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Farben der Sehnsucht

Titel: Farben der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaugth
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fuhr Andy Cagle auf seinem Drehstuhl herum und schob seine Brille hinauf. Er hatte am Morgen die noch verbleibenden Dienstmädchen verhört und war gerade mit seinem Protokoll fertig geworden. »Hast du irgend etwas Interessantes aus Nashville bekommen?«
    »Nichts«, erwiderte Flynn. »Absolut nichts. Soweit ich meinem Computer Glauben schenken kann, leben in Reynolds’ Haushalt nur brave, gesetzestreue Bürger.«
    Als das Telefon auf seinem Schreibtisch klingelte, nahm er den Hörer ab und setzte sich dann sofort erwartungsvoll in seinem Stuhl auf, als er die Stimme des Anrufers erkannte. »Ich hoffe, du hast gute Nachrichten für mich«, sagte er zu dem diensthabenden Lieutenant, der die Untersuchungskommission im Haus der Reynolds leitete. »Was habt ihr herausgefunden?«
    »Wir haben einen Einbruch, der kein Einbruch war.«
    »Was meinst du damit?«
    »Ich meine, daß nichts zu fehlen scheint, außer dem Ehering der alten Lady, von dem wir schon gestern abend wußten.«
    Flynn zog die Augenbrauen hoch. »Bist du sicher?«
    »Wir haben Zimmer für Zimmer durchgekämmt, und zwar mit dem Butler, Reynolds’ Assistenten, dem Hausmeister und mit Paris Reynolds. Keinem von ihnen ist aufgefallen, daß etwas fehlte oder auch nur in Unordnung gebracht war.«
    »Ist das alles?«
    »Wir suchen weiter, aber bisher ist das alles.«
    »Das ist schlecht«, sagte Flynn mit einem Blick auf Captain Hocklin, der nebenan in seinem Büro unruhig auf und ab ging. »Die Presse belagert uns hier wie ein Rudel Wölfe, und jeden Moment kommen mehr Reporter dazu. CNN kampiert auf unserer Türschwelle, der Enquirer versucht durchs Klofenster bei uns einzudringen, und die Leute von irgendeinem anderen Blatt suchen gerade nach einem Parkplatz. Hocklin hat schon mehrere Anrufe vom Bürgermeister und von drei Senatoren erhalten, die ihm eine schnelle Aufklärung des Falles dringend ans Herz legten. Er hat heute nacht keine Minute geschlafen und ist ziemlich griesgrämig. Sei ein Held und sag mir irgendwas, was ich ihm präsentieren kann, damit er mich in Ruhe läßt.«
    »Okay«, sagte Lieutenant Fineman. »Wie wär’s denn damit: Das Fenster im Fernsehzimmer wurde von innen eingedrückt.«
    »Das hatten wir uns doch schon heute nacht gedacht.«
    »Ja, aber jetzt wissen wir es mit Sicherheit. Außerdem haben wir versucht herauszufinden, wie der Einbrecher entkommen sein könnte. Wir haben nirgendwo Fußspuren gefunden, nicht einmal in den Blumenbeeten, die den Zaun an der Vorderfront des Hauses umsäumen. Was hat der Arzt dir gesagt?«
    »Bisher nicht viel. Der Tod ist etwa um zehn Uhr eingetreten. Der Wunde nach zu schließen wurde die alte Dame aus etwa dreißig Zentimeter Entfernung erschossen. Sie saß auf dem Sofa, während der Mörder vor ihr stand. Das ist alles, was wir haben. Melde dich sobald wie möglich wieder.«
    Flynn legte auf und sah Cagle an. »Im Haus fehlt nichts«, sagte er und setzte eine ernste Miene auf. Dann legte er seine Hand in den Nacken und massierte seine verspannten Muskeln. »Was nun?«
    »Wir vergessen die Sache mit dem Einbrecher und suchen nach jemandem, der vergangene Nacht im Haus war und ein Motiv hatte, die alte Lady umzubringen. Ich habe mit den Nachbarn auf beiden Seiten von Reynolds’ Haus gesprochen, und sie haben beide ein Infrarotsystem, das gestern abend um zehn Uhr in Funktion war. Es ist daher unwahrscheinlich, daß jemand vom Seitenzaun aus in das Anwesen eingedrungen oder über diesen Weg geflüchtet ist. Auch die Strandseite ist so gut wie ausgeschlossen, weil Maitland und Sloan Reynolds ihn sonst gesehen hätten.«
    Flynn seufzte. »Über die Vorderseite des Hauses ist er auch nicht entkommen, da Fineman mir gerade gesagt hat, daß sie in den Blumenbeeten, die er dort durchqueren hätte müssen, keine Fußspuren gefunden haben.«
    »Was bedeutet, daß der Mann - oder die Frau - sehr wahrscheinlich gestern abend anwesend war und mit uns geplauscht hat.«
    Flynn schaukelte geistesabwesend auf seinem Stuhl, dann beugte er sich plötzlich nach vorn und griff nach einem Bleistift. »Okay, gehen wir also unsere Namensliste hier nach einem Motiv durch. Die Gelegenheit dazu hatte jeder von ihnen... Warte«, unterbrach er sich dann. »Jetzt da wir wissen, daß es sich nicht um einen Profi handelt, sollten wir eine Kopie dieser Liste an Hank Little weiterreichen, damit er ihre Daten über die Data Base Technologies abchecken kann.«
    »Ich habe mir die Freiheit genommen und das bereits getan«,

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