Farben der Sehnsucht
hat das Restaurant in einem seiner Hotels schließen lassen, weil wir die Tische und Stühle hier brauchten, und ich wette, daß in dem Hotel auch keine einzige Blume mehr übriggeblieben ist. Siehst du das große Blumenarrangement da drüben auf dem Buffettisch?«
Sloan hatte Mühe, ihren Blick von Noahs amüsierten grauen Augen zu wenden und statt dessen in die von Courtney angezeigte Richtung zu blicken. »Ja, ich sehe es.«
»Nun, noch heute morgen stand es auf einem großen Tisch in der Hotellobby...«
»Hör auf damit, Courtney.«
Courtney dachte nicht daran, auf Noah zu hören. »Es ist aber die Wahrheit. Und ich wette auch, daß in dem ganzen Hotel keine Serviette und kein Teller und keine Gabel mehr übrig...«
Noah legte seiner Schwester sanft die Hand auf den Mund und erstickte damit den Rest ihres begeisterten Berichts. »Als ich dich das letzte Mal zum Tanz aufgefordert habe«, sagte er dann zu Sloan, »hast du mir eine ziemliche Abfuhr erteilt. Was würdest du sagen: Wie sind meine Chancen heute abend?«
Sloan war tief gerührt darüber, was er alles für sie getan hatte, und sie konnte sich auch nicht mehr länger gegen den Zauber seiner tiefen Stimme und seiner leuchtenden Augen wehren. »Ich würde sagen, sie sind heute abend sehr vielversprechend«, erwiderte sie sanft.
Sloans Atem stockte, als er sie auf der Tanzfläche in seine Arme nahm und sie seine große, schlanke Gestalt im Schein der Fackeln betrachtete. Der elegante, nachtblaue Anzug saß wie angegossen an seinem Körper und betonte sowohl seine breiten Schultern und seine schmalen Hüften als auch die Länge seiner Beine. Sein Hemd wirkte vor dem Hintergrund seines bronzefarbenen Teints noch weißer, und sein Lächeln war so strahlend wie nie zuvor, als er ihr die Hand auf den Rücken legte und sie dicht an sich zog. »Gefällt dir deine Party?« fragte er, als das Orchester nun Someone to Watch Over Me zu spielen begann.
»Ja, sehr«, sagte Sloan leise und versuchte, nicht daran zu denken, wie seine Beine die ihren streiften oder wie kräftig sich sein Arm unter ihrer Hand anfühlte und wie sehr sie seine tiefe Stimme verwirrte. »Ich weiß gar nicht, wie ich dir dafür danken soll.«
Sein geradezu lasziver Blick fixierte vielsagend ihre Lippen. »Es wird uns schon etwas einfallen.«
Sloan suchte verzweifelt eine Ausflucht in einer humorvollen Antwort. »Vielleicht könnte ich dir ein bißchen Nachhilfe in Selbstverteidigung geben.«
Seine Augen wandten sich wieder den ihren zu, und die Andeutung eines Lächelns überflog sein schönes Gesicht. »Glaubst du, das werde ich nötig haben?«
»Schon möglich. Ich bin viel härter, als ich aussehe.«
»Ich auch.«
Sloans Mund fühlte sich so ausgetrocknet an, daß sie es vorzog, zu schweigen.
Sie war so benommen von allem, was mit ihr geschah, daß sie kaum bemerkte, wie leichtfüßig sie mit ihm tanzte und wie mühelos ihre Körper sich zu dem Rhythmus der süßen, vertrauten Melodie bewegten. Sloan wiederholte sich immer wieder, daß die Anziehungskraft, die er auf sie ausübte, gefährlich war und daß es damit ein Ende haben mußte. Aber als Noahs Hand ihren Rücken hinunterstrich und seine Finger sanft auf ihrer Wirbelsäule spielten, bevor er sie wieder fester an sich zog, vergaß sie die Gefahr. Eine unbeschreibliche Schwäche ergriff von ihr Besitz, während sie sich verzweifelt einzureden versuchte, daß es ja nur ein Tanz war und daß er wahrscheinlich gar nicht wußte, was er da tat.
Noah wußte ganz genau, was er tat, und er hatte die feste Absicht, noch viel mehr zu tun. Ihr Haar sah im Licht der Fackeln aus wie flüssiges Gold, ihr Duft war wie der einer Blume, und mit ihr zu tanzen fühlte sich an, als habe er eine Wolke im Arm. Als die Musik verstummte, trat sie einen Schritt zurück und sah ihm in die Augen, und Noah blickte wie verzaubert in ihr feingeschnittenes Gesicht mit den sanft geröteten Wangen, der schmalen Nase und den von langen Wimpern überschatteten, veilchenblauen Augen, das ihn zu seinem eigenen Erstaunen mehr und mehr in seinen Bann schlug. »Wenn die Party vorbei ist, werde ich Courtney und meinen Vater nach Hause begleiten und dann zurückkommen. Warte am Strand auf mich.«
»Warum?« fragte sie bebend.
»Wir werden uns einen Grund ausdenken, wenn wir da sind«, sagte er mit einem ironischen Lächeln.
Sloan kannte die Antwort auf ihre Frage und hatte sie nur aus Beklommenheit gestellt, und sie wußte auch, daß er dies wußte. Sie atmete
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