Farben der Sehnsucht
beleidigten Blick' zu, so daß Courtney sich schnell korrigierte. »Ich meine doch nur, daß du ein langweiliges Leben führst. Viel Arbeit, kein Vergnügen.«
»Ein lebhafter Kontrast zu deinem eigenen Leben. Kein Wunder, daß du keinen Respekt für das meine hast.«
»Welche glückliche junge Dame wird denn in Palm Beach das Objekt deiner Begierde sein?«
»Ich glaube, du willst dir eine Tracht Prügel einhandeln.«
»Ich bin zu alt, um verprügelt zu werden. Außerdem bist du nicht mein Vater.«
»Diese Tatsache gibt mir den Glauben an Gott zurück.«
Sie beschloß, das Thema zu wechseln. »Übrigens, ich habe Paris gestern bei Saks in der Fifth Avenue gesehen. Auch die Reynolds sind auf dem Weg nach Palm Beach. Weißt du, Noah, wenn du nicht aufpaßt, wirst du eines Morgens aufwachen und mit Paris verheiratet sein.«
Er warf einen goldenen Füllfederhalter und einen Bleistift in seine Aktentasche und ließ sie zuschnappen; dann drehte er das Kombinationsschloß. »Das wäre die kürzeste Ehe der Welt.«
»Magst du Paris nicht?«
»Doch.«
»Wieso heiratest du sie dann nicht?«
»Abgesehen von allem anderen ist sie zu jung für mich.«
»Das stimmt. Du bist vierzig und ein alter Mann.«
»Du bist wirklich widerlich.«
»Ich weiß; das liegt nun mal in meiner Natur. Wenn Paris so steinalt wie du wäre, würdest du sie dann heiraten?«
»Nein.«
»Wieso nicht?«
»Kümmere dich um deine eigenen Angelegenheiten.«
»Dein Leben gehört nun mal zu meinen Angelegenheiten«, sagte sie fast zärtlich. »Ich habe keine anderen Geschwister außer dir.«
Ihr Überraschungsmanöver sollte ihn besänftigen und umstimmen, und Noah wußte das. Dennoch verfehlte sie ihr Ziel nicht, daher schwieg er und beschloß, seine Energien für den Kampf aufzuheben, den er mit ihr über die Fahrt nach Palm Beach ausfechten würde müssen. Ihr Vater war fest entschlossen, seinen Wohnort nach Palm Beach zu verlegen und Courtney dort in die Schule zu schicken, und Noah hatte nicht die Absicht, sich in die Auseinandersetzungen zwischen den beiden einzumischen.
»Willst du überhaupt mal heiraten?«
»Nein.«
»Wieso denn nicht?«
»Weil ich es ausprobiert habe und es mir nicht gefallen hat.«
»Jordanna hat dir die Ehe wohl auf Dauer madig gemacht, was? Paris denkt sogar, daß du seit der Trennung von Jordanna keine andere Frau mehr ansiehst.«
Er hob den Blick von seinen Akten, die er gerade durchblätterte, und sah sie mit wachsender Ungeduld an. »Sie denkt was?«
»Paris weiß nichts von den Frauen, die du mit dir auf die Yacht nimmst oder die aus deinen Hotelzimmern geschlichen kommen. Da ich dich ja auch nicht oft auf Reisen begleiten darf, hatte ich selbst auch kaum Gelegenheit, einen Blick auf sie zu erhaschen. Paris glaubt, daß du herzensgut und von deiner ersten Ehe tief verletzt bist und seitdem absolut abstinent lebst.«
»Fein. Laß sie das ruhig weiterhin glauben.«
»Zu spät, tut mir leid. Ich habe ihr alles erzählt. Die ganze schreckliche, schmutzige Wahrheit.«
Noah schrieb ungerührt an der Notiz für seinen Assistenten weiter und schien von ihren Worten völlig unbeeindruckt. »Ich nehme dich mit nach Palm Beach.«
»Auf keinen Fall! Dazu hast du kein Recht.«
Er hielt im Schreiben inne und warf ihr denselben unerbittlichen Blick zu, mit dem er es schon oft geschafft hatte, anderen Menschen seinen Willen aufzuzwingen. »Sei ein bißchen vorsichtiger mit dem, was du sagst«, meinte er dann etwas sanfter. »Und jetzt geh in dein Zimmer und fang an zu packen.«
»Nein, das werde ich nicht tun.«
»Gut. Dann nehme ich dich so wie du bist mit, und du verbringst die nächste Zeit in diesen ekelhaften Klamotten. Du hast die Wahl.«
»Du bluffst doch nur.«
»Ich bluffe nicht. Nach all unseren Streitigkeiten solltest du das besser als die meisten anderen wissen.«
»Ich hasse dich, Noah.«
»Das ist mir verdammt egal. Geh jetzt packen, wir sehen uns morgen früh.«
In ihren Augen standen Tränen, als sie widerwillig von der Armlehne glitt. Es hätte ihr jedoch nichts genutzt, ihm eine Szene zu machen, denn er hatte nicht die geringste Absicht, nachzugeben.
12
Sloan war so mit ihren Gedanken an die bevorstehende Reise nach Palm Beach beschäftigt, daß sie Jess’ Streifenwagen hinter sich erst bemerkte, als er die Scheinwerfer einschaltete. Das Licht blendete sie, und als sie nun in den Rückspiegel blickte, konnte sie gerade noch sehen, wie er sich per Handzeichen von ihr verabschiedete und
Weitere Kostenlose Bücher