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Farben der Sehnsucht

Titel: Farben der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaugth
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wie er dann seinen Blick begehrlich auf ihre Lippen geheftet hatte, als sie nicht gewußt hatte, wie sie ihm für die Party danken sollte. »Es wird uns schon etwas einfallen «, hatte er gesagt. Und als sie ihn gefragt hatte, wieso er sie nach der Party am Strand treffen wollte, war seine Antwort noch unverblümter gewesen: »Wir werden uns einen Grund ausdenken, wenn wir da sind .«
    Endlich erreichte sie das Anwesen der Maitlands und spähte im Licht des Mondes nach den Terrassen, konnte aber nur vage und verschwommene Umrisse erkennen. Es war besser so, redete sie sich besänftigend zu. Noah Maitland war zu verwöhnt, zu erfahren und viel zu selbstsicher für sie. Für ihn war es eine Selbstverständlichkeit, sie schon zwei Tage nach ihrer ersten Begegnung nach einem romantischen Erlebnis auf der Tanzfläche zu verführen, und er würde ihr ohne Zweifel das Herz brechen, wenn sie ihm nachgab.
    Sie hatte großes Glück gehabt, daß sie in dieser Nacht einer Katastrophe doch noch entkommen war.
    Sie war froh, daß er nicht gewartet hatte.
    Sie war erleichtert, daß er schon zu Bett gegangen war.
    Und sie war erregt bei dem Gedanken, daß er dort oben in seinem Bett lag und schlief.
    Sie schluckte den Kloß in ihrem Hals hinunter und wandte sich zum Gehen. Da löste sich plötzlich ein Schatten von der dunklen Terrasse und kam in schnellen Schritten auf sie zu, und eine leise, aber ihr wohlbekannte Stimme nannte ihren Namen. »Sloan!«
    Sie freute sich so sehr, daß er doch auf sie gewartet hatte, daß sie ihm fast entgegenrannte, als er jetzt die Terrassenstufen herunterkam und auf dem untersten Absatz stehenblieb. Er hatte seine Jacke und seine Krawatte ausgezogen, die oberen Knöpfe seines weißen Hemdes waren geöffnet und seine Hemdsärmel über die Unterarme aufgerollt. Irgendwie wirkte er dadurch noch anziehender als vorher auf der Party.
    Sloan blieb abrupt vor ihm stehen und versuchte ihn nicht merken zu lassen, wie glücklich sie war und daß das Herz ihr bis zum Hals schlug. »Die letzten Gäste sind sehr lange geblieben, daher konnte ich jetzt erst kommen.«
    Er nahm ihre Erklärung mit einem kurzen Nicken zur Kenntnis; dann schob er seine Hände tief in seine Hosentaschen und sah sie lange und schweigend an.
    Sloan hatte halb erwartet, daß er sie an sich ziehen würde, sobald sie in seiner Nähe war. Wenn sie ehrlich war, wünschte sie sich nichts sehnsüchtiger als das, doch er tat nichts dergleichen, sondern stand einfach nur da und betrachtete sie. Als sie merkte, daß ihre Erwartung sich nicht erfüllen würde, führte sie sein Zögern auf das Problem zurück, über das sie sich schon seit ihrem Tanz auf der Party den Kopf zerbrach. Sie nahm ganz selbstverständlich an, daß es auch für ihn ein Problem darstellte. Nicht ohne Bedauern sagte sie daher schließlich: »Wir dürfen das nicht tun. Wenn Carter merkt, daß etwas zwischen uns ist, wird er sehr böse auf Paris sein, weil sie nicht deutlichere Besitzansprüche auf dich geltend gemacht hat.«
    Er erwiderte scheinbar ungerührt: »In diesem Fall könnte ich ihm ganz ehrlich sagen, daß ich nicht an einer Heirat mit Paris interessiert bin.«
    »Dann wird er auf dich böse sein.«
    »Machst du dir immer Gedanken um andere Leute?«
    Noah merkte, daß sie ernsthaft über seine Frage nachgedacht hatte, bevor sie nach einer Weile aufseufzte und bedauernd nickte. »Das ist einer meiner vielen Fehler.«
    Fehler ? dachte er mit ungläubigem Erstaunen. Er fragte sich, ob sie überhaupt wußte, was ein wirklicher Fehler war. Wie sie so im Mondlicht stand und der Wind leise um ihre Röcke strich und ihr vereinzelte Strähnen ihres goldenen Haars um die Wangen wehte, erinnerte sie ihn eher an einen barfüßigen Engel, der Sandalen statt einer himmlischen Harfe in den Händen trug.
    Sie war eine Frau, die kleinen Kindern den Wassereimer zu ihren Sandburgen trug und die stehenblieb, um leidenden alten Gärtnern zu helfen. Er dachte daran, welche Freude er Courtney bereitet hatte, indem er Sloans Wunsch gefolgt war und mit ihr getanzt hatte, und wie sehr auch Paris in den letzten beiden Tagen aufgeblüht war. Er war Courtney im Grunde dankbar dafür, daß sie ihm heute ins Gewissen geredet hatte: Noah hatte kein Recht, Sloan zu verletzen und damit zu riskieren, daß sie ihr Strahlen und ihre unglaubliche Wirkung auf andere Menschen verlor.
    Andererseits war sie dreißig Jahre alt. Das war alt genug, um zu wissen, was es bedeutete, heute abend zu ihm zu

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