsende Schädel des Drachen.
    Theodor wandte sich ab. Er legte den Professor vorsichtig auf den
Boden.
    Â»Professor? Alles in

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