Farben der Sehnsucht
den Blinker setzte. Dann wünschte er ihr über Lautsprecher einen schönen Urlaub, bog um die Ecke und war verschwunden.
Als Sloan zu Hause ankam, standen in ihrer Einfahrt die Autos von Sara und Kimberly. Auch Paul Richardson war schon da und im Moment gerade damit beschäftigt, ihr Gepäck in den Kofferraum eines hellblauen Coupés zu laden, das er für ihre gemeinsame Reise gemietet hatte. Sloan hatte ihn in den zwei Wochen seit ihrer Einwilligung, nach Palm Beach mitzukommen, nur noch einmal gesehen, um gemeinsam mit ihm und ihrer Mutter zu Mittag zu essen. Kimberly war von dem attraktiven Mann begeistert gewesen.
Sloan stellte erstaunt fest, daß es ihm anscheinend einige Mühen bereitete, das Gepäck im Kofferraum unterzubringen. Nachdem er verschiedene Stapelvarianten ausprobiert hatte, gab er sich schließlich geschlagen, hob einen seiner eigenen Koffer wieder aus dem Kofferraum und verstaute ihn statt dessen auf dem Rücksitz.
»Kann ich helfen?« fragte Sloan endlich.
»Nein, ich brauche wohl eher ein größeres Auto«, sagte er mit einem schiefen Lächeln.
»Ich bin in fünf Minuten fertig«, versprach Sloan. Da sie selbst nur zwei von Sara geborgte mittelgroße Koffer gepackt hatte, nahm sie an, daß entweder der Kofferraum des Wagens zu klein oder Agent Richardsons Gepäckstücke zu groß waren, aber sie hatte keine Lust, sich in eine Diskus sion darüber einzulassen. Als ihre Mutter und Sara erfahren hatten, daß Sloan nun doch nach Palm Beach fahren wollte, hatten sie ihr endlose Ratschläge über die mitzunehmende Garderobe erteilt, bis Sloan sich schließlich jede weitere Erwähnung des Themas verbeten hatte.
Sie hatte noch nie viel Geld für Kleidung ausgegeben und betrachtete - ganz im Gegensatz zu ihrer Mutter und ihrer besten Freundin - diese Reise durchaus nicht als Grund, ihre Gewohnheiten oder gar ihr Image zu ändern. Natürlich hatten die beiden keine Ahnung, daß Sloan in Wirklichkeit nur nach Palm Beach fuhr, um ihren Vater im Auftrag des FBI auszuspionieren. Dennoch konnte sich Sloan über ihre Vorstellungen nur wundern: Die beiden Frauen waren unaufhörlich damit beschäftigt, sich in den herrlichsten Farben auszumalen, was Sloan in Palm Beach tragen und wie sie die Herzen aller Männer im Sturm erobern würde. »Carter wird hingerissen sein«, schwärmte Kimberly glücklich, als Sloan ihr die Änderung ihrer Pläne mitteilte, »wenn er dich in dem schwarzen, perlenbesetzten Cocktailkleid sieht, das in Faylenes Schaufenster hängt. Ich werde es für dich kaufen.«
Sara hingegen hatte andere Vorstellungen über das perfekte Outfit ihrer Freundin. »Ich sehe dich schon vor mir, wie du in meinem roten Leinenkleid den Palm Beach Polo Club betrittst und er plötzlich vor dir steht... gutaussehend, reich, aufregend...«
»Wollt ihr jetzt beide damit aufhören?« unterbrach Sloan die beiden. »Mom, wage es nicht, auch nur einen Dollar für mich auszugeben. Falls du es doch tust, werde ich jedes einzelne Kleidungsstück zurückgeben, ohne es jemals getragen zu haben. Und Sara, ich danke dir für dein Angebot, aber ich weigere mich, Mannequin zu spielen, nur um Carter Reynolds zu beeindrucken.«
»Okay, aber was ist, wenn du deinem Märchenprinzen begegnest?«
»Die Art von Mann, die du im Kopf hast, entspricht wohl eher deinem Märchenprinzen als dem meinen«, erwiderte Sloan mit einem vergnügten Lächeln. »Außerdem nehme ich doch Paul mit, oder hast du das vergessen?«
»Gut, aber du bist ja schließlich nicht mit ihm verlobt. Es ist also nichts dabei, wenn du dir alle Möglichkeiten offenhältst, und mein rotes Kleid würde dir wirklich gut stehen. Es ist raffiniert, aber doch nicht zu aufdringlich ...«
»Bitte, fang nicht schon wieder damit an«, flehte Sloan und hielt sich die Ohren zu, bevor Sara zu einem ihrer begeisterten Monologe über Mode anheben konnte. »Paß auf, wir treffen eine Abmachung: Ich werde deinem Rat folgen und versuchen, mir alle Möglichkeiten offenzuhalten, wenn du mir nichts mehr über Kleider erzählst.« Sie stand auf, um dem Gerede ein für allemal ein Ende zu machen, und kündigte an, daß sie nun zu Bett gehen wolle.
Aber die Diskussion war damit nicht zu Ende gewesen. Sie wurde fortgeführt, Tag für Tag, Stunde für Stunde, ob Sloan nun dabei war oder nicht. Tatsächlich waren Kimberly und Sara so hartnäckig, daß Sloan schon befürchtet hatte, Sara würde ihr beim Abschied noch eine Reisetasche mit weiteren Kleidern aushändigen, die sie
Weitere Kostenlose Bücher