Farben der Sehnsucht
tatsächlich krank aussah. Ihre Arme fest um ein Kissen geschlungen, saß sie zusammengekauert in einer Sofaecke und erzählte ihren aufmerksamen Zuhörerinnen, was sie über den Mord wußte.
Sara und Kimberly hatten Paul wiedererkannt, als sie ihn in den Nachrichten auf Noahs Boot gesehen hatten, und Sloan sah nun keinen Grund mehr, ihnen die Wahrheit über die Beziehung zwischen ihr und Paul vorzuenthalten. Um ihre Mutter nicht unnötig aufzubringen, ließ Sloan jedoch Carter aus dem Spiel und sagte ihr, Paul sei wegen der Ermittlungen gegen Noah Maitland nach Palm Beach gefahren. Sie erzählte ihnen auch über Paris und Carter und die anderen Leute, die sie kennengelernt hatte, und berichtete, was sie alles zusammen unternommen hatten. Ihre kurze Liebesaffäre mit Noah verschwieg sie jedoch. Sie wußte einfach nicht, wie sie über ihn sprechen sollte, ohne zusammenzubrechen.
Als es nichts mehr zu erzählen gab, ging Kimberly in die Küche, um Sloan eine Tasse Tee zu kochen. Sara unternahm unterdessen einen weiteren Versuch, Sloan etwas aufzuheitern, der jedoch in die falsche Richtung zielte. »Und, hast du deinen Traumprinzen dort getroffen?« fragte sie scherzhaft.
Sloan mußte um ihre Haltung kämpfen. »Ich... nun... ja.«
»Wahrscheinlich waren es gleich mehrere, stimmt’s?«
»Nein. Nur einer.«
»Nur einer? Palm Beach ist doch voller Traumprinzen. Du hast dich wohl nicht richtig umgesehen.«
Sloan schloß die Augen und sah das sonnengebräunte, scharfgeschnittene Gesicht eines Mannes mit wunderschönen grauen Augen, das sich ihr näherte, um sie zu küssen. Sie schluckte. »Es gibt keinen tolleren Mann als ihn.«
»Und, hast du ihn kennengelernt?«
»O ja«, sagte Sloan schwach. »Ich habe ihn kennengelernt.«
»Bist du mit ihm ausgegangen?«
»Ja.«
»Und?« fragte Sara neugierig.
Sloan räusperte sich, da ihre Stimme nur noch ein Flüstern war. »Wir mochten einander.«
»Wie sehr mochtet ihr einander?« Saras Lächeln verschwand, als sie den Schmerz in Sloans Gesicht und Stimme bemerkte.
Sloan legte ihre Wange auf das Kissen in ihren Armen und schluckte wieder. »Sehr.«
»Darf man seinen Namen erfahren?« fragte Sara.
»... Noah Maitland.«
»Noah Maitland?« wiederholte Sara ungläubig. »Noah Maitland?« Wie viele Leute in Bell Harbor hatte Sara die Tageszeitung von Palm Beach abonniert und war daher bestens über das Leben der Reichen und Schönen dort informiert. »Aber, Sloan, ich bitte dich! Auch wenn er kein Waffenschmuggler wäre, wäre Maitland sicher kein Mann für dich. Auf jedem Foto, das ich von ihm gesehen habe, hat er irgendeine andere reiche und unverschämt attraktive Frau im Arm, und es ist bekannt, daß er bei keiner bleibt.«
Bevor Sloan etwas erwidern konnte, kehrte ihre Mutter mit dem Tee aus der Küche zurück und meinte in sanftem, aber bestimmtem Ton: »Ich finde nicht, daß Sloan die Hoffnung aufgeben sollte, daß sie mit ihm glücklich werden wird. Ediths Mörder wird gefunden werden, und Paris und Carter werden dann merken, daß sie unschuldig ist und ihr vergeben. Und bisher gibt es keinerlei Anhaltspunkte, daß etwas Illegales auf Noah Maitlands Schiffen gefunden wurde. Ich bin sicher, daß er unschuldig ist, sonst hätte Sloan niemals...« Sie sah ihre unglückliche Tochter zärtlich an und fuhr dann fest fort: »Sonst hätte sich Sloan niemals in ihn verliebt. Die Wahrheit über seine Unschuld wird herauskommen, und Sloan kann sich dann bei ihm entschuldigen. Ich bin mir sicher, daß er ein netter, liebenswerter Mann ist, der ihr sicher verzeihen wird.« Sie sah wieder zu Sloan. »Habe ich nicht recht, Liebling?«
Sloan dachte an das letzte Telefongespräch mit Noah und sah ihre Mutter mit tränenverschleiertem Blick an. »Nein.«
Ein paar Minuten später wurde sich Sloan bewußt, daß sie sofort etwas unternehmen mußte, um über ihren Schmerz hinwegzukommen. Sie griff zum Telefon und rief das Polizeirevier an. »Matt, hier ist Sloan«, sagte sie zu Lieutenant Caruso. »Ich möchte gerne schon morgen statt am Montag zur Arbeit kommen, wenn ihr mich brauchen könnt.«
»Bist du schon wieder in der Stadt?« fragte er, und als sie dies bejahte, willigte er ein, daß sie am nächsten Morgen zum Dienst erschien. Als Caruso aufgelegt hatte, schlenderte er mit einem selbstgefälligen Grinsen zu Jess Jessups Schreibtisch. »Sloan ist zurück. Ich habe ihr gesagt, daß sie morgen zur Arbeit kommen kann. Hoffentlich geht das für Captain Ingersoll in Ordnung.
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