Fantastisches Grün (German Edition)
folgen.“ Oh, das war nicht das was ich hören wollte . „Ich bin schon viel zu weit gegangen“, meinte er plötzlich ernst und mit einem Blick der durchdringend, aber auch traurig war. „Doch ich konnte nicht ...“, stockte er und strich mir mit einem gequälten Ausdruck über meine Wange. „Du musst zu Schloss Sarrrgon! Unbedingt!“ Mit einem Ruck löste er seine Hand von mir und ging einen Schritt auf Abstand. Offenbar meinte er, dass er mich kompromittierte. Was in meinen Augen schlicht Unsinn war. Ohne lange zu überlegen, packte ich ihn an seinem grünen Oberteil und zog mich zu ihm hin. Umgekehrt wäre bei seinem Gewicht kaum möglich gewesen. Aber nachdem ich wusste, wie sehr wir beide noch einen Kuss wollten, holte ich mir einfach seine Lippen zurück.
Seine Selbstbeherrschung bröckelte augenblicklich und sein Ehrenkodex löste sich auf. Er riss mich in seine Arme und küsste mich so energisch und ausgiebig, als würden wir uns sowieso nie wieder sehen. Er quälte mich mit der Intensität seiner Gefühle, wirbelte wie ein Tornado durch meine Sinne, erforschte meinen Mund mit einer Kühnheit, die mich atemlos machte und zeigte doch auch eine Rücksichtnahme, die mir die Tränen in die Augen trieb. Genau so sollte ein Kuss sein! Aufrichtig und voller Gefühl – selbst wenn es ein Abschiedskuss war. Stück für Stück löste ich mich darin auf, fühlte nur noch seine Begierde und meine bedingungslose Hingabe.
Atemlos lösten wir uns voneinander und sahen uns aufgewühlt an. Wir konnten vielleicht nicht zusammen sein, aber alleine dieser Kuss hatte gezeigt, wie sehr wir es in unserem Herzen wollten. Die Energie zwischen uns war so natürlich und stark, dass die Luft zwischen uns förmlich knisterte. Doch Darrrer ging wieder ein wenig auf Distanz. Nicht so sehr wie nach dem ersten Kuss und er ließ mich dabei auch nicht los, aber ich bemerkte deutlich wie sehr er damit kämpfte nicht noch weiter zu gehen.
„Dabei mag ich rote Haare nicht einmal“, flüsterte ich, weil ich ihm den Abschied nicht noch schwerer machen wollte.
„Und ich hasse kurze Haare“, konterte er und grinste schief. Lediglich seine Augen lachten nicht.
„Was hat deine Meinung über mich denn geändert?“, fragte ich ehrlich interessiert, weil dieser Mann gerade ganz klar seine Zuneigung bewiesen hatte und mit nur zwei Küssen mehr erreicht hatte, als andere in einer halben Stunde. Mein ganzer Körper stand in Flammen und es beruhigte mich ungemein, dass auch er ziemlich erhitzt aussah.
„Du hast mir deine Liebe gestanden in jener Nacht“, sagte er leise und schob mich noch etwas mehr auf Distanz, als bräuchte er den Abstand, um nicht vollkommen auszurasten.
„Aber das kann nicht sein“, erwiderte ich verwirrt und schüttelte den Kopf „Ich kenne dich doch kaum und zu dem Zeitpunkt warst du nicht gerade der Freundlichste.“ Was wusste ich, was ich im Drogenrausch für Unsinn gebrabbelt hatte. Es wunderte mich aber, dass Darrrer es offenbar ernst nahm. Zärtlich streichelte er meinen Kopf.
„Die Droge bringt immer die Wahrheit hervor, auch wenn sie nicht ausschließlich der Gegenwart zuzuordnen ist.“ Ich stutzte, denn er meinte es offensichtlich ernst. Aber eine Droge, die Zukünftiges aus einem hervorlocken konnte, klang in meinen Ohren doch recht fantastisch. So, wie fast alles hier in diesem eigenartigen Land. Da konnte ich noch so ahnungslos sein, was mein eigentliches Leben anging, seltsame Details blieben seltsame Details. Und das mit der Liebe klang mir ein wenig zu weit hergeholt. Der Mann konnte zwar unglaublich gut küssen und die Anziehungskraft zwischen uns war nicht zu leugnen, aber Liebe? Wir wussten ja schließlich gar nichts über uns. Körperliche Begierde und Zuneigung musste nicht zwangsweise gleich in das ultimative Gefühl münden. Nein, das erschien mir zu früh, zu unwahrscheinlich und einfach nur zu , eben.
„Ich muss jetzt zurückkehren“, unterbrach er meine konfusen Überlegungen und erzeugte damit einen brennenden Schmerz in meiner Brust. Liebe. Wieso gerade Liebe? Was wusste ich, warum mir das so zu schaffen machte, wo ich doch jubilieren müsste bei solch einem schönen Mann und einem derart himmlischen Kuss. Ach ja, er verlässt mich!
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