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Farben der Sehnsucht

Titel: Farben der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaugth
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zusammen. Glauben Sie mir, wenn wir all dies nicht zweifelsfrei überprüft hätten, würde Sloan jetzt einer lebenslangen Gefängnisstrafe entgegensehen. Nun überlegen wir mal, wen wir da noch hätten: Wer hatte ein Motiv, den Tod Ihrer Urgroßmutter zu wünschen und Sloan dafür ins Gefängnis gehen zu lassen? Und wer konnte herausfinden, wo sie ihre Waffe versteckt hält, und sie unter ihre Matratze befördern?«
    Paris hatte nun endgültig genug von der Befragung, stand auf und gab Nordstrom, der gerade im Gang vorbeiging, ein Zeichen. Sie hatte keine Lust mehr, freundlich zu Leuten zu sein, die ihr selbst alles andere als freundlich gesinnt waren. »Nordstrom«, sagte sie kalt, »bitte begleiten Sie diese Herren zur Tür, und verschließen Sie sie hinter ihnen. Sie werden dieses Haus nie mehr betreten.«
    Flynn fand es an der Zeit, seine höfliche Maske fallenzulassen. »Wir könnten mit einem Haftbefehl wiederkommen.«
    Paris wies mit einer Kopfbewegung zur Tür und nickte. »Tun Sie das«, sagte sie dann. »Aber jetzt gehen Sie bitte, und kommen Sie ohne einen ausdrücklichen Grund nicht wieder!«
    Als die Haustür sich hinter ihnen geschlossen hatte, sah Andy Cagle Flynn mit einem spöttischen Lächeln an. »Das war aber eine sehr kultivierte Art und Weise, um jemanden zum Teufel zu jagen, nicht wahr?«
    »Stimmt. Ich wette, daß sie ebenso kühl und gelassen die Glock auf die Brust ihrer Urgroßmutter gerichtet und den Abzug gedrückt hat.«
    Paris fühlte sich alles andere als kühl und gelassen. Vielmehr war sie in heller Panik, als sie nun unruhig im Wohnzimmer auf und ab ging und verzweifelt überlegte, wer der Mörder sein konnte. Sie war noch nicht so überzeugt wie die Polizei, daß Paul Richardson und Sloan ausgeschlossen werden konnten. Paul war offensichtlich ein Lügner und Betrüger, und er war durchaus dazu in der Lage, andere Menschen bedenkenlos für seine Zwecke zu mißbrauchen. Er konnte mit Waffen umgehen, und er wußte auch, wie man den Verdacht auf jemand anders lenken konnte. Er hatte kein Herz. Und er hatte das ihre gebrochen. Das Problem war nur, daß er anscheinend überzeugt war, daß sie selbst ihre Urgroßmutter umgebracht hatte.
    Sloan war so verlogen und herzlos wie er. Sie hatte so getan, als wolle sie ihr eine wirkliche Schwester sein, und sie schließlich dazu gebracht, sie wie eine solche zu lieben. Sie hatte ihr so den Kopf verdreht mit den rührenden Geschichten über ihre Mutter, bis Paris sich danach gesehnt hatte, ein Teil ihrer Familie in Bell Harbor zu werden. Im Rückblick war es leicht zu erkennen, daß Sloan die Einladung nach Palm Beach nur angenommen hatte, um einen FBI-Agenten in ihre Mitte zu schmuggeln und mit ihm zusammen Noahs Existenz und die der Reynolds zu zerstören.
    Zerstreut rieb sich Paris über ihre hämmernden Schläfen und ging noch einmal durch, was die beiden Detectives gesagt hatten. Sie schienen hundertprozentig davon überzeugt, daß Sloan die Wahrheit sagte und daß der Mörder absichtlich die Waffe unter ihre Matratze gesteckt hatte. Die Polizei hatte Sloan und Paul zweifelsfrei als Verdächtige ausgeklammert, und Paris war sich sicher, daß ihr Vater nicht der Mörder sein konnte.
    Dann blieb also nur noch Gary Dishler.
    Zunächst schien ihr dieser Gedanke absurd, doch je mehr sie darüber nachdachte, desto bewußter wurde ihr, wie wenig sie den Mann im Grunde mochte. Erst seit wenigen Jahren war er der Assistent ihres Vaters, doch er verfügte inzwischen schon über viel mehr Entscheidungsgewalt, als einem solchen eigentlich zustand. Normalerweise behandelte er ihren Vater mit höflichem Respekt; aber ein paarmal hatte sie gehört, wie er in einem leicht barschen, ungeduldigen Ton mit ihm sprach, der ihr völlig unangebracht erschienen war. Einmal hatte sie sogar miterlebt, wie er einem Hausmädchen gegenüber die Beherrschung verloren und sie fristlos gefeuert hatte, nur weil sie versehentlich ein paar Papiere auf seinem Schreibtisch durcheinandergebracht hatte.
    Nach und nach fielen Paris weitere ähnliche Situationen ein, die ihr Dishler plötzlich immer zwielichtiger erschienen ließen. Sie konnte sich nicht vorstellen, wieso er ihrer Urgroßmutter etwas antun wollte, aber sie konnte auch nicht ausschließen, daß er dazu in der Lage war.
    Ihr Vater saß in seinem geräumigen Arbeitszimmer im oberen Stockwerk, das eine Verbindungstür zu Gary Dishlers Büro hatte, und ging gerade die Kondolenzkarten zu Ediths Tod durch. Die Tür zum

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