Farben der Sehnsucht
einen prüfenden Blick auf die elf Seiten mit den Namen und Adressen der Freunde der Reynolds in Palm Beach. Er nahm einen Stift und strich die Namen der Leute durch, die er nicht mochte oder von denen er annahm, daß Sloan sie nicht mögen würde; dann schob er die Liste seiner Sekretärin zu. »Etwa hundertsiebzig Gäste, würde ich sagen.«
»Da es sich um eine so kurzfristige Einladung handelt und Sie wahrscheinlich ein Essen servieren wollen, nehme ich an, daß die Party in einem Ihrer Clubs stattfinden wird? Obwohl ich wirklich nicht glaube, daß die Zeit ausreicht, um...«
»Die Party soll im Garten von Carter Reynolds stattfinden.«
Mrs. Snowden blinzelte ihn verständnislos an. »Sie wollen heute abend eine Gartenparty für hundertsiebzig Leute geben? Bedenken Sie doch, daß der Catering-Service...«
Er unterbrach ihre Einwände erneut. »Wir können ein Buffet aufstellen, etwa in dem Stil, wie wir es das letzte Mal gehalten haben. Zusätzlich sollten sich ein paar Kellner mit Tabletts unter die Leute mischen, damit nicht alle Gäste am Buffet anstehen müssen. Ich will, daß alles nur vom Feinsten ist.«
»Selbstverständlich«, kapitulierte Mrs. Snowden, doch ihr Gesichtsausdruck schien ihr zu widersprechen.
»Wichtig ist auch, daß der Champagner nicht ausgeht -Dom Perignon natürlich... Oh, und sorgen Sie bitte auch dafür, daß einige von diesen Eisdingern aufgestellt werden. Sie sehen so hübsch aus...«
»Eisskulpturen?« fragte sie zaghaft.
»Ja. Und natürlich Blumen.«
»Natürlich«, echote sie, einer Ohnmacht nahe.
»Wir brauchen selbstverständlich auch ein Orchester. Sie wissen ja, wie man das organisiert. Sie haben es schon zahllose Male für mich getan.«
»Ja, aber nicht bei einem so kurzfristigen Termin!« rief Mrs. Snowden aus, die nun wirklich den Tränen nahe war. Es kam so gut wie nie vor, daß sie einmal etwas nicht bewerkstelligen konnte, doch diesmal sah sie schwarz. »Mr. Maitland, ich wüßte wirklich keinen Weg, wie ich das alles schaffen könnte.«
»Ich erwarte nicht, daß Sie es alleine schaffen«, sagte Noah ungeduldig. »Wir haben hier gerade zwei Hotels gekauft. Überlassen Sie die Details den Leuten dort.«
Mrs. Snowden sah einen kleinen Hoffnungsschimmer und beschloß, sich dieser Herausforderung zu stellen und diese Herkulesaufgabe zu übernehmen. Sie würde sowohl organisatorisches wie diplomatisches Geschick erfordern, und von beidem hatte sie als Noahs Sekretärin eine ganze Menge. »Ich werde sehen, ob ich die Hotelmanager dazu überreden kann«, sagte sie nicht ohne Stolz.
»Ich zweifle nicht an Ihrem Erfolg«, erwiderte Noah kurz. »Sie werden die Einladungen telefonisch abwickeln müssen. Sagen Sie allen Gästen, daß Sie in Carters Auftrag anrufen und daß die Party zu Ehren seiner Tochter Sloan gegeben wird.«
Sie nickte. »Ich werde aber Hilfe benötigen. Mir sind gerade zwei der Assistentinnen in unserem Büro in San Francisco eingefallen, denen ich es zutraue, eine telefonische Einladung zu einer so kurzfristig angesetzten Dinnerparty auf einigermaßen liebenswürdige Weise über die Bühne zu bringen. Ich könnte ihnen die Liste faxen, aber sie müßten die Einladungen natürlich per Ferngespräch erledigen. Ist das in Ordnung?«
»Selbstverständlich.«
»Dann ist da noch ein Problem: Die Gäste könnten argwöhnen, daß wir sie nur als Lückenbüßer für eventuelle Absagen in letzter Minute anrufen. Sie wären dann natürlich beleidigt und würden sich womöglich sogar weigern, zu kommen.«
Noah griff nach der Tagespost, die Mrs. Snowden geöffnet und in den Eingangskorb auf seinem Schreibtisch gelegt hatte. »Dann sagen Sie ihnen, wir hätten gerade erst bemerkt, daß die schriftlichen Einladungen nicht abgesendet worden waren. Geben Sie dem Postamt die Schuld, wenn Sie wollen. Jeder tut das.«
Courtney schwang ihr Bein wieder über die Armlehne und stand auf. »Das klingt ja ganz nach einer der üblichen langweiligen Palm-Beach-Partys. Ich bin verdammt froh, daß mein Name nicht auf dieser Liste steht. Kein Mensch könnte mich je auf so eine Party schleppen.«
Noah sah von dem Brief in seiner Hand hoch. »Sloan hat ausdrücklich zu mir gesagt, daß sie dich dabeihaben möchte. Bitte zwinge mich nicht, dich an den Haaren hinzuzerren.«
Statt sich zu zieren und herumzumaulen, wie Noah erwartet hatte, starrte Courtney ihn mit offenem Mund an. »Sloan hat mich eingeladen? Du machst wohl Witze?«
»Nein, durchaus nicht.«
»Dann habe
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