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Fantastisches Grün (German Edition)

Fantastisches Grün (German Edition)

Titel: Fantastisches Grün (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Berger
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sich dann noch herum. Manchmal schickt auch einer der hohen Herren gezielt nach einer von uns ... als Zeitvertreib. Dann ist es offenbar ganz in Ordnung, wenn wir ein wenig unmoralisch werden.“ Verächtlich verzog sie den Mund. „Sie lieben uns nicht, aber sie brauchen uns. Und zwar nicht ausschließlich für Arbeit.“ Ich schluckte, denn bisher war mein Eindruck hier nur der beste gewesen. Gut, ein paar der Saalgäste hatten gleich zu Beginn ihren Unmut über mein Erscheinen geäußert, doch die vorbehaltlose Aufnahme hier hatte ich als wahrlich ritterlich empfunden. Dafür klang der Umgang mit den Mägden hier nicht ganz so astrein.
                  „Es ist leider wahr. Unser Stand hier ist ein sehr niederer und das hat nicht immer Vorteile. Doch du wirst davon nicht viel bemerken. Soweit ich weiß, sollst du in der Küche anfangen und danach irgendwann Zofe der Herzogin werden. Das ist eine Aufgabe, die dich automatisch höher reihen wird.“ Ihre feuchten Augen blieben mir nicht verborgen. Sie war kein neidischer Mensch, das konnte ich spüren, aber es war verständlich, dass sie nicht immer glücklich über ihren Stand war. Gerührt nahm ich ihre Hand.
                  „Wann immer ich dir helfen kann und es in meiner Macht steht, Rrrruri, ... auf mich kannst du zählen!“ Das meinte ich absolut ernst, auch wenn ich hier natürlich gar nichts zu melden hatte und Rrrruri das wusste. Aber sie lächelte mir dankbar zu.
                  Wir gingen zu unseren Quartieren und es sollte meine erste Nacht sein, in der ich nicht wirklich schlafen konnte. Zehn Frauen schliefen auf engstem Raum nebeneinander und machten natürlich ganz normale Geräusche. Manche plapperten, andere furzten im Schlaf und etliche schnarchten, dass sich die Balken bogen. Gott, was sehnte ich den Waldboden herbei oder das bequem Strohlager von Darrrer.
                  Darrrer! Dieser Mann ging mir nicht mehr aus dem Kopf. Er kannte mich nicht, fand mich mit meinen kurzen Haaren nicht sonderlich attraktiv und hatte mich dennoch beschützt. Und nicht nur das! Er hatte mich auch geküsst und das auf eine Art, die unvergesslich war! Alleine die Erinnerung daran brachte sengende Hitze zurück und dieses verrückte Prickeln, das so süchtig machen konnte. Ich atmete schwer, schwelgte in dem Gefühl und schüttelte doch den Kopf, weil mir rote Haare noch nie gefallen hatten. Nicht? Oh! Da war sie ja wieder meine fremde Stimme. Die hatte ich ja fast schon vermisst.
     
    Die ersten Tage waren beschwerlicher als erwartet. Ich verbrachte Stunde um Stunde in der Küche, schälte wahre Unmengen an Kartoffeln, schnipselte hier, kochte dort. Mittags und abends verqualmte dann die offene Feuerstelle noch so derart die Küche, dass die Arbeit um ein Vielfaches beschwerlicher wurde.
                  Die Herzogin ließ sich überhaupt nicht blicken und ich war abends körperlich so geschafft, dass ich nicht einmal mehr Rrrruri aufsuchen konnte, um mit ihr zu plaudern. So verbrachte ich die meiste Zeit schweigend und hörte nur aufmerksam dem rollenden Geschnatter der anderen Küchengehilfinnen zu. Der Koch selbst sprach kein Wort mit mir und auch sonst war keiner wirklich bemüht mir Aufmerksamkeit zu schenken. Das, was ich zu tun hatte wurde mir gezeigt und außer knappen, rollenden R’s hatten sie nichts zu sagen.
                  Zu den Schlafenszeiten ertappte ich mich dabei, dass ich bereits mit meinem Schicksal haderte. Niemand hier interessierte sich für mich und die Arbeit vereinnahmte mich so derart, dass ich keine Zeit hatte zu überlegen, wie es weitergehen sollte. Erinnerungsschübe hatte ich keine mehr und selbst meine verrückte, fremde Stimme war verstummt. Kurzum: Die Zeit verflog zwar wie im Flug, doch ich kam in meiner Angelegenheit kein bisschen weiter, war einsam und frustriert. Lediglich das Wachsen meiner Haare war für alle Beteiligten von Interesse und DAS musste ich der alten Frau schon lassen: Diese Tinktur schmeckte nicht nur gut und würzig, sie hatte mein Haar tatsächlich innerhalb von nur drei Wochen mehr als dreimal so lang werden lassen. Mittlerweile reichte es mir schon bis zur Mitte des Rückens. Es war also eindeutig Hexerei im Spiel und, auch ohne Erinnerung an meine eigentliche Wirklichkeit, seltsam befremdend. Mein Haar war voller, glänzender und vermutlich länger, als ich es jemals getragen hatte. Spiegel hatte ich keinen und bei den hohen

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