Farben der Sehnsucht
Blick auf den Helikopter zu Sloan sagte: »Du solltest besser einsteigen, bevor dem Ding der Treibstoff ausgeht.«
Dann wandte er sich an Paris und wies auf die offene Wagentür. »Sollen wir aufbrechen?«
Als sie im Wagen saßen, sah Paris dem Helikopter noch lange nach, wie er von dem Parkplatz abhob und über das Meer der untergehenden Sonne entgegenflog. Dann wandte sie sich mit einem bezaubernden Lächeln an Paul. »Ich hoffe, du bist nicht schrecklich enttäuscht.«
»Überhaupt nicht«, sagte er vergnügt. Damit kreuzte er die Arme über der Brust, lehnte sich mit dem Rücken gegen die Wagentür und musterte seine Gefährtin aufmerksam.
Etwas verunsichert von seinem schalkhaften Blick meinte Paris mit einem betretenen Lächeln: »Du mußt mich für dumm und neurotisch halten.«
Schweigend schüttelte er den Kopf.
»Ich habe einfach Angst vor Helikoptern.«
Er sah sie immer noch unverwandt an. »Das muß dir viel von dem Spaß daran nehmen.«
»Woran?«
»Daran, sie zu fliegen.«
Paris lachte bei seiner Bemerkung hell auf und lehnte sich kopfschüttelnd zurück. »Wie hast du das herausbekommen?«
»Dein Vater ist sehr stolz auf deine sportlichen Leistungen und prahlt gerne damit. Aber eines würde mich wirklich interessieren: Was hättest du getan, wenn ich beschlossen hätte, Sloan zu begleiten?«
Sie verzog keine Miene, als sie ihm nun in die Augen sah. »Ich wußte, daß du das nicht tun würdest.«
Der Chauffeur hatte inzwischen per Autotelefon Mr. Maitland verständigt, daß der Helikopter mit Miss Reynolds an Bord gerade abgeflogen war und gleich auf der Apparition landen würde. Als er aufgehängt hatte, warf er im Rückspiegel einen fragenden Blick auf Paris. »Wir können mit dem Theater aufhören, Marty«, sagte sie augenzwinkernd. »Ich wurde ertappt. Bringen Sie uns dorthin, wo Mr. Maitland für uns reservieren hat lassen.«
Der Chauffeur nickte, machte eine Kehrtwendung und fuhr zu einem Pier, wo er den Wagen anhielt. Paris runzelte verständnislos die Stirn. »Was tun wir denn hier?«
»In Kürze«, sagte der Chauffeur ungerührt, »werden der Kapitän und der Chefkoch der Apparition mit dem Helikopter hier ankommen. Als ich gerade mit Mr. Maitland gesprochen habe, um ihn von Miss Reynolds’ Kommen in Kenntnis zu setzen, war er untröstlich, daß er fatalerweise Ihre panische Angst vor Helikoptern vergessen hatte. Er wies mich an, auf einem Ersatzdinner und einer Kreuzfahrt an Bord der Star Gazer zu bestehen.« Damit wies er auf ein stattliches Segelboot, das direkt vor ihren Augen im Wasser lag.
Paris strahlte, als sie nun Paul ansah. »Was meinst du? Ist es fair, Noah so viele Umstände zu bereiten?«
»Natürlich ist das fair«, sagte Paul, der ihre kindliche Begeisterung unwiderstehlich fand. Mit einem schelmischen Grinsen fügte er hinzu: »Es geschähe ihm sogar sehr recht, wenn wir ohne seine Crew mit dem Boot hinaus aufs Meer segelten.«
»Kannst du ein so großes Boot segeln?«
»Mit deiner Hilfe.« Aus seiner so locker geäußerten Erwiderung schloß Paris sofort, daß Paul keinerlei Schwierigkeiten damit haben würde. »Kannst du kochen?« fragte er sie im Gegenzug.
»Mit deiner Hilfe.«
Er reichte ihr die Hand. »Dann laß uns gehen.
32
Als Sloan vom Helikopter aus die Apparition entdeckte, die ein gutes Stück von der Küste entfernt im Wasser lag, stockte ihr vor lauter Staunen der Atem: Das Schiff war strahlend weiß und zeichnete sich so scharf und funkelnd gegen das tiefblaue Meer und den in den verschiedensten Rottönen glühenden Sonnenuntergang ab, daß es aus der Ferne wirkte wie ein verwunschener Palast.
»Willkommen an Bord, Miss«, begrüßte sie wenig später ein Mann in weißer Uniform, indem er sich tief vor ihr verbeugte und ihr die Hand reichte, um ihr aus dem Helikopter zu helfen. Dann führte er sie über zwei Treppen hinunter zum Hauptdeck des Schiffes, in dessen Bug ein weißgedeckter Tisch mit feinstem Porzellan und Kristallgläsern für ein elegantes Dinner bereitstand. »Mr. Maitland hat einen dringenden Anruf erhalten, aber er wird in Kürze bei Ihnen sein«, erklärte der Mann noch, bevor er sie allein ließ.
Sloan sah sich wie verzaubert um. Sie hatte etwas Derartiges noch nie gesehen und kannte es nur aus Hollywoodfilmen oder aus Fernsehberichten über die oberen Zehntausend, die sich in Monte Carlo oder sonstwo auf der Welt auf ihren gigantischen Yachten ein Stelldichein gaben. Sie wußte, daß Noah reich war, aber sie hätte
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