Farben der Sehnsucht
von einer Frau geschlagen. Diesmal war es Paris, die ihm eine schallende Ohrfeige versetzte und dann mit einem Knall die Tür zuschlug.
45
» Wirst du versuchen, Maitland zu sehen, bevor du nach Bell Harbor zurückfährst?« fragte Paul am nächsten Morgen, als er in Sloans Zimmer getreten war. Sie sah ebenso bleich und mitgenommen aus wie am Abend zuvor, und er fühlte sich jetzt noch schuldiger, da sie nicht mal mehr die Kraft zu haben schien, auf ihn wütend zu sein.
Sie packte ihre Toilettentasche in ihren Koffer und zog den Reißverschluß zu. »Ja, aber es wird nichts nutzen«, sagte sie, ohne aufzublicken. Sie hatte ihn nur einmal kurz angesehen, als sie die Tür geöffnet hatte, und danach jeden Blickkontakt konsequent vermieden.
»Fühlst du dich besser, wenn ich dir sage, daß mir das alles verdammt leid tut?«
»Es ist mir egal, ob es dir leid tut oder nicht.«
Paul war überrascht, wie sehr ihn ihre Antwort traf. Sie hatte ihm vertraut und ihren Job hervorragend erledigt, und er mochte sie sehr. Um so schlimmer war es für ihn, daß sie offensichtlich beschlossen hatte, jegliche Verbindung zwischen ihnen abzubrechen. »Okay. Würdest du dich dann vielleicht besser fühlen, wenn ich dir sage, wieso ich hinter Carter her bin und was mich hierhergeführt hat?«
»Wieso solltest du es mir jetzt sagen, wenn du vorher ein so großes Geheimnis daraus gemacht hast?«
»Ich möchte, daß du es erfährst.«
Sie warf ihm zum ersten Mal seit langem einen Blick zu; dann wandte sie sich ab und zuckte mit den Schultern.
Paul nahm ihren Arm und zwang sie sanft, sich aufs Bett zu setzen, bevor er ihr gegenüber auf einem Stuhl Platz nahm.
»Ich weiß, daß Carter Geld für ein südamerikanisches Drogenkartell wäscht, das sein Geld in Reynolds’ Bank und in seinem Trust deponiert hat. Das Geld wird von ihm angenommen und auf Scheinkonten überwiesen, um so die gesetzlichen Bestimmungen zu umgehen. Anschließend wird es dann von Reynolds’ Bank aus telegraphisch auf die Auslandskonten des Kartells überwiesen und ist zu hübschem, sauberem Geld geworden. Geld, das ausgegeben werden kann.«
Sie sah ihn durchdringend an, und was sie nun sagte, zeugte von Klugheit und Scharfsinn und versetzte ihm einen schmerzhaften Stich. »Du weißt doch gar nicht, daß Carter in solche Geschäfte verwickelt ist; du glaubst es nur, das ist alles. Wenn du irgendwelche Beweise hättest, dann hättest du längst sein Telefon angezapft oder gar einen Durchsuchungsbefehl ausstellen lassen.«
»Unser Informant hatte zufälligerweise einen Unfall, ausgerechnet an dem Tag, als er uns die Beweise aushändigen wollte. Das Kartell, mit dem wir es hier zu tun haben, besteht aus einer Horde von Bestien, die schlauer und gefährlicher sind als die meisten ihrer Konkurrenten. Sie haben angesehene Anwaltsfirmen angeheuert, die ihre Geschäftsinteressen gerichtlich vertreten, und sie gewinnen langsam, aber sicher politischen Einfluß. Senator Meade zum Beispiel ist ein besonderer Freund von ihnen. Ich will Carter vor Gericht bringen, aber noch wichtiger ist es mir, herauszufinden, welche Kontaktpersonen zwischen ihm und dem Kartell stehen.«
»Was hat das alles mit Noah zu tun?«
»Maitland ist der größte Investor in Reynolds’ Bank; er besitzt dort mehrere Konten in schwindelerregenden Höhen. Außerdem ist er Eigentümer von ein paar hübschen großen Schiffen, die in regelmäßigen Abständen nach Mittel- und Südamerika aufbrechen.«
»Das tun auch die harmlosesten Kreuzschiffe«, spottete Sloan bitter.
Paul ignorierte ihren Sarkasmus. »Maitland hat ein paar fragwürdige Geschäftspartner in diesen Häfen.«
»Von denen man weiß, daß es sich um Kriminelle handelt?« versetzte Sloan.
»Nein, aber laß uns nicht darüber streiten. Bleiben wir beim Thema: Es muß jemanden geben, der das Geld des Kartells in die Staaten schmuggelt und in Reynolds’ Bank deponiert. Ich glaube, daß Maitland dieser Mann ist. Und ich glaube auch, daß er von Zeit zu Zeit Drogen von seinen Ausflügen mitbringt.«
Sie nickte kurz und stand auf; dann griff sie nach ihrem Koffer und ihrer Handtasche.
»Du glaubst mir das alles nicht, habe ich recht?« fragte Paul.
»Das mit Noah - nein. Und das mit Carter - ich weiß es nicht.«
Sie war schon an der Tür, als sie sich nochmals umwandte. »Man hat mich auf dein Drängen hin freigelassen, aber ich stehe noch immer unter Mordverdacht. Ich würde es begrüßen, wenn du dich darum kümmern
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