Farben der Sehnsucht
stimmt.« Noah erzählte ihm, was er von Sloan über die polizeilichen Ermittlungen erfahren hatte. Als er mit seinem Bericht zu Ende war, sagte er: »Die Polizei wird sich jemanden herauspicken, der Zugang zum Haus hatte und zur Tatzeit in der Nähe war.«
Robbins runzelte verwirrt die Stirn. »Du wirst doch wohl nicht ernsthaft annehmen, daß sie dich als Verdächtigen in Betracht ziehen könnten?«
»Es wäre mir scheißegal, wenn sie das täten.«
»Warum bin ich dann hier?«
»Ich will nicht, daß sie Sloan verdächtigen.«
Robbins sah seinen Auftraggeber lange an und schwieg; dann begann er plötzlich zu grinsen. »So ist das also?«
Er hatte erwartet, daß Noah seine Bemerkung entweder entschlossen zurückweisen oder aber ignorieren würde. Statt dessen nickte Noah und sagte mit einem Lächeln: »Ja, so ist das.«
Robbins grinste noch breiter und stieß einen Pfiff aus. »Ich glaube es einfach nicht.«
»Das kannst du halten, wie du willst. Ich will jedenfalls sichergehen, daß sie den wirklichen Mörder finden, statt sich mit Sloan zufriedenzugeben, weil sie hier die Außenseiterin ist. Morde geschehen in Palm Beach nicht besonders häufig, und die Cops sind es nicht gewöhnt, damit umzugehen.«
»Wenn Sloan Reynolds von der alten Dame eine Erbschaft zu erwarten hatte, wird die Wahl der Polizei automatisch auf sie fallen, egal ob die Leute nun unerfahren sind oder nicht.«
»Dann laß uns ihnen dabei helfen, eine bessere Wahl zu treffen.« Noah schob Robbins eine von Sloan angefertigte Liste zu. »Das sind die Namen der Leute, die an jenem Tag und vor allem am Abend im Haus waren. Einer von ihnen hat Edith entweder selbst getötet oder ihren Mörder hereingelassen. Nutze deine Verbindungen, und geh sie auch im Computer durch. Einer von ihnen muß der Schuldige sein, und du wirst ihn finden, wenn du nur lange genug gräbst. Ich mache mir Sorgen, daß die Polizei gar nicht weitergraben, sondern ohne viel Federlesens Sloan zum Sündenbock erklären wird. Ich will, daß du so lange suchst, bis du etwas findest, und ich will, daß du es schnell erledigst.« Als Jack nicht sofort aufstand und sich ans Werk machte, fügte er hinzu: »Noch Fragen?«
»Ja, eine«, sagte sein Freund mit einem Grinsen. »Hast du vielleicht ein Foto von dieser Frau?«
Noah hatte den Grund seiner Frage falsch verstanden. »Ich will nicht, daß du Sloan überprüfst«, sagte er ungeduldig. »Du sollst dich vielmehr um die anderen kümmern. Sloan könnte keiner Fliege was zuleide tun. Meine Güte, sie hat panische Angst vor Waffen, selbst wenn sie sicher verwahrt sind.«
»Ich habe ja gar nicht vor, sie zu überprüfen, sondern will nur einen Eindruck von der Frau bekommen, die dir so unter die Haut geht.«
»Sei nicht so neugierig, und mach dich an die Arbeit. Wir müssen verhindern, daß Sloans Name als mögliche Verdächtige in die Hände der Presse gelangt.« Nichtsdestotrotz verspürte Noah das plötzliche Bedürfnis, seinem Freund die Frau zu zeigen, die er liebte, und so griff er ein wenig zögernd in seine Schreibtischschublade. »Andererseits«, meinte er, während Robbins aufstand, »will ich auch nicht, daß deine Neugierde dich von deiner Arbeit ablenkt.« Damit schob er ihm einen Zeitungsartikel über Sloans Party über den Schreibtisch, der auch ein Foto enthielt, auf dem Sloan mit ihrem Vater im Vordergrund stand.
»Eine Blonde, hm?« scherzte Jack. »Ich dachte, du stehst eher auf Brünette.«
»Ich mag dieses Blond.«
»Woher kommt sie?«
»Aus Bell Harbor. Sie ist Innenarchitektin.«
»Nun, ich muß zugeben, daß sie toll aussieht«, sagte Jack bewundernd. »Wie ich sehe, hat auch der alte Gauner von Senator Meade die Party mit seiner Anwesenheit beehrt?«
»Sicher. Er und Carter haben einander immer gegenseitig aus der Patsche geholfen«, erwiderte Noah. Jack hatte ihm aber gar nicht zugehört, sondern wies mit einem fragenden Gesichtsausdruck auf ein tanzendes Paar im Hintergrund des Fotos.
»Das ist Paris, Sloans Schwester.«
»Ich kenne Paris. Aber wer ist der Typ, mit dem sie da tanzt?«
»Ein Freund von Sloan, der mit ihr nach Palm Beach kam, um ihr bei dem ersten Treffen mit ihrer Familie seine moralische Unterstützung anzubieten. Er ist im Versicherungsgeschäft tätig.«
»Wie heißt er?«
»Paul Richardson. Warum fragst du?«
»Ich weiß es selbst nicht. Er kommt mir irgendwie bekannt vor.«
»Vielleicht hat er dir irgendwann mal eine Versicherung verkauft. Du solltest ihn ebenso
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