Farben der Sehnsucht
überprüfen wie die anderen Personen auf der Liste.«
»Geht in Ordnung.«
»Mrs. Snowden wird dir dein Zimmer zeigen. Brauchst du einen Computer?«
»Nein.« Jack hob seine Aktentasche, in der sich auch sein Laptop befand. »Ich verlasse nie das Haus, ohne das Ding hier bei mir zu haben.«
41
Andy Cagle fläzte sich zufrieden in den Beifahrersitz, während Dennis Flynn den Motor startete und aus der Einfahrt von Grant Wilsons Haus fuhr. Der Notar war wegen einer gerichtlichen Testamentsbestätigung aufgehalten worden, und sie hatten in seinem Büro geschlagene zwei Stunden auf ihn warten müssen, bevor er endlich zurückgekehrt war. Danach hatte es sie noch harte Überzeugungsarbeit gekostet, ihm klarzumachen, daß er sich höchstwahrscheinlich im Besitz eines wichtigen Beweisstückes in der Mordsache Edith Reynolds befand.
Es war die Mühe wert gewesen. Was sie schließlich entdeckt hatten, hatte sie in einen nahezu euphorischen Zustand versetzt, da der Aufklärung des Falles nun so gut wie nichts mehr im Wege zu stehen schien.
»Ich wage es kaum zu glauben«, sagte Flynn. »Was denkst du: Wieso hat Edith Reynolds Carter nicht gesagt, daß sie ihr Testament geändert und Sloan als Miterbin eingesetzt hat?«
»Ich weiß es nicht. Vielleicht dachte sie, daß er was dagegen hat. Oder sie war davon überzeugt, daß es ihn nichts anging. Vielleicht hatte sie aber auch schlicht und einfach keine Gelegenheit mehr, es ihm zu sagen.«
»Ist ja auch egal«, meinte Flynn mit einem Grinsen. »Das einzig Wichtige für uns ist, daß Edith Wilson versichert hat, ihre Testamentsänderung mit Sloan besprochen zu haben.«
Cagle schob seine Brille hoch und lehnte sich selbstzufrieden zurück. »Stimmt. Und um ganz sicherzugehen, daß ihre Uroma ihre Absichten nach Sloans Abreise nicht wieder ändern würde, hat sie sie so schnell wie möglich ins Jenseits befördert.«
Flynn nickte. »Wir haben also ein überzeugendes Motiv. Sollen wir sie gleich verhaften und ihr beim Verhör die weiteren Details aus der Nase ziehen, oder sollen wir zuvor unser Team im Haus verständigen? Unsere Leute könnten erst noch ihr Zimmer durchsuchen und eventuell weitere Beweise entdecken.«
»Ich finde, wir sollten die Frau für den Moment in Ruhe lassen und sehen, worauf wir sonst noch stoßen.«
Flynn griff nach seinem Handy und rief Lieutenant Fineman an, um ihm die letzten Entwicklungen mitzuteilen.
Als Flynn das Gespräch gerade beenden wollte, fiel Cagle noch etwas ein. »Bitte die Jungs, die Sträucher an der Nordseite des Hauses bis hinunter zum Strand noch zu durchsuchen. Maitland sagte, daß Sloan aus nördlicher Richtung kam, als er sie spät am Abend getroffen hat. Sie war wahrscheinlich nicht so dumm, die Waffe in ihrem Koffer oder an sonst einem Ort zu verstecken, an dem wir sie leicht finden können. Und sag ihnen auch, daß Sloan Reynolds unter keinen Umständen mitbekommen darf, daß wir hinter ihr her sind. Ich will nicht, daß sie die Waffe aus ihrem Versteck holt und woanders verschwinden läßt.«
Flynn gab Cagles Anweisungen an Fineman weiter und machte dann selbst noch einen Vorschlag. »Laßt euch etwas einfallen, um das Mädchen beschäftigt zu halten. Sie könnte ja einen schriftlichen Bericht über den Abend anfertigen oder so was.« Damit hängte er auf. »Jetzt aber auf zum Captain! Der Mann wird drei Kreuze schlagen vor Erleichterung«, sagte er hämisch. »Wenn die Waffe bald gefunden wird, wird Hocklin noch Zeit für eine kleine Schönheitskur haben, bevor er der Nation im Fernsehen entgegentritt.«
Die Nachricht von der unerwartet schnellen Lösung des Mordfalls Reynolds verbreitete sich auf dem Polizeirevier wie ein Lauffeuer und versetzte das ganze Revier in Hochstimmung.
»Schwein gehabt, Jungs«, scherzte ein Sergeant, als er seinen Kollegen Cagle und Flynn im Flur begegnete.
»Ich gratuliere«, sagte Hank, während er einen Papierstapel mit den Daten der Leute auf der Namensliste auf Andy Cagles Schreibtisch legte. »Die werdet ihr dann wohl gar nicht mehr brauchen.«
Cagle ging die Papiere durch und zog den einzigen Bericht daraus hervor, der ihn wirklich interessierte, während Flynn gerade einen Anruf in Empfang nahm. »Wir sind sofort da!« sagte Flynn einen Moment später, schoß aus seinem Stuhl hoch und griff nach seiner Jacke. »Sie haben die Mordwaffe gefunden«, teilte er Cagle mit. »Es handelt sich um eine Neun-Millimeter-Glock, und aus dem Magazin fehlt eine Kugel. Wir brauchen sofort
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