Farlander - Der Pfad des Kriegers - Buchanan, C: Farlander - Der Pfad des Kriegers - Farlander
Tier zu beruhigen. Am Ende beschloss der Fahrer, ihm die Kehle durchzuschneiden, was er mit einer Miene grimmiger Entschlossenheit tat.
Gnädiger Narr , dachte Bahm einige Zeit später, als er sich noch immer die pochende Seite hielt und seine Beine ihn immer schneller auf die Strahlen des Sonnenlichts zutrugen, die wie die einladende Hand eines wohlwollenden Gottes den Eingangsschacht hinunterfielen …
Hier hat mein Bruder den Verstand verloren .
Bahm fühlte sich so unsicher auf den Beinen, dass er nicht sofort den Berg zum Ministerium hinaufsteigen und Bericht erstatten konnte. Seine Schicht war für heute vorbei, und so entschloss er sich, seinen Bericht erst morgen abzugeben. Er hielt eine vorbeifahrende Rikscha an und nannte dem Mann seine Adresse, während er in den engen Sitz kletterte und die Pracht des offenen, klaren Himmels über ihm genoss.
Die Straßen waren wie üblich vom Verkehr und Handelstreiben verstopft. Die Rikscha bahnte sich mit einigen Schwierigkeiten einen Weg durch die Menge; der Eigner war in einen langsamen Trott verfallen und stieß immer dann einen Ruf aus, wenn er freie Bahn brauchte. Sie fuhren durch das Barbierviertel und die Straßen, die Bahm als Junge gekannt hatte. Es war ein armes, aber heimeliges Viertel mit vielen Friseuren, kleinen Läden und heruntergekommenen Mietshäusern, doch
inzwischen schien es voller Bettlerkarren und Prostituierter zu sein, die er vor dem Krieg während der Tagesstunden nie hier gesehen hatte. Er beobachtete die Straßenmädchen, als der Karren an ihnen vorbeirollte. Ihre hauchdünnen Kleider verbargen kaum etwas vor seinen umherstreifenden Blicken.
Es war schon spät am Nachmittag, als er bei seinem Zuhause im nördlichen Viertel der Stadt ankam, das so weit wie möglich vom Schild entfernt lag. Erleichtert darüber, dass die Arbeit für heute getan war, verließ er die Rikscha vor seinem Stadthaus, gerade als seine Schwägerin Reese in ihrem eigenen Karren vorfuhr.
Was für ein seltsamer Zufall, dachte Bahm und spürte so etwas wie Schicksal oder Dao in diesem Zusammentreffen, da sein Bruder in Bahms Gedanken im Augenblick besonders gegenwärtig war.
Reese umarmte ihn und drückte ihm einen Kuss auf die Wange, während er sie in sein kleines zweistöckiges Haus führte. Es war etwas geräumiger als das erste Heim, das er und Marlee über dem öffentlichen Bad bewohnt hatten, aber es war dennoch sehr beengt hier. Das Haus war leer, was ihn einen Augenblick lang überraschte, bis er sich daran erinnerte, dass Marlee und die Kinder heute ihre Schwester besuchten.
Er und Reese tranken Chee auf dem Balkon im ersten Stock und plauderten miteinander, denn seit ihrem letzten Besuch in der Stadt hatte er sie nicht mehr gesehen.
»Wo ist Loos heute?«, fragte er höflich, da er der Meinung war, dass er sich wenigstens der Form halber nach ihrem aktuellen Partner erkundigen sollte.
Reese zuckte nur die Schultern. Bahm wusste, dass Loos manchmal für einige Tage wortlos verschwand. Vermutlich spielte er und besuchte die Huren; zumindest würde das dem Eindruck entsprechen, den Bahm von diesem Mann gewonnen hatte. Loos befand sich im einzugsfähigen Alter, was bedeutete, dass er entweder dem Einberufungsbescheid bisher erfolgreich entgangen war oder sich losgekauft hatte.
Es war eine Schande, dachte Bahm, denn dieser Mann würde zweifellos wieder zu Reese zurückkehren, sobald ihm das Geld ausgegangen war und er keinen Ort mehr hatte, zu dem er gehen konnte.
»Die Namenszeremonie deiner Tochter steht kurz bevor«, bemerkte Reese mit einem gezwungenen Lächeln.
»Ja«, sagte Bahm und versuchte, seinen Atem gleichmäßig zu halten. Er hatte herausgefunden, dass seine geprellte Seite dann nicht so sehr schmerzte.
»Ich lege schon seit einiger Zeit Nahrungsmittel dafür beiseite. Ein paar Kartoffeln für Pasteten und in Öl eingelegte Pfefferschoten. Ich fürchte, viel mehr wird mir nicht möglich sein.«
»Das ist sehr freundlich von dir«, seufzte Bahm. »Marlee scheint mir nicht zu glauben, wenn ich ihr sage, dass es keine Extrarationen geben wird.«
Reese nickte nachdenklich und starrte in ihren Becher.
»Irgendetwas macht dir Sorgen«, sagte er. »Das erkenne ich immer.«
Sie sagte nichts. Er überlegte sich, was er als Nächstes sagen sollte, und da wusste er plötzlich, was sie bedrückte.
»Es ist Nico, nicht wahr?«
Sie kniff die Augen zusammen und schaute weg. »Er ist weggegangen«, gestand sie.
»Weggegangen? Wohin?«
Wieder
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