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Farben der Sehnsucht

Titel: Farben der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaugth
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daß du dies nur bestätigen kannst, und überdies hast du herausgefunden, daß sie ein kluges Mädchen und eine gute Polizistin ist. Was zum Teufel stört dich dann an ihr?«
    »Mich stört, daß sie mir wie eine Pfadfinderin vorkommt. Es ist völlig offensichtlich, daß sie zur Polizei gegangen ist, weil sie Menschen helfen will. Sie holt Drachen von Bäumen herunter und sucht die Straßen nach Promenadenmischungen ab; statt ihren Feierabend zu genießen, tröstet sie eine alte spanische Frau, deren Haus in Flammen aufgegangen ist. Als sie als Kind die Wahl hatte, Erdnußbutter zu essen oder ihren Vater um Geld zu bitten, entschied sie sich für Erdnußbutter. Sie ist durch und durch eine Idealistin, und das stört mich in der Tat.«
    »Wie bitte?«
    »Weißt du überhaupt, was eine Idealistin ist?«
    »Ja, aber ich möchte doch gerne deine Definition davon hören, denn bis vor zehn Sekunden dachte ich, daß Idealismus eine seltene Tugend ist.«
    »Vielleicht ist er das auch, aber in einer Situation wie dieser klingt das alles nicht gerade verlockend für mich. Idealisten haben die besondere Angewohnheit, selbst zu entscheiden, was sie für richtig oder falsch halten; sie hören auf ihre innere Stimme, um dann das zu tun, was sie tun müssen. Sie beugen sich keiner Autorität außer ihrer eigenen. Das macht sie unberechenbar und damit gefährlich. Sloan Reynolds könnte bei einer komplizierten Operation wie dieser ein unkalkulierbares Risiko darstellen.«
    »Aus deinem sehr erhellenden Ausflug in die Philosophie folgere ich, daß du die Befürchtung hegst, daß sie nicht nach deiner Pfeife tanzt?«
    »Genau.«
    Sara verabschiedete sich sofort von Jonathan, als sie vor ihrem Haus anlangten. Dann ging sie hinein und nahm eine heiße Dusche in der Hoffnung, sich etwas zu beruhigen und Jess’ beleidigende Worte fürs erste zu vergessen. Die Spannungen zwischen ihnen hatten nicht lange nach ihrem ersten Treffen begonnen, und sie hatte sich schon fast an den regelmäßig wiederkehrenden Schlagabtausch gewöhnt. Aber heute abend war er zu weit gegangen. Was er gesagt hatte, war brutal und gemein gewesen. Um so mehr schmerzte es sie, daß dennoch ein Fünkchen Wahrheit in seinen Worten lag.
    Sie war gerade dabei, sich ein Handtuch um die Haare zu wickeln, als es an der Tür klingelte. Überrascht zog sie ihren Bademantel an, ging ins Wohnzimmer und lugte zwischen den Vorhängen auf die Straße. Vor ihrem Haus parkte ein Streifenwagen. Sie nahm an, daß Pete spontan beschlossen hatte, seine Party in ihrem Haus fortzusetzen, und ging mit einem nachsichtigen Lächeln zur Tür.
    Als sie die Haustür geöffnet hatte, verschwand ihr Lächeln schlagartig. Auf der Schwelle stand kein anderer als Jess Jessup. Sein dunkles Haar sah ganz zerwühlt aus, was Sara automatisch auf irgendeine Strandknutscherei mit einer Frau zurückführte. Seinem grimmigen Gesicht nach zu urteilen, war die Begegnung jedoch nicht sehr erfreulich verlaufen.
    Sara schluckte und tat ihr Bestes, um ihre Stimme eiskalt klingen zu lassen. »Wenn du nicht aus dienstlichen Gründen hier bist, dann geh und komm nie wieder her! Sloan zuliebe werde ich dir gegenüber höflich sein, solange sie in der Nähe ist; ansonsten aber möchte ich, daß wir nichts mehr miteinander zu tun haben...« Sie wollte weitersprechen, wollte ihn ebenso verletzen, wie er sie verletzt hatte, aber plötzlich hatte sie das heftige Bedürfnis zu weinen, was sie nur noch wütender machte.
    Seine Augenbrauen hatten sich zusammengezogen, als er sie nun halb mißmutig, halb bedauernd ansah. »Ich bin hergekommen, um mich dafür zu entschuldigen, was ich heute abend zu dir gesagt habe«, erwiderte er, wobei er jedoch eher zornig als beschämt klang.
    »Fein«, sagte Sara kühl. »Das hast du nun getan. Es ändert aber nichts an meinen Wünschen.« Sie wollte die Tür schließen, doch er blockierte sie mit seinem Fuß.
    »Was willst du noch?« fragte sie unwillig.
    »Mir ist gerade eingefallen, daß ich nicht nur hergekommen bin, um mich zu entschuldigen.« Bevor sie etwas sagen konnte, packte er sie an den Schultern und zog sie an sich. »Nimm deine Hände von mir...«, stieß sie hervor, doch da hatte er schon seinen Mund auf ihre Lippen gepreßt und küßte sie nun heftig. Es fiel ihr zunächst nicht schwer, sich gegen ihn zu wehren - bis der Kuß schließlich weicher und sanfter wurde. Während ihr Widerstand nachließ und ihre Wut und Verletztheit von einer Woge der Wollust überrollt

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