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Farben der Sehnsucht

Titel: Farben der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaugth
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Kleid bezaubernd aus, und der Gedanke, daß er es ihr später in dieser Nacht ausziehen würde, verstärkte dessen Wirkung.
    Sloans Blick war immer noch auf den abfliegenden Hubschrauber gerichtet, und als sie ihm nun wieder ihr Gesicht zuwandte, wurde sie von tiefer Verlegenheit ergriffen. »Paris ist nicht mitgekommen; sie hat Angst vor Helikoptern«, sagte sie mit einem scheuen Lächeln.
    »Wie schade«, erwiderte er feierlich.
    Sloan nickte zustimmend. »Paul ist mit ihr an Land geblieben.«
    »Ich bin untröstlich.«
    Sie konnte nicht umhin, das vergnügte Glitzern in seinen schönen grauen Augen zu bemerken, das ihn ihr plötzlich viel vertrauter erscheinen ließ. Als sie nun einen prüfenden Blick auf den festlich gedeckten und mit Blumen und Kerzen geschmückten Tisch warf und feststellte, daß nur zwei Gedecke darauf lagen und nur zwei Stühle bereitstanden, kam ihr plötzlich der Verdacht, daß er von Anfang an nur sie beide für das Abendessen eingeplant hatte. Trotz ihrer Schuldgefühle gegenüber Paris mußte sie ihn insgeheim für seinen raffinierten Schachzug bewundern, und es gelang ihr nur schwer, ein beleidigtes Gesicht aufzusetzen, als sie nun ausrief: »Du wußtest die ganze Zeit, daß Paris Angst vor Helikoptern hat!«
    »Daran hatte ich nicht im geringsten gedacht«, sagte er todernst.
    »Wirklich nicht?« Sloan war zwar verunsichert, aber noch nicht überzeugt.
    Langsam schüttelte er den Kopf; in seinen Augen aber lag ein amüsiertes Lachen über ihre mißtrauische Miene, und er wußte, daß sie nicht aufgeben würde, bis sie die Wahrheit herausgefunden hatte.
    »Du kennst Paris seit Jahren und wußtest bis zum heutigen Tag nicht, daß sie Angst vor dem Fliegen hat?« fragte Sloan voller Zweifel. Dann fiel es ihr plötzlich wie Schuppen von den Augen. »Kann es vielleicht sein, daß Paris gar keine Flugangst hat?«
    Noah, der die Wahrheit nicht mehr zurückhalten konnte, beugte sich hinunter und flüsterte ihr ins Ohr: »Paris besitzt sogar einen Flugschein.«
    Sloan lachte laut auf und versuchte, die Wirkung seines warmen Atems in ihrem Ohr nicht zur Kenntnis zu nehmen, als sie nun auf den gedeckten Tisch zeigte. »Soll das heißen, daß all dies nur für uns beide ist?«
    »Ich wollte das mit der Gartenliege gestern abend wiedergutmachen.«
    »Mit all diesem Aufwand?« fragte Sloan fassungslos. »Machst du nie etwas nur halb?«
    »Doch, gestern abend zum Beispiel.«
    Die leichte Änderung seines Tonfalls und die unterschwellige Bedeutung seiner Bemerkung blieben Sloan nicht verborgen. »Mir hat die Gartenliege aber gefallen.«
    »Die Annehmlichkeiten hier werden dir noch besser gefallen.«
    Sloan ahnte, was er damit meinte, und spannte sich unwillkürlich an.
    »Möchtest du eine Besichtigungstour machen?«
    »Ja«, sagte sie schnell und stellte sich darunter eine Besichtigung von allerlei Maschinen, Kesseln und Wasserpumpen vor. Er nahm ihre Hand und ließ seine Finger zwischen die ihren gleiten, doch auch die Wärme seiner Hand zerstreute nicht ihre ängstliche Besorgnis bei dem Gedanken, daß er vorhatte, noch heute nacht mit ihr zu schlafen.
    Sie hatte gewußt, daß dieser Moment kommen würde, doch er hatte die falsche Zeit und den falschen Ort gewählt: Wo sie auch hinsah, erblickte sie unmißverständliche Beweise dafür, daß die Welt, in der er lebte, von der ihren so grundverschieden war wie ein anderes Sonnensystem. Für ihn war sie nur eine kleine Urlaubsaffäre, die - wenn überhaupt - zwei Wochen dauern mochte. Für sie war es... Sie konnte den Gedanken kaum ertragen, doch es war ihr auch nicht möglich, ihn noch länger zu verdrängen: Für sie war es ihre eigene Geschichte, die sich auf dramatische Weise wiederholte.
    Sie kam sich vor wie ihre eigene Mutter, nur daß inzwischen dreißig Jahre vergangen waren. Sie war verrückt nach Noah Maitland, der für sie ebenso unerreichbar wie unwiderstehlich war. Ihr ganzes Leben lang hatte sie darauf gewartet, sich einmal richtig zu verlieben, und nun würde sie den Rest ihres Lebens damit zubringen, andere Männer mit ihm zu vergleichen.
    Noah führte sie über eine Außentreppe nach oben und blieb vor der ersten Tür auf diesem Deck stehen. »Dies ist die Schlafkabine des Schiffsherrn«, sagte er, während er die Tür aufschwang.
    Sloan verspürte eine wachsende Panik, während sie den großen Raum betrat, der von einem opulenten Himmelbett beherrscht wurde. Die Bettdecke war einladend zurückgeschlagen, das Licht war gedämpft und

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