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Farben der Sehnsucht

Titel: Farben der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaugth
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Apparat habe, und Noah nahm den Hörer auf und bat ihn in knappen Worten, zu ihm zu kommen. Er hatte kaum aufgelegt, als Mrs. Snowden schon wieder anrief, daß jetzt auch Robbins in der Leitung sei.
    »Wo bist du?« fragte Noah, nachdem Robbins sich gemeldet hatte. Dann hörte er eine Weile schweigend zu und sagte schließlich: »Gut. Du kannst also in zwei Stunden hier sein.« Nach einer weiteren Pause setzte er in einem Ton, der keine Widerrede zuließ, hinzu: »Das hier ist wichtiger.«
    Kenneth Kirsh war etwas kleiner, als Sloan gedacht hatte. Sie kannte ihn nur aus dem Fernsehen und wußte, daß er für Polizei und Staatsanwälte eine Geißel war, da er fast jeden Prozeß gewann. Ihr erschien er jedoch im Moment wie ein rettender Engel.
    Er hörte aufmerksam zu, während sie ihm alles erzählte, was sie über den Tod ihrer Urgroßmutter wußte und was sie für sich selbst befürchtete. Kirsh hielt ihre Angst zwar für begründet, beruhigte sie aber ebenso wie zuvor Paul mit der Tatsache, daß sie durch Ediths Tod in finanzieller Hinsicht nichts zu gewinnen hatte.
    »Ich nehme an, daß Sie sich in der Vergangenheit keines Gewaltverbrechens schuldig gemacht haben?« fragte er sie schließlich halb im Scherz, und als Sloan dies bestätigte, händigte er ihr mit einem Lächeln seine Karte aus. »Rufen Sie mich an, wenn die Polizei Sie verhören will.« Dann schüttelte er Noah die Hand und sagte mit einem Grinsen: »Danke, daß Sie gleich an mich gedacht haben. Ich fühle mich sehr geschmeichelt.«
    Sloan konstatierte mit größtem Erstaunen, daß der arrogante Kenneth Kirsh sich geschmeichelt fühlte, seinen Urlaub für einen geschäftlichen Besuch in Noahs Haus unterbrechen zu müssen. Nach einem Blick auf ihre Uhr wandte sie sich jedoch eilig an Noah. »Ich muß zurück nach Hause, da ich Paris nicht so lange allein lassen will. Carter hat die Beerdigungsformalitäten übernommen, aber auch Paris hat alle Hände voll zu tun, und sie scheint mir nicht mehr lange durchzuhalten.«
    »Ich will noch ein paar Anrufe erledigen, um sicherzugehen, daß wir auf alle Eventualitäten vorbereitet sind. Daher werde ich dich diesmal nicht begleiten«, sagte Noah, während er sie in seine Arme zog und ihr einen Kuß gab.
    »Ich denke, ich werde den Weg schon allein finden«, erwiderte Sloan und versuchte zu lächeln.
    »Daran zweifle ich nicht, aber trotzdem lasse ich dich nur ungern gehen«, sagte er mit einem langen und zärtlichen Blick. »Ich mag es, dich nach Hause zu begleiten. Am liebsten würde ich deine Bücher für dich tragen und dir nach der Schule die Hausaufgaben vorbeibringen.«
    Als Sloan ihn nur verwirrt ansah, küßte er sie nochmals und erklärte dann verschmitzt: »Ich komme mir vor wie ein Schuljunge, der zum ersten Mal verliebt ist.«
    Verliebt? Sloan forschte lange in seinem dunklen Gesicht, und als sie das Strahlen in seinen Augen und das hingebungsvolle Lächeln auf seinen schönen Lippen sah, wußte sie, daß er es ernst meinte. Sie sahen sich lange schweigend an, und Noahs Blick verriet ihr, daß sie ihn richtig verstanden hatte.

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    »Das muß ja ein verdammt wichtiger Notfall sein, wenn du mich deswegen von dem Job in Atlanta abkommandierst«, sagte Jack Robbins, als er zwei Stunden später die Tür von Noahs Büro hinter sich zuzog. »Was ist los?«
    Noah sah zu dem stämmigen, energiegeladenen Mann auf, der für seine persönliche Sicherheit bei seinen Unternehmungen in aller Welt zuständig war. Wie viele der Männer, die hochkarätigen Klienten ihre Beschützerdienste zur Verfügung stellten, war Robbins ein ehemaliger FBI-Agent. Mit seinen fünfzig Jahren wirkte er eher wie ein sympathischer, lässiger und sportlicher Geschäftsmann. Hinter diesem harmlosen Image verbarg sich jedoch ein knallharter und zäher Draufgänger, den man sich besser nicht zum Feind machte. Noah betrachtete ihn als eine seiner erfolgreichsten Geschäftsverbindungen. Überdies war er der einzige seiner Angestellten, dem er auch erlaubte, sein Freund zu sein.
    »Ich bin mir nicht sicher, was los ist«, erwiderte Noah und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. »Wahrscheinlich ist die Sache halb so schlimm, aber ich will sichergehen, daß es dabei bleibt. Hast du davon gehört, daß Edith Reynolds gestern abend umgebracht wurde?«
    »Ja. Es war in allen Nachrichten, und soweit ich es verstanden habe, handelte es sich um einen verpatzten Einbruch.«
    »So schien es zunächst, aber ich glaube nicht, daß diese Version

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