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Farben der Liebe

Farben der Liebe

Titel: Farben der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ashan Delon , Chris P. Rolls , Moos Rose , Karo Stein , Karolina Peli , Karuto Nuel , Gerry Stratmann , Caitlin Daray , Kuschelgang
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Invalide herumkrauchen? Er hatte so gehofft, wenigstens noch 10 gute Jahre zu haben, die er seinem liebsten Hobby, dem Motorradfahren widmen könnte.  
    Ohne ein paar deftige Kraftausdrücke und schmerzhaftes Ächzen geht das Anziehen der engen schwarzen Jeans auch nicht über die Bühne. Ein ärmelloses Shirt, mit aufgedrucktem Totenkopf vervollständigt sein Outfit. Gut, dass er ein paar einfache Slipper besitzt und sich nicht in die schweren Dockers quälen muss. Die zu schnüren, würde er nicht schaffen. Jetzt noch Geld und Papiere einstecken und die warme Fleecejacke überziehen. Zwar herrscht im Moment ein wundervoller Altweibersommer, aber am frühen Morgen ist es noch verdammt kühl. Gerade als er die Wohnung verlassen will, knurrt sein Magen protestierend. Zwei trockene Toasts auf die Faust müssen reichen. Appetit hat er eh nicht.
    Unterwegs besorgt Heiko sich einen Coffee to go. Bah … seine Maschine produziert einen wesentlich geschmackvolleren Muntermacher. Egal, auf diese Weise wird wenigstens die Koffeinsucht gestillt.
    Auf den Straßen ist der Teufel los. Die Bürohengste sind auf dem Weg zur Arbeit. Selbst auf den Bürgersteigen hasten die Menschen wie aufgescheuchte Kaninchen vorbei. Allerdings schaffen die es trotz der Eile, ihm missbilligende Blicke zuzuwerfen. Stoisch lässt Heiko das heute über sich ergehen. An besseren Tagen kann er sich oft nicht beherrschen, lacht die Leute offen aus oder springt auf sie zu und erschreckt sie mit einem lauten „Buh“.
    Junge Leute bereiten erheblich weniger Probleme. Die übersehen ihn oder werfen ihm einen anerkennenden Blick zu. Seine Klamotten fallen schließlich auf. Schlimm sind die Vollpfosten ab vierzig und alte Leute. Die halten ihn für einen arbeitsscheuen, drogensüchtigen Hippie, allein wegen der langen Haare. Ach ja, provinzielles, intolerantes Deutschland. Alles, was nicht der Norm entspricht, wird in eine Schublade gesteckt und als Bedrohung eingestuft. Scheiß drauf! Heiko hat vor langer Zeit aufgehört, sich darüber zu ärgern. Dafür ist das Leben viel zu kurz.
    Er hebt den Kopf, betrachtet die Bäume, die den Rand des Gehweges säumen. Die Sonne lacht an einem klaren blauen Himmel und ihre Strahlen lassen die prachtvollen Herbstfarben der Blätter rotgolden erglühen. Heiko genießt lieber diesen Anblick, als sich weiter über die engstirnigen und prüden Mitmenschen aufzuregen. Hoffentlich ist er bald wieder fit. Zu dieser Jahreszeit, bei solch genialem Wetter durch die Landschaft zu driven, ist seine Vorstellung von absoluter Lebensfreude.
     
    Endlich hat er sein Ziel erreicht und bewältigt, verhalten schimpfend, die Stufen bis zur ersten Etage. Die nette Sprechstundenhilfe fragt kurz nach den Personalien und dem Grund des Besuches. Mit merklichem Bedauern weist sie ihn darauf hin, dass er mit einer längeren Wartezeit rechnen muss. Na klasse. Ich kann weder sitzen noch stehen. Das wird ja heiter.  
    Stumme Verwünschungen ausstoßend lässt Heiko sich auf einem der unbequemen Stühle im Wartezimmer nieder. Super! Sechs Augenpaare starren ihn an. Vier Frauen, zwei Männer. Alle um einiges älter als er. Demonstrativ zieht Heiko die Jacke aus, lässt die Anwesenden den Totenkopf auf seinem Shirt bewundern. Das fiese fette Grinsen kann er sich nicht verkneifen. Jetzt noch die lange Matte in Form bringen und das Stirnrunzeln und Kopfschütteln um ihn herum mit einem bösen Blick ahnden.
    Yeah. Es ist immer wieder berauschend, diese voreingenommenen Arschlöcher aus der Fassung zu bringen. Manchmal möchte ich ihnen ins Gesicht brüllen: Merkt ihr nicht, dass ihr eigentlich schon tot seid? Nur das Umfallen habt ihr vergessen.
    Herrgott, bloß weil man die 60 überschritten hat, ist das Leben doch nicht vorbei. Das Alter bietet total viele neue Möglichkeiten. Heiko vergleicht das Leben stets mit den Jahreszeiten. Seine Freunde amüsieren sich darüber, allerdings findet er diese Parallelen passend.
    Kindheit und Jugend stellt er dem Frühling gleich. Alles wächst gemächlich heran. Die Blätter sprießen, entfalten sich, Farben bilden sich sachte heraus. An den Bäumen brechen die ersten Blüten hervor. Genau, wie Kinder laufen lernen, die ersten Worte sprechen und dann unaufhaltsam heranwachsen, ihre eigene Persönlichkeit entwickeln.
    Der Sommer verkörpert das pralle Leben. Farbenfroh buhlen die Blüten um Aufmerksamkeit, locken mit betörendem Duft sowohl Insekten als auch Menschen an. Die Bäume stehen im vollen Saft. Alles

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