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Farben der Sehnsucht

Titel: Farben der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaugth
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unerwartet, daß ihm das Seegrasbüschel, an dem er sich hochgezogen hatte, aus der Hand rutschte und er den Hügel wieder hinunterschlitterte. Seine Füße fanden in dem weichen und nachgiebigen Sand keinen Halt, und als er auch noch über eine Wurzel stolperte, sackten ihm die Beine weg, und er landete in einer Bauchlandung direkt vor ihren Füßen.
    Langsam drehte er den Kopf und starrte sie fassungslos an. Sie stand mit leicht gespreizten Beinen vor ihm, so dicht, daß er nach ihr greifen hätte können, und in ihren Händen hielt sie eine Neun-Millimeter-Glock, deren Lauf direkt auf seinen Kopf zielte.
    »Legen Sie Ihre Hände auf den Rücken, so daß ich sie sehen kann!« befahl sie.
    Da seine Jacke sich während des Falls geöffnet hatte, hatte sie sicherlich bemerkt, daß auch er bewaffnet war. Er beschloß, ihr Spielchen eine Weile mitzumachen, aber auf keinen Fall zuzulassen, daß sie ihm die Waffe abnahm. Mit einem schiefen Grinsen folgte er daher ihrem Befehl und legte langsam die Arme auf den Rücken. »Das ist aber ein großes Gewehr für ein so kleines Mädchen wie Sie.«
    »Legen Sie Ihre Hände zusammen, und rollen Sie sich auf den Rücken.«
    Sein Lächeln wurde breiter. »Wieso? Sie haben wohl keine Handschellen bei sich?«
    Natürlich hatte Sloan keine Handschellen; nicht einmal ein Schuhband hatte sie, mit dem sie ihn fesseln hätte können. Sie war allein mit einem bewaffneten Mann an einem vielbesuchten Strand; mit einem Mann, der sich zudem recht seltsam verhielt, da er kaltblütig genug - oder verrückt genug - war, sich auch noch über sie lustig zu machen. »Tun Sie, was ich gesagt habe«, drängte Sloan und hob ihre Waffe ein paar Zentimeter. »Lassen Sie Ihre Hände auf dem Rücken, und rollen Sie sich herum.«
    Wieder überflog ein sonderbares Lächeln sein Gesicht. »Das ist kein guter Plan, Lady. Falls Sie mir auf diese Weise die Waffe abnehmen wollen, brauche ich mich nur ganz leicht aufzurichten, um Sie am Handgelenk zu packen und mit Ihrer eigenen Waffe zu erschießen. Haben Sie schon mal gesehen, was so ein Ding mit einem Menschen anrichtet?«
    Der Mann schien wirklich gefährlich zu sein. Sloan befürchtete, daß er nicht davor zurückschrecken würde, jeden Menschen am Strand zu erschießen, der sich ihm in den Weg stellte. Es hatte keinen Sinn, ihm die Waffe im Alleingang abnehmen zu wollen. Um Zeit zu gewinnen, atmete sie tief durch und zielte auf die Stelle direkt zwischen seinen Augen. »Nein. Bringen Sie mich lieber nicht dazu, es mir jetzt ansehen zu müssen«, warnte sie.
    Als er merkte, daß sie nicht nachgeben würde, rollte er sich widerwillig auf den Rücken, versuchte dann aber, sie durch eine List zu ködern. »Ich habe zwanzigtausend Dollar in bar bei mir«, sagte er hastig. »Sie können sie haben, wenn Sie mich gehen lassen. Ich verspreche Ihnen, daß niemand zu Schaden kommen und daß niemand je davon erfahren wird.«
    Statt auf seinen Vorschlag einzugehen, trat Sloan einen Schritt zurück, zielte mit ihrer Glock auf das Meer hinaus und feuerte dreimal hintereinander, bevor sie die Waffe wieder auf ihn richtete. Die Schüsse hallten in der Dunkelheit nach, und irgendwo am Strand stieß jemand erschrocken einen Schrei aus.
    »Wieso zum Teufel haben Sie das getan?« fragte er.
    »Ich habe nach Verstärkung gerufen«, erwiderte sie. »Einige Kollegen von mir halten sich hier am Strand auf; sie werden in einer Minute dasein.«
    Ihre Worte bewirkten eine schlagartige Veränderung in seinem Verhalten. »In diesem Fall werde ich mich wohl vorstellen müssen«, versetzte er brüsk und fast geschäftsmäßig. »Ich bin Special-Agent Paul Richardson, FBI, und Sie sind auf dem besten Wege, meine Deckung auffliegen zu lassen, Detective Reynolds.«
    Sloan war zwar über seine plötzliche Verwandlung baß erstaunt, doch zögerte sie noch, ihm zu glauben. Es war in jedem Fall besser, auf Nummer Sicher zu gehen. »Zeigen Sie mir Ihren Ausweis.«
    »Er ist in meiner Jackentasche.«
    »Setzen Sie sich langsam auf«, befahl sie und folgte mit ihrer Pistole jeder seiner Bewegungen. »Gut... Nehmen Sie jetzt mit Ihrer linken Hand den Ausweis aus Ihrer Tasche, und werfen Sie ihn mir herüber.«
    Einen Moment später landete ein flaches Ledermäppchen vor ihren Füßen. Die Waffe immer noch auf den Mann gerichtet, beugte sich Sloan vorsichtig hinunter, griff nach dem Mäppchen und schlug es auf: Das Gesicht auf dem Ausweisfoto war tatsächlich das des Mannes, der vor ihr im Sand

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