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Farben der Sehnsucht

Titel: Farben der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaugth
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saß...
    »Zufrieden?« fragte er selbstgefällig und stand auf.
    Sloan war alles andere als zufrieden. Als sie nun langsam ihren Arm sinken ließ, begann ihr Körper plötzlich heftig zu zittern, als würde er jetzt erst auf die Gefahr reagieren, in der sie sich befunden hatte. »Entspricht das Ihrer Vorstellung von Spaß, oder haben Sie eine andere Erklärung dafür, wieso Sie mich in panische Angst versetzt haben?« fragte sie in ohnmächtiger Wut.
    Er zuckte mit den Schultern und schüttelte sich den Sand von den Hosenbeinen. »Nun, es war eine gute Gelegenheit, um herauszufinden, wie Sie unter Schock reagieren; ich habe mich kurzerhand entschlossen, sie auszunutzen.«
    Sloan hatte ihn indessen einer prüfenden Betrachtung unterzogen, und plötzlich fiel ihr ein, wieso er ihr so bekannt vorgekommen war. »Ja, natürlich... Ich habe Sie gestern im Park gesehen, und vorgestern haben Sie sich auf dem Rathausparkplatz herumgetrieben! Kann es sein, daß Sie mich schon seit Tagen beobachten? Sie schulden mir eine Erklärung: Was in aller Welt will das FBI von mir?«
    »Von Ihnen eigentlich nichts... Wir interessieren uns für Carter Reynolds.«
    »Wie bitte?« fragte sie vollkommen verdattert.
    »Wir interessieren uns für Ihren Vater.«
    Sloan starrte ihn sprachlos an. Ihr Vater war vor langer Zeit aus ihrem Leben verschwunden. Carter Reynolds war für sie einfach der Name eines berühmten, aber ihr völlig fremden Mannes, über den sie niemals mit jemandem sprach. Und nun, vor noch nicht einmal zwölf Stunden, war dieser Name, dieser Mann, plötzlich aus einer dunklen Vergangen-heit aufgetaucht, und er schien sie nun nicht mehr loslassen zu wollen. »Ich weiß nicht, welchen Verdacht Sie gegen ihn hegen, aber was immer es auch ist, ich habe nichts damit zu tun. Ich hatte mein ganzes Leben lang nichts mit ihm zu tun.«
    »Das wissen wir sehr gut.« Sein Blick wanderte den Küstenstreifen entlang und fiel auf drei Männer, die in ihre Richtung gerannt kamen. Einer der Männer trug eine Taschenlampe, deren Lichtstrahl auf dem Sand umherirrte wie ein Warnsignal. »Sieht so aus, als sei Ihre Verstärkung schon unterwegs«, sagte Richardson, indem er sie am Ellbogen nahm und vorwärts schob. »Kommen Sie, wir gehen ihnen entgegen.«
    Sloan bewegte sich automatisch vorwärts, doch ihre Beine fühlten sich hölzern an, und ihr Kopf war wie benebelt. »Versuchen Sie, sich ganz normal zu benehmen«, beschwor sie Richardson. »Stellen Sie mich erst mal vor. Wenn jemand danach fragen sollte, dann sagen Sie, Sie hätten mich vor zwei Monaten während Ihres Fortbildungsseminars in Fort Lauderdale kennengelernt und mich damals eingeladen, Sie für ein Wochenende in Bell Harbor zu besuchen. Setzen Sie jetzt ein Lächeln auf, und winken Sie den Leuten zu.«
    Sloan nickte und versuchte, seinen Anweisungen zu folgen, aber sie konnte an nichts anderes denken, als daß das FBI gegen Carter Reynolds ermittelte... und daß sie beobachtet worden war... und daß Richardson ihr gerade einen Riesenschreck eingejagt hatte...
    Jess war seinen unsportlicheren Kollegen vorausgerannt und kam als erster bei ihnen an. »Hallo, Sloan! Wir haben Schüsse aus dieser Richtung gehört«, sagte er, während er einen suchenden Blick über die Dünen warf. »Hast du eine Ahnung, was hier los war?«
    Sloan fiel es ungeheuer schwer, das Vertrauen und die Hilfsbereitschaft eines Freundes und Kollegen zu mißbrauchen und ihm eine unverfrorene Lüge aufzutischen. Dennoch versuchte sie so gut wie möglich, einen heiteren Plauderton anzunehmen, als sie nun sagte: »Das waren nur Knallkörper, Jess. Zwei Jugendliche haben sie in den Dünen losgelassen und sind dann abgehauen.«
    »Es klang aber wie Schüsse«, insistierte Jess, indem er die Hände in die Hüften stemmte und über ihre Schulter hinweg den Strand absuchte.
    Endlich kamen auch Ted Burnby und Leo Reagan angelaufen. »Wir dachten, wir haben Schüsse gehört«, stieß Ted hervor, während Leo Reagan so schwer atmen mußte, daß er kein Wort herausbekam. Seine vierzig Pfund Übergewicht und sein Bewegungsmangel machten sich bei körperlichen Anstrengungen deutlich bemerkbar. Immer noch nach Luft schnappend, ließ er sich nun schwer nach vorne fallen und stützte sich mit den Händen auf den Beinen ab.
    »Ein paar junge Leute haben am Strand Knallkörper entzündet«, log Sloan weiter, mit wachsendem schlechtem Gewissen.
    Leo und Ted akzeptierten ihre Erklärung viel bereitwilliger als Jess, der als

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