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Farben der Sehnsucht

Titel: Farben der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaugth
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verschwunden, als hätte er sich auf seinem Sitz zusammengekauert, um nicht gesehen zu werden.
    Sloan unterdrückte den Wunsch, der Sache auf den Grund zu gehen, und ging schnell den Gehsteig entlang. Sie hatte es eilig, auf Petes Party zu kommen. Vielleicht hatte der Mann in dem Wagen - falls sie überhaupt jemanden darin gesehen hatte - sich hinuntergebeugt, um etwas aufzuheben. Vielleicht hatte er auch beschlossen, ein Nickerchen zu machen. Vielleicht hatte sie sich aber auch getäuscht und in Wirklichkeit nur den Schatten einer Palme gesehen, der sich im Licht der Straßenlaterne auf der Windschutzscheibe spiegelte.
    Dennoch behielt sie den Ford noch eine Weile im Auge, während sie auf die lange Reihe der Snackbuden am Strand zuging. Tatsächlich stellte sie kurz darauf fest, daß sie sich doch nicht getäuscht hatte: Nach einer Weile wurde plötzlich die Wagentür geöffnet, und ein großgewachsener Mann stieg aus und schlenderte langsam den Strand entlang in ihre Richtung.
    Da Sloan intuitiv spürte, daß mit diesem Mann etwas nicht stimmte, blieb sie hinter einer Snackbude stehen, um sich vor seinem Blick zu verbergen. In nördlicher Richtung befand sich ein fünf Kilometer langer Sandstrand mit mehreren Pavillons, die von den Besuchern für Picknicks und Grillfeste genutzt wurden. Dies war der Strandabschnitt, auf dem sich der Großteil der Sonnenanbeter von Bell Harbor tummelte, und nicht weit von hier sollte auch Pete Bensingers Party stattfinden.
    In südlicher Richtung hingegen lagen die zum Teil üppig bewachsenen Sanddünen, die von verliebten Paaren für nächtliche Stelldicheins aufgesucht wurden - oder auch von Menschen, die nichts Gutes im Schilde führten. Der Fremde hatte diese Richtung eingeschlagen.
    Sloan war seit dem nachmittäglichen Anruf ihres Vaters nervös und angespannt, aber es lag nicht nur daran, daß der Mann ihr ein Gefühl des Unbehagens einflößte. Während ihrer Polizeilaufbahn hatte sie gelernt, diesem Gefühl absolut zu vertrauen. Einerseits kam ihr der Mann seltsam bekannt vor, andererseits lag in der Art, wie er sich bewegte, etwas Verstohlenes, das nicht zu einem harmlosen spätabendlichen Strandspaziergang passen wollte. Überdies war es auf dem südlichen Strandabschnitt in der letzten Zeit immer häufiger zu Raubüberfällen und einmal sogar zu einem Mord gekommen, und nicht selten wurde er auch von den Drogendealern der Stadt für ihre zwielichtigen Geschäfte genutzt.
    Kurz entschlossen schlich sich Sloan langsam hinter den Snackbuden entlang in Richtung Süden, auf der Suche nach einem Versteck, von dem aus sie den Mann beobachten konnte.
    Er verfluchte heimlich den Sand in seinen Schuhen, während er im Schutz der Dünen wartete, daß sie hinter den Snackbuden auftauchen würde. Bisher hatte sie sich als so leichtsinniges und vorhersehbares Beobachtungsobjekt erwiesen, daß er sich zunächst keine Sorgen machte, als sie nicht erschien. Als sie aus seinem Blickfeld verschwunden war, nahm er einfach an, daß sie zu Hause etwas vergessen hatte und zurückgegangen war, um es zu holen.
    Statt ihr zu folgen und dabei noch mehr Sand in die Schuhe zu bekommen, ging er ein paar Schritte zurück und kauerte sich zwischen den Dünen nieder. Während er geduldig wartete, suchte er in seiner Tasche nach einer Rolle Minzbonbons.
    Er beugte sich vorsichtig vor, um einen guten Blick auf die Straße zu haben, die sie auf dem Rückweg zum Strand überqueren mußte. Der Mond hatte sich gerade hinter einer Wolke verborgen, so daß der Strand nur vom Licht einer Straßenlampe erhellt wurde, die sich in der Nähe einer der Snackbars befand. Während er noch sein Minzbonbon aus der Silberfolie wickelte, sah er sie plötzlich am südlichen Ende der Buden auftauchen und dann ebenso schnell wieder zwischen den grasbewachsenen Dünen verschwinden.
    Ihr Überraschungsmanöver erstaunte und verwirrte ihn; er mußte jedoch zugeben, daß es seinem Auftrag, der ihm in den vergangenen drei Tagen schon zur langweiligen Pflicht geworden war, einen neuen Kitzel verlieh. Sie hatte zweifellos etwas vor, und er hatte nicht die leiseste Ahnung, was es war.
    Vorsichtig richtete er sich auf und sah sich nach allen Seiten aufmerksam um, konnte aber keine Spur von ihr entdecken. Leise vor sich hin fluchend begann er, auf einen Hügel zu klettern, von dem aus er einen besseren Überblick haben würde.
    »Bleiben Sie stehen, und nehmen Sie die Hände hoch!«
    Der Klang ihrer Stimme kam so plötzlich und

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