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Farben der Sehnsucht

Titel: Farben der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaugth
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ihn doch zu besuchen?«
    »Nur ein Wunder.«
    Paul schwieg und hoffte, daß ihre Wut bald einer unwiderstehlichen Neugier Platz machen würde. Er nahm an, daß es einige Minuten dauern würde, bis sie sich beruhigt hatte, doch darin unterschätzte er sie. »Hat Carter Reynolds Sie hergeschickt, um mich zu überreden, meine Meinung zu ändern?« fragte sie. »Sind Sie offiziell für das FBI hier, oder ist das nur so eine Art Nebenjob?«
    Sie lag mit ihrer Annahme völlig falsch, doch die Äußerung zeigte Paul, daß die Frau eine lebhafte Vorstellungskraft und einen flexiblen, eigenwilligen Verstand besaß. Leider waren beide Eigenschaften nicht besonders vorteilhaft für die Rolle, die sie in seinen Plänen spielen sollte.
    »Das FBI interessiert sich für Reynolds, da er mit ein paar zwielichtigen Gestalten Geschäfte treibt«, erwiderte er, ohne auf ihren Vorwurf einzugehen. »Vor einiger Zeit haben wir Informationen erhalten, daß er in kriminelle Aktivitäten verwickelt ist, aber wir haben noch keine Beweise gefunden.«
    Trotz der Gleichgültigkeit, die sie ihrem Vater entgegenzubringen behauptete, bemerkte Paul, daß sie auf seine Eröffnung sehr still und nachdenklich reagierte. Statt der Schadenfreude, die er erwartet hatte, schien sie eher enttäuscht zu sein und nicht so recht glauben zu wollen, daß ihr Vater ein Krimineller war. Kurz darauf schien sie ihre Überraschung aber schon wieder überwunden zu haben, da sie ihm ein schnelles, entschuldigendes Lächeln zuwarf. Dann goß sie den Kaffee in die Tassen und trug diese auf einem Tablett zum Tisch.
    »In welche Art von Geschäften ist er verstrickt?«
    »Das darf ich Ihnen nicht sagen.«
    »Ich verstehe einfach nicht, was das alles mit mir zu tun hat«, sagte sie, während sie sich ihm gegenübersetzte. »Sie werden ja wohl nicht glauben, daß ich mit ihm unter einer Decke stecke«, fügte sie mit einer solchen Ehrlichkeit in der Stimme hinzu, daß Paul gegen seinen Willen lächeln mußte.
    »Nein, das glauben wir nicht. Wir interessieren uns auch erst seit ein paar Wochen für Sie. Wir hatten einen Informanten in San Francisco, der uns von Carters Absicht erzählt hat, Kontakt mit Ihnen aufzunehmen. Leider ist dieser Informant nicht mehr verfügbar für uns.«
    »Wieso nicht?«
    »Er ist tot.«
    »Ist er eines natürlichen Todes gestorben?« fragte Sloan weiter, ohne sich bewußt zu werden, daß sie, instinktiv in die Polizistenrolle schlüpfte und Richardson einem Verhör unterzog.
    Richardsons spürbares Zögern beantwortete ihre Frage, noch bevor er den Mund öffnete. »Nein.«
    Sloan war durch seine Antwort wie vor den Kopf geschlagen und schwieg, während Richardson fortfuhr: »Wir haben Ihren Vater Tag und Nacht überwacht, aber wir haben immer noch nichts gegen ihn in der Hand, das uns berechtigen würde, gegen ihn vorzugehen. Reynolds unterhält in San Francisco eine ganze Reihe von Büros, aber die Geschäfte, an denen wir interessiert sind, scheint er von anderswo aus zu tätigen - möglicherweise von zu Hause. Er ist vorsichtig und clever. Er wird bald nach Palm Beach fahren, und wir hätten gerne, daß dort jemand in seiner Nähe ist.«
    »Denken Sie dabei etwa an mich?« fragte Sloan mit gemischten Gefühlen.
    »Nein, nicht direkt jedenfalls, sondern eher an mich selbst. Ich möchte, daß Sie Reynolds morgen anrufen und ihm sagen, daß Sie es sich anders überlegt haben: Sie wollen diese Gelegenheit, ihn kennenzulernen, doch nicht ungenutzt lassen und ihn daher in Palm Beach besuchen.«
    »Und was haben Sie davon?«
    Er sah sie mit einer vielsagenden Unschuldsmiene an. »Verständlicherweise würden Sie gerne einen Freund mitbringen, damit Sie sich in Ihrer neuen Umgebung nicht so allein und unsicher fühlen; jemanden, mit dem Sie etwas unternehmen können, wenn Ihr neuer Vater keine Zeit für Sie hat.«
    Sloan, die zu ahnen begann, worauf er hinauswollte, lehnte sich hilflos in ihrem Stuhl zurück und starrte ihn an. »Und dieser Freund wären Sie?«
    »Natürlich.«
    »Natürlich«, wiederholte sie wie benommen.
    »Falls Reynolds Einwände hat, daß Sie einen Freund mitbringen, sagen Sie ihm einfach, Sie hätten einen zweiwöchigen Urlaub mit mir geplant und würden Ihre Pläne nur ändern, wenn ich mitkommen kann. Er wird nachgeben. Er hat in Palm Beach ein Haus mit dreißig Zimmern, so daß ein weiterer Gast nicht besonders auffallen wird. Außerdem ist er im Moment so erpicht darauf, Sie kennenzulernen, daß er Ihnen keine Bedingungen

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